OB-Kandidat: Fürths Grüne setzen auf Kamran Salimi

Birgit Heidingsfelder

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14.10.2019, 16:00 Uhr
OB-Kandidat: Fürths Grüne setzen auf Kamran Salimi

© Markus Kohler

Es geht an diesem Samstag im Kulturforum darum, zu entscheiden, wer bei der Kommunalwahl im März als OB-Kandidat ins Rennen geht, und welche Frauen und Männer um einen Sitz im Stadtrat kämpfen. Sechs von 50 Plätzen haben die Grünen dort momentan, 26 die SPD und 12 die CSU. Mindestens eine Verdoppelung ihrer Mandate streben die Grünen nun an.

Die Öko-Partei befindet sich bekanntlich im Aufwind, sie kommt in bundesweiten Umfragen auf über 20 Prozent. Auch in Fürth hat sie bei den jüngsten Wahlen stolze Ergebnisse erzielt und sich 2018 erstmals ein Landtagsmandat geangelt. Entsprechend aufgeräumt ist die Stimmung im Kleinen Saal des Kulturforums bei der Aufstellungsversammlung für die Wahl am 15. März. Ihre Ziele formulieren die Kandidatenbewerber forsch und selbstbewusst. "Die absolute Mehrheit muss weg", ruft Kamran Salimi. Die grüne Fraktion soll zweitstärkste Kraft werden. Den OB müsse man in die Stichwahl zwingen.

Ein ehrgeiziges Unterfangen, hat Amtsinhaber Thomas Jung (SPD) doch zuletzt 73 und 2008 sogar 80 Prozent geholt. 2014 hatten die Grünen mit der 2016 verstorbenen Brigitte Dittrich eine Frau ins Rennen geschickt. Mit Kamran Salimi und Christoph Wallnöfer, Busfahrer und Sprecher des Verkehrsclubs Deutschland in Fürth, haben sich diesmal zwei Männer für die OB-Kandidatur zur Verfügung gestellt. Salimi entscheidet das interne Rennen mit 73 Prozent der Stimmen für sich.

Mit ihm an der Stadtspitze, verspricht er, würde nach 18 Jahren der Weg frei für mehr Bürgerbeteiligung und Transparenz bei Entscheidungsprozessen. Salimi will Stadtteilversammlungen institutionalisieren und – wie bei der Hornschuchpromenade – von Fall zu Fall in Workshops mit direkt Betroffenen um Lösungen ringen. Er plädiert für Live-Streams von Stadtrats- und Ausschusssitzungen und für die Einführung eines Bürgerhaushalts, der es den Fürthern erlauben würde, über einen Teil des städtischen Etats mitzubestimmen. Salimi will ökologischen Aspekten in allen Bereichen mehr Raum geben, er steht für eine Stärkung des sozialen Wohnungsbaus und eine "klare Kante" gegen Rechts, auch gegen die Rechtspopulisten von der AfD.

Der 50-Jährige gehört seit 2014 dem Stadtrat an, ist von Beruf Krankenpfleger, zurzeit freigestellter Personalrat am Klinikum Fürth, Gewerkschafter, Hobbyhistoriker und engagiert beim Online-Lexikon FürthWiki, im Altstadtverein, Bund Naturschutz und weiteren Organisationen und Initiativen. "Mir wird nachgesagt, meine Tage haben 26 Stunden."

Zwölf Stunden und mehr als 35 Wahlgänge vergehen, bis die rund 50 Anwesenden alle Aufgaben des Tages bewältigt und auch eine Liste mit ihren 50 Kandidaten und Kandidatinnen für den Stadtrat aufgestellt haben. Mit Ausnahme der Landtagsabgeordneten Barbara Fuchs treten alle Stadträte wieder an. Zugleich finden sich einige neue Gesichter, darunter auch Vertreter der Grünen Jugend auf den vorderen Plätzen.

Angeführt wird die Liste von Gabriele Zapf. Die 62-Jährige hat eine leitende Position in der Automobilzulieferindustrie inne, was, weil für Grüne eher untypisch, bei ihrer Wahl zur Vorsitzenden des Kreisverbands Fürth-Stadt im Januar kritisch hinterfragt wurde. Zapf sieht den Klimaschutz als "das allumfassende Thema", will regionale Wirtschaftskreisläufe stärken, Fürth als "grüne Stadt" mit ökologischen Verkehrssystemen entwickeln und drängt bei der Besetzung städtischer Stellen auf eine 50-prozentige Frauenquote.

"Das Rathaus rocken"

Auf den ersten zwanzig Listenplätzen stehen neben Kamran Salimi, Harald Riedel, Philipp Steffen, Dagmar Svoboda und Waltraud Galaske, die zum Teil schon viele Jahre im Stadtrat sitzen, Newcomer wie beispielsweise Sabine Weber-Thumulla (52), Geschäftsleiterin eines Umweltinstituts ("Ökonomie und Ökologie sind für mich keine Gegensätze"), Grüne-Jugend-Mitbegründerin und Fridays-for-Future-Aktivistin Anna Botzenhardt (18), Christoph Wallnöfer, der Fürths Stadtteile mit einem Ringbus verbinden will, Sonderschullehrerin Theresia Herden (60) oder der Gastronom und FürthWiki-Gründer Felix Geismann (32).

Sie alle wollen künftig verhindern, dass andere Parteien "grüne Politik klauen" und als ihre eigene ausgeben. Und sie wollen, so Gabriele Zapf unter großem Applaus, "das Rathaus rocken".

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