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OB und Fürther Fans trauern: Die Aufstiegssause fürs Kleeblatt ist abgeblasen

Wolfgang Händel

Leiter Lokalredaktion Fürth

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18.5.2021, 18:30 Uhr
Öffentlichkeitswirksam reinigte der Oberbürgermeister Ende April 2012, wenige Tage vor der großen Aufstiegsfeier, den Rathausbalkon für den Empfang der Fußballer. Auch wenn die Feier diesmal ausfallen muss – das Fege-Ritual würde er sich nicht nehmen lassen, sagt Thomas Jung.

© Foto: Horst Linke Öffentlichkeitswirksam reinigte der Oberbürgermeister Ende April 2012, wenige Tage vor der großen Aufstiegsfeier, den Rathausbalkon für den Empfang der Fußballer. Auch wenn die Feier diesmal ausfallen muss – das Fege-Ritual würde er sich nicht nehmen lassen, sagt Thomas Jung.

"Bitter ist gar kein Ausdruck", antwortet Thomas Jung im Gespräch mit den FN auf die Frage nach der Befindlichkeit angesichts der soeben beschlossenen Feier-Askese.

Nach einer mehrstündigen, dem Vernehmen nach "sehr intensiven" Runde mit Vertretern der Stadtspitze, der Polizei, des kommunalen Ordnungsreferats, von SpVgg und Gesundheitsamt wurde der Daumen gesenkt. Wie man es auch dreht und wendet: Eine Veranstaltung mit 10 000 Menschen und mehr, und sei sie noch so gut organisiert, kann man nicht gemäß den strikten Infektionsrichtlinien steuern, befinden die Experten des Gesundheitsamts. Zu groß sei die Gefahr der vielfachen Ansteckung mit dem Virus.

Er habe Verständnis für diese Haltung, sagt der OB, aber es tue ihm schrecklich leid für alle, die mit dem Kleeblatt fiebern – und nicht zuletzt natürlich für sich selbst. Noch einmal ausgelassen mit der Mannschaft auf dem Rathausbalkon Hof halten, unten auf dem Platz und den Straßen um die 25 000 freudetrunkene Menschen, so wie beim ersten Aufstieg Ende April 2012: Jung macht kein Hehl daraus, wie sehr er das genießen würde.

"Es war damals der emotionale Höhepunkt meiner Laufbahn", sagt er – und greift noch tiefer in die Pathos-Kiste: "Ein weiteres Mal, das wäre mehr, als man in einem Leben erwarten darf." Töne, die eingefleischte Fans gern hören werden.

Weniger willkommen wird ihnen der negative Bescheid aus der Amtsstube des Rathauschefs sein. Schon seit Wochen wird in den sozialen Medien immer öfter darüber gemunkelt, wie man denn im Fall der Fälle feiern werde – trotz alledem.

Appell an die Fans

Nicht mit dem Segen von Stadt und Verein, das steht jetzt fest. Der OB appelliert an die Vernunft der Fans, denn die wird es zweifellos trotzdem in Scharen hinaus drängen, sollte es diesen Sonntag oder am Samstag darauf klappen. Hinüber zum Ronhof, hinein in die fetenerprobte Gustavstraße.

Jung formuliert schon mal einen Aufruf, den die Kommune im Lauf der Woche auf den Weg bringen möchte: "Ignoriert nicht die Rechts- und Gesetzeslage, haltet euch an die Regeln, damit helft ihr der Stadt und der Mannschaft am meisten!"


Fürth möchte den Kleeblatt-Aufstieg trotz Corona feiern – aber wie?


Beschwichtigend könnte ein "kleines Trostpflaster" wirken, das er in Aussicht stellt: Zum Trainingsauftakt für die nächste Saison, eventuell Mitte Juli, werde die Sause in irgendeiner Form nachgeholt, sollte die Kleeblatt-Mission gelungen sein. Jung ist zuversichtlich, dass sich die Corona-Lage bis dahin dank der Impfungen entspannt hat.

Für den Augenblick gibt der OB die Devise aus, sich bloß nicht die Freude daran nehmen zu lassen, wie gut es für die Mannschaft läuft. Und er selbst wird sich etwas anderes im Aufstiegsfall nicht nehmen lassen: sein Ritual, den Rathausbalkon – abgeblasene Feier hin, abgeblasene Feier her – eigenhändig zu fegen. Klammheimlich werde er diesmal zum Besen greifen, ganz ohne öffentliches Trara. Wir werden sehen . . .

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