Neuer Dreiklang

03.06.2010, 00:00 Uhr
Neuer Dreiklang

© Schönfeld

Engagierte Bürger, Vereine und andere Institutionen haben die Neuerwerbung durch Spenden möglich gemacht. Die politische Gemeinde und die Landeskirche teilen sich die Kosten für die Glockenstube. Am heutigen Donnerstag, dem Fronleichnamstag, weiht Pfarrer Winfried Buchhold im Rahmen eines Festgottesdienstes das Geläut.

Bisher war es nur ein kleines Glöckchen, dass im Turm der Friedenskirche hing. Gestiftet hatte es vor zehn Jahren Eberhard Boer, damals Bürgermeister von Tuchenbach. Schon im Jahr 2000 war geplant, dass eines Tages drei Glocken ertönen sollten.

Doch bei der Weihe der Friedenskirche fehlte noch das nötige Geld. Seither sammelt die Kirchengemeinde Spenden für ein neues Geläut. Erneut war es Eberhard Boer, der letztes Jahr die Idee einer weiteren Glocke wieder aufgriff. »Ich habe mir von meinen Geburtstagsgästen Spenden für eine neue Glocke erbeten«, erzählt er.

Letzten Willen respektiert

Als kurz darauf der angesehene Mitbürger Herbert Bittlinger, einer der Fürsprecher für den Bau der Friedenskirche, verstarb, kamen die Beerdigungsgäste dem letzten Willen des Verstorbenen nach, Geld für eine neue Glocke zu spenden.

Und auch der evangelische Altenkreis sammelte fleißig für das Anliegen. »Wir haben den Glockensachverständigen Gerd Hennecke gebeten uns zu sagen, welche Glocke wir als zweite kaufen sollten«, erinnert sich Pfarrer Winfried Buchhold. Hennecke winkte jedoch ab und stellte klar, dass es nur Sinn mache, drei neue Glocken anzuschaffen: »Denn sonst ist es so, wie wenn in einem Orchester einer eine andere Melodie spielt, es ist einfach nicht harmonisch«.

Glockenstifter Boer erklärte sich einverstanden, die alte Glocke einschmelzen zu lassen. Bürgermeister Leonhard Eder und der Gastwirt Leonhard Kalb waren sofort bereit, für die beiden weiteren Glocken zu stiften.

Harmonischer Lobgesang

Welche Töne aber sollten vom Kirchturm erklingen? Das ist eine Wissenschaft für sich. Da die Veitskirche in Veitsbronn die Mutterkirche der Friedenskirche ist, leitete der Experte die Töne vom Veitsbronner Geläut ab. Hennecke legte fest, dass die drei neuen Glocken eine Harmonie aus fis-, e- und cis-Tönen bilden sollen. Damit wird das »te deum«-Motiv aus dem Lobgesang aufgegriffen.

Der Auftrag für den Guss der drei Tuchenbacher Glocken ging an die renommierte Schmiede Bachert in Karlsruhe, die auch schon die neuen Glocken für die Dresdner Frauenkirche gegossen hat.

Am 14. Mai fuhr dann Pfarrer Buchhold zusammen mit den Stiftern und einigen Bürgern zum Glockenguss nach Karlsruhe. »Es war einfach überwältigend, so etwas erlebt man nur einmal in seinem Leben«, bringt Leonhard Eder die Stimmung auf den Punkt.

»Fest gemauert in der Erden, steht die Form aus Lehm gebrannt«, dichtete Friedrich Schiller einst in seinem Gedicht »Die Glocke« und so ist es auch noch heute. Die Arbeitsschritte sind seit dem Mittelalter unverändert.

Die Glockenbronze, eine Mischung aus Kupfer und Zinn, wird zwölf Stunden lang erhitzt bis sie 1080 Grad erreicht und die Glocke gegossen werden kann. »Eine Glocke sollte immer um 15 Uhr gegossen werden, denn das ist der Sterbezeitpunkt Jesu«, erläutert Pfarrer Buchhold die Tradition.

Erst nachdem der Fachmann Gerd Hennecke, die Reinheit des Glockenklangs überprüft hatte, traten sie ihre Reise nach Tuchenbach an. Dort fand am vergangenen Montag die feierliche Einholung statt. Nach einem kurzen Gebet wurden die Glocken von einer Fachfirma unter den Augen der Spender in den Turm hochgezogen und verankert.

»Selbst für mich ist es das erste Mal, dass ich bei einem solch historischen Ereignis dabei bin«, gesteht Pfarrer Buchhold im Hinblick auf die Weihe. Er musste erst mal in seiner »Agende« nachlesen, welche liturgischen Handlungen dabei angemessen sind, die heute um 10 Uhr stattfinden. Dann erklingen die neuen Glocken der Friedenskirche mit dem Wunsch wie einst Schillers berühmtes Gedicht endet »Frieden sei ihr erst Geläute«.

Die Gemeinde benötigt für die Glockenanlage noch Spenden. Konto: Evang. Kirchengemeinde Veitsbronn bei der Sparkasse Fürth, Konto: 235 267, Bankleitzahl: 762 500 00, Kennwort Glocken Friedenskirche.