Nicht füttern! Stadt Fürth kämpft gegen Taubenplage
1.12.2016, 06:00 UhrEine junge Mutter schiebt einen Kinderwagen durch die Adenaueranlage, mit einer Hand wirft sie Brotkrumen auf die Wiese. Tauben flattern herbei, stürzen sich auf die Nahrung. Der kleine Junge im Wagen sieht der pickenden Schar fasziniert zu. Auch wenn die Frau ihrem Kind vermutlich lediglich einen besonderen Anblick bieten wollte, sind es genau Szenen wie diese, die den Ordnungsamtsleiter Hans-Peter Kürzdörfer in Rage bringen.
Viele Städte führen einen vergeblichen Kampf gegen die Taubenplage. Vergeblich deshalb, weil es kein Patentrezept dagegen gibt, wie Kürzdörfer sagt. Bis auf eine Sache, die ihm zufolge jeder tun oder besser gesagt unterlassen sollte: Die Tiere auch noch zu füttern. Hätte ein städtischer Mitarbeiter die Mutter beobachtet, wäre ein Ordnungsgeld von um die 50 Euro (für Erstverstöße) fällig geworden. Tauben zu füttern, ist in Fürth wie in vielen anderen Kommunen verboten.
Keine natürlichen Feinde
Natürliche Feinde haben die Vögel in der Innenstadt nicht. In der Südstadt geht ein Falkenpärchen vom Turm der St.-Pauls-Kirche auf die Jagd. Allerdings schlagen die Greifvögel nicht so viele Tauben, als dass sie den Bestand auf Dauer klein halten könnten. Der Versuch, weitere Falken anzusiedeln, würde scheitern, prophezeit Kürzdörfer, denn diese wählen ihren Standort selbst. Jeglichen Ambitionen der Stadtverwaltung, die Tauben einzufangen und zu töten, so der Behördenleiter, schiebe das Tierschutzgesetz einen Riegel vor.
Zum Problem werden vor allem die Hinterlassenschaften der großen Schwärme, die sich rund um den Bahnhof sowie in der Altstadt tummeln. Taubenkot kann Krankheiten übertragen und wegen der ätzenden Substanzen Gebäude schädigen. Im Fokus steht derzeit die Bahnunterführung in der Schwabacher Straße. Tauben nisten in den Nischen unterhalb der Eisenbahnbrücke und verdrecken die Fußgängerwege. Im Rathaus, das für deren Sauberkeit zuständig ist, gingen reihenweise Beschwerden ein.
Stadt drängt die Bahn
Um den Kot zu beseitigen, beauftragte das Tiefbauamt eine private Firma. Das Ergebnis war ernüchternd: "Wenige Tage später sah es schon wieder genauso aus", sagt Tiefbauamtsleiter Hans Pösl. Das Geld, mehrere tausend Euro, hätte sich die Stadt sparen können. "Oft können wir uns das nicht leisten", betont Pösl.
Die Stadt drängt deshalb die Deutsche Bahn zum Handeln, ihr gehört die Brücke. Der Konzern soll die Nischen verschließen, in denen die Tauben Unterschlupf finden. Bisher hatte die Bahn dort Netze aufgespannt, die allerdings vom Fahrtwind der Autos und Lkw regelmäßig zerpflückt wurden.
Jetzt soll eine dauerhafte Lösung her, und zwar nach dem Muster, wie die Stadt mit ihren eigenen Brücken umgeht: Aussparungen werden mit Plexiglasscheiben oder Blechen verschlossen. Nach Auskunft aus dem Rathaus will die Bahn das Problem womöglich noch im Dezember anpacken.
Die Arbeiten könnten mehrere Tage dauern und den Verkehr in der Unterführung behindern. Weil es sich um eine wichtige Ausfallroute handelt, über die bei einem Einsatz auch Feuerwehrfahrzeuge in die Südstadt rollen, gibt die Kommune der Bahn vor, nur in den verkehrsarmen Nachtstunden von 20 bis 6 Uhr zu arbeiten.
Dauerhaft gelöst wird das Taubenproblem damit nur punktuell an diesem Ort. Die Vögel werden wohl andere Nistplätze finden.
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