Neue Montessori-Schule legt im Herbst los
19.7.2020, 21:00 UhrGeradezu paradiesische Zustände sieht Bürgermeister und Schulreferent Markus Braun aufziehen, wenn in der Montessori-Grundschule an der Kapellenstraße am 8. September die Türen für die Erstklässler öffnen. Je zwei Pädagogen, eine studierte Grundschullehrkraft mit zweijähriger Montessori-Zusatzausbildung und eine weitere Montessorikraft kümmern sich dann um maximal 16 Schüler. Ein absolutes Alleinstellungsmerkmal sei das in der Fürther Schullandschaft.
Hier fehlt bisher ein Angebot, das auf den reformpädagogischen Grundsätzen der 1870 geborenen Ärztin und Philosophin Maria Montessori fußt. "Fürth ist die einzige Stadt weit und breit, die noch keine Montessori-Schule hat", sagen die Initiatorinnen Nina Wibmer und Victoria Loebermann-Fickl von der Montessori-Initiative Fürth e.V. beim Ortstermin vor dem Containerbau, der bisher gern als Ausweichquartier für Schulklassen genutzt wird. Dort sind ab Herbst die Montessori- und Teile der Grundschule am Kirchenplatz untergebracht. "Geradezu ideal" nennt es Braun, wenn sich Gleichaltrige austauschen und in den Pausen gemeinsam herumtollen. Ein mehrmonatiger Entscheidungsprozess mit viel Papier – zwei dicke Ordner füllt der Antragsvorgang – war nötig. Dann gab die Bezirksregierung "grünes Licht" für das völlig andere Schulkonzept in der Kleeblattstadt.
"Bei Maria Montessori gibt es keinerlei Noten und auch zu keinem Zeitpunkt eine Art schriftliche oder mündliche Prüfung", erklärt Loebermann-Fickl. Stattdessen ordne sich das Lernen dem Grundsatz unter "Hilf mir, es selbst zu tun". Dabei unterstützen ältere Schüler jüngere. Es gibt keine klassischen Jahrgangsstufen mit gleichaltrigen Schülern. Vielmehr treffen in einem Klassenverband mehrere Jahrgänge zusammen.
Das Konzept erfreut sich zunehmender Beliebtheit, und so ist die Warteliste für den Fürther "Monte"- Ableger lang. "Auf einen freien Platz kamen mehr als drei Bewerber", berichtet Loebermann-Fickl, die selbst Grundschullehrerin mit Montessori-Diplom ist und über mehrjährige Praxiserfahrung verfügt.
Von einem immensen Anstieg der Grundschülerzahlen spricht auch Markus Braun, als er den Initiatorinnen den Zulassungsbescheid übergibt. "In vier Jahren verfügt die Schule über knapp einhundert Plätze", zitiert er aus den Bewerbungsunterlagen. Dann sei man bei der Stadt froh über genügend Kapazitäten.
Erfolgreiches Crowdfunding
Voll des Lobes ist Braun für den Lehransatz, der ein Augenmerk auf "Achtsamkeit" legt. "Das gilt nicht nur im Sozialverband, sondern auch für sich selbst und im Umgang mit der Natur", berichtet Nina Wibmer vom Initiativkreis. Gerade letztere Zielsetzung sei ideal am Standort mit viel Grün in der Nähe. Vorgesehen ist, dass sich zwei Unterrichtstage komplett im Freien abspielen.
Damit das Konzept nicht an den Finanzen scheitert, sammeln die Mitglieder der Initiative seit Anfang 2020 Geld. Mit Erfolg. "Unser Crowdfunding-Programm zur Finanzierung von speziellen Lehrmitteln brachte trotz Corona binnen kürzester Zeit 10 000 Euro zusammen", freut sich Loebermann-Fickl. Die Stadt gibt mit einer günstigen Miete Rückenwind. Pro Kind und Monat müssen die Eltern 230 Euro Schulgeld entrichten. Das Salär für die Lehrkräfte übernimmt zu 65 Prozent die bayerische Staatskasse, den Rest schultert der Trägerverein. "Bei der Bezahlung richten wir uns nach den aktuellen Tarifverträgen", so Loebermann-Fickl.
Wem das Konzept liegt, kann, so die Pläne des Vereins, künftig bis zur Oberstufe und als Externer sogar bis zum (Fach-)Abitur auf dem Weg Maria Montessoris gehen. Im Idealfall soll in fünf Jahren nämlich der Grundstein für ein eigenes Schulhaus gelegt werden, das dann auch höhere Klassen beherbergt.
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