Nervenprobe: Fürths Bürgeramt ist am Limit
28.8.2017, 12:20 UhrEigentlich hat das Einwohnermeldeamt in der Schwabacher Straße freitags bis zwölf Uhr geöffnet. Doch schon um 11.30 Uhr sind die Schotten dicht: "Bürgeramt allgemein geschlossen", leuchtet es einem vom Display der Aufrufanlage entgegen, an der man normalerweise eine Wartenummer ziehen kann. Viele Besucher betrachten zunächst etwas ratlos die Aufschrift. Einer fragt: "Aber es ist doch noch nicht 12 Uhr?"
Richtig. Eigentlich haben die Schalter auch noch geöffnet. Ist der Andrang zu groß, ziehen die Mitarbeiter aber die Notbremse – und zwar dann, "wenn man es im Rahmen der normalen Dienstzeit nicht mehr abarbeiten kann", sagt Ordnungsreferent Mathias Kreitinger. Wann das der Fall ist, schätzen die Mitarbeiter anhand von "Erfahrungswerten" ab.
77 Minuten betrug die durchschnittliche Wartezeit am Freitag, gibt die Internetseite des Bürgeramtes Auskunft. 40 Nummern waren vor ihm an der Reihe, berichtet einer, der gerade noch einen Zettel ergattert hat und nun seit einer halben Stunde auf den Metallbänken sitzt.
Das ist noch wenig. "92 Leute vor mir", kommentierte kürzlich ein Nutzer auf Facebook unter einem Artikel der FN, in dem es um das neue Selbstbedienungsterminal in der Behörde ging. An der Speed-Capture-Station können Besucher ihr biometrisches Foto, Fingerabdrücke und die Unterschrift auf einen Schlag erfassen und digitalisieren lassen – auch, um Zeit zu sparen.
Doch zurzeit nützt das nicht viel, es herrscht Hochsaison im Bürgeramt. Pressesprecher Norbert Mittelsdorf erklärt, warum es momentan so lange dauert: "Das Besucheraufkommen ist in den Ferien immer besonders groß." Viele nutzen die freie Zeit, um einen neuen Personalausweis oder Reisepass zu beantragen. "Außerdem merken vor dem Urlaub viele, dass sie ihren Pass verlängern lassen müssen", ergänzt Kreitinger.
Dazu kommt, dass die Behörde personell gerade schlecht da steht. Urlaub und Krankheit sind einerseits dafür verantwortlich, aber auch die bevorstehende Bundestagswahl bindet Kräfte. "Wir müssen Leute abziehen, um zum Beispiel die Briefwahl vorzubereiten", sagt Mittelsdorf.
Die Stadt habe aber schon auf die angespannte Personallage reagiert und neue Mitarbeiter eingestellt, so der Pressesprecher. Weitere sollen folgen. Allerdings müssen die erst eingearbeitet werden. Wer also keinen Termindruck hat, lässt sich besser bis nach der Bundestagswahl Zeit, um sich umzumelden oder Dokumente zu verlängern. Oder zumindest bis nach den Ferien.
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