Neuanfang für zwei Wirtshäuser in der Gustavstraße

25.5.2016, 06:00 Uhr
Neuanfang für zwei Wirtshäuser in der Gustavstraße

© Athina Tsimplostefanaki

Das Gerücht, dass einst Gustav Adolf im Grünen Baum abgestiegen ist, hält sich hartnäckig, wird dadurch aber nicht wahrer. Der Schwedenkönig hielt sich im Jahr 1632 zwar tatsächlich in Fürth auf, nächtigte allerdings im nahen Pfarrhaus von Sankt Michael.

Auch ohne Gustav Adolf hat der Grüne Baum, der zu den ältesten Fürther Wirtshäusern gehört, schon viel gesehen und erlebt, ehe Ende 2014 ein eher unrühmliches Kapitel aufgeschlagen wurde: Die damaligen Wirtsleute mussten nach einer Insolvenz das Gasthaus zusperren, zuvor war ein Rettungsversuch mit Fernsehkoch Frank Rosin gescheitert.

Nach eineinhalb Jahren Leerstand hat das Lokal im Herzen der Gustavstraße jetzt wieder eine Zukunft. Die Fürther Unternehmerfamilie Streng hat es der Münchner Inselkammer-Gruppe abgekauft und plant eine aufwendige Sanierung, bei der nicht nur Brandschutz und Statik des Gebäudes überprüft, sondern auch Lüftungsanlagen und Küche erneuert werden.

Für die Familie Streng ist es binnen kurzer Zeit bereits die zweite Investition in eine Fürther Traditionsgaststätte. Erst vor wenigen Monaten hatte sie das „Schwarze Kreuz“ am Rathaus erworben, das im November dieses Jahres mit neuen Pächtern an den Start geht (wir berichteten). Der Grüne Baum soll Mitte 2017 eröffnen. Auch der große Saal kann dann wieder für Veranstaltungen aller Art gebucht werden.

Zuvor müssen die neuen Eigentümer gemeinsam mit der Augustiner Bräu einen neuen Wirt finden. Das Bier der Münchner Brauerei fließt künftig im Grünen Baum, das hat sich die an Augustiner beteiligte Familie Inselkammer im Kaufvertrag festschreiben lassen. Aus dem Rennen ist damit die Nürnberger Tucher Bräu, die das Lokal in der Vergangenheit gemietet und weiterverpachtet hatte.

Neuanfang für zwei Wirtshäuser in der Gustavstraße

© privat

Im Nachbarhaus ging alles schneller: Harald Walter, der das Pfeifndurla seit Mai 2009 geführt hat, räumt gerade aus, sein Nachfolger steht schon in den Startlöchern. Christian Scheuer, der gastronomische Erfahrung mitbringt – zuletzt arbeitete er im Irish Cottage – , übernimmt das Lokal und macht daraus mit seiner Frau das „Cheers im Pfeifndurla“.

Wehmütig sei er nicht, sagt Harald Walter, da sei er nicht der Typ dafür. Aber sehr berührt habe ihn der Abschied, den ihm die SpVgg-Fans bereiteten: Beim letzten Heimspiel im Ronhof am Sonntag vor einer Woche, es war zugleich sein letzter Öffnungstag, hielten sie ein Spruchband in die Höhe: „Prost Harald – ein Dank an den Wärdd aus Färdd“.

Dass die Kneipe ein Ort für Kleeblattfans sein sollte, habe von Anfang an zum Konzept gehört, erzählt der Wirt, der seit 2011 ganz besondere Erinnerungen mit den Fans teilt: Nach dem Derbysieg im Dezember feierten Trainer Mike Büskens und ein Teil der Mannschaft im Pfeifndurla ausgelassen mit den glückseligen Anhängern.

In der Mitte der Gustavstraße gelegen, gehört der Betrieb aber auch zu den Kneipen, gegen die Kläger aus der Altstadt vorgingen, um mehr Ruhe zu erstreiten. Für ihn sei seit langem klar gewesen, dass er schließen werde, wenn ein Gericht die 22-Uhr-Sperrzeit für Freischankflächen verordnen würde, sagt Walter, der sein Lokal unter der Woche erst um 17 Uhr öffnete. Die Leute bereits um halb zehn wieder nach Hause zu schicken, darauf habe er keine Lust.

Britisches Bier

Walter will, nachdem er das Lokal übergeben hat, eine Auszeit nehmen — und dann: „in Ruhe gucken, ob es in Fürth wieder ein Lokal gibt, das zu mir passt“.

Seine Nachfolger wollen unterdessen am 3. Juni mit einer Eröffnungsfeier loslegen. Um den Streit in der Gustavstraße wissen Christian Scheuer und seine Frau natürlich. Nicht schön sei dieser, sagt der 37-Jährige, aber sie wollen sich wie ihr Vorgänger „heraushalten und nicht weiter Öl ins Feuer gießen“. Unter ihrer Regie wird das „Cheers“ auch tagsüber geöffnet sein.

Abends wollen sie auch weiterhin Speisen vom Grill anbieten. Der Name „Cheers“ steht dafür, dass es hier neben fränkischen künftig auch britische Biere geben soll. Ob das Lokal weiter Kleeblattfans anziehen wird, könne er nicht sagen, so Scheuer: „Das werden die Gäste selbst entscheiden, wem es her gefällt.“

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