Ochs, Esel und der Familien-Van
3.11.2012, 14:03 UhrDie Cadolzburg ist diesmal relativ fern. Zumindest für die aktive Burgfestspieltruppe, die gerade ihr erstes Auswärtsspiel vorbereitet. Erstaunlich nah liegt
für einen Moment Hollywood. Während die Ouvertüre fürs taufrische Musiggl als Appetithappen in der Comödie erklingt, tauchen in der Fantasie der Zuhörer Bilder auf von fröhlichen Weihnachtsfamilien, Harmonie allüberall, sanft rieselnden Schneeflocken, Frieden auf Erden. Im Breitbildformat, versteht sich...
„Unser Stück ist anders als andere Weihnachtsspiele“, sagt Autor Fritz Stiegler. Sein Text richte sich einerseits „ziemlich streng nach der Bibel“. „Aber es geht diesmal um die nicht so bekannten Stellen, darum, dass der Josef zum Beispiel eine Weile arg eifersüchtig war.“ Parallel dazu wird von einer Familie im Weihnachtsstress unserer Tage erzählt: „Wie das miteinander verknüpft ist, das macht den besonderen Charme aus“, verspricht Stiegler.
Die Musik für die „Fränkische Weihnacht“ stammt wieder von Matthias Lange („Weiße Witwe“). Schon im April wurde seine Komposition in den Steinacher Streetlife Studios von den Nürnberger Symphonikern eingespielt. „Bei den Aufführungen gibt es Play-Back, aus Platzgründen — und weil wir uns die Symphoniker nicht jeden Abend leisten können“, verrät Lange. Gesungen wird allerdings live und obendrein gibt es eine CD, die gerade produziert wird. „120 Musiker sind darauf zu hören“, rechnet der musikalische Leiter vor und macht klar: „Das ist kein kleines Projekt.“
Warum aber machen sich die ebenso erfolgreichen wie ambitionierten Cadolzburger jetzt außerhalb der Freiluftsaison ans Werk? Dass die Frage auftaucht, hat sich Fritz Stiegler gedacht: „Wir sind ja kein Opernhaus, sondern ein junger Verein“, erklärt er, „die ,Weiße Witwe‘ hat zum Beispiel so viel gekostet wie ein hochwertiges Einfamilienhaus, über den Kartenverkauf wollen wir jetzt wieder Kostüme und so weiter finanzieren.“ Schließlich wird es im Sommer — dann wieder vor der ehrwürdigen Cadolzburg-Kulisse — ein neues Werk geben, den „Aeronauticus“. Aber, sagt der Autor, ohne Sponsoren wie Sparkasse, Tucher oder infra „wäre das alles sowieso gleich zweimal nicht zu machen“.
Dazu kommt obendrein die ungebremste Theaterlust der Cadolzburger. Alle drei Jahre ein frisches Stück, so lautet die Vorgabe, die man sich intern gesetzt hat. „Aber die Leute im Verein wollen ja spielen, das ist wie bei den Fußballern“, verdeutlicht Stiegler. Regisseur Jan Burdinski pflichtet ihm bei: „Diese enorme Begeisterung und Produktivität der Truppe ist unglaublich, dazu kommt eine Teamarbeit, die auch ein professionelles Haus nicht besser macht.“
Burdinski freut sich darauf, das Musical zu inszenieren: „Es geht um die Konfrontation einer modernen Familie mit der historischen Weihnachtsgeschichte, die Oma erzählt davon sogar auf der Kaufhausrolltreppe, es wird gesungen, getanzt, es gibt viel zu lachen und Tiefgang gibt es auch.“ Wie der ausschaut? Wird noch nicht wirklich verraten. Dafür erlaubt Burdinski einen Blick auf die Ausstattung: „Wir haben — dank eines Karosseriebauers in den eigenen Reihen — einen wunderbaren Familien-Van auf der Bühne, aber Ochs und Esel gibt es auch.“ Was zwischen Van und Krippe zu hören sein wird, ließ der Burgfestspiel-Chor jetzt schon einmal in der Comödie anklingen. Komponist Matthias Lange wollte „keine typischen Weihnachtslieder“ vertonen, sondern präsentiert „Gospels und Musical-Balladen, ein bissel Klezmer und ein bissel Ben Hur, wenn der König Herodes auf die Bühne kommt“.
Premiere ist am 14. Dezember, 19.30 Uhr, in der Comödie Fürth. Und schon heute ist sich Regisseur Burdinski sicher: „Die Zuschauer dürfen sich auf schöne Gedanken beim Nachhausegehen freuen, weil’s nachdenklich, besinnlich und heiter wird.“
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