Pestalozzischule Fürth weitet Inklusions-Profil aus

5.12.2014, 11:00 Uhr
Pestalozzischule Fürth weitet Inklusions-Profil aus

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Der Erfahrungsschatz ist schon viel größer als an anderen Schulen. Trotzdem muss man sich auch an der Pestalozzischule immer noch herantasten: Wie soll, wie kann eine Schule aussehen, in der sich alle gut aufgehoben fühlen und voneinander profitieren? Die Schnelllerner und die unauffälligen Kinder genauso wie Mädchen und Jungen, die langsamer vorankommen, die körperliche oder geistige Behinderungen haben, sich schwer konzentrieren können oder als verhaltensauffällig gelten.

„Wenn man Inklusion gut angeht, sind alle Gewinner“, sagt Fürths Schulreferent Markus Braun. Viele Eltern hätten das mittlerweile erkannt. Schulleiter Thomas Bauer kann das bestätigen: Das Interesse der Eltern an den Inklusionsangeboten sei groß.

Seine Schule gehört in diesem Bereich zu den Vorreitern in Bayern. Patentrezepte, wie Inklusion gelingt, gibt es noch nicht. Auch die Pesta ist ihren eigenen Weg gegangen. Seit 1999 – damals unter Rektor Hans-Peter Haas – kooperiert sie mit der Hallemannschule der Fürther Lebenshilfe. Engagierte Lehrer und Schulleiter auf beiden Seiten gestalten das Miteinander, das heute über den Unterricht hinaus auch in der Ganztagsbetreuung fest verankert ist. Kinder mit und ohne besonderen Förderbedarf gehen am Nachmittag gemeinsam Klettern oder Rudern, spielen Fußball miteinander oder Theater.

Das Kultusministerium hat die Anstrengungen zum Schuljahresbeginn zum zweiten Mal belohnt: Nach der Grundschule Pestalozzistraße wurde auch der dazugehörigen Mittelschule der Titel „Profil Inklusion“ verliehen. Dafür gibt es nicht nur eine Urkunde, sondern — viel wichtiger — zusätzliche Förderstunden, die das gemeinsame Lernen erleichtern. Kinder mit besonderem Förderbedarf können so auch mal aus den Regelklassen herausgeholt werden, damit man ihnen den Stoff individuell erklären kann. Sonderpädagogen kommen dafür an die Schule. Sie beraten auch die Lehrer der Regelklassen. Die Pestalozzischule kann so mehr Kinder mit besonderem Förderbedarf aufnehmen als andere Schulen.

Daneben findet Inklusion aber noch auf einer zweiten Schiene statt: in den sogenannten Partnerklassen. Hier werden Kinder aus der Hallemannschule mit Pestaschülern regelmäßig gemeinsam von ihren beiden Lehrkräften unterrichtet, von der ersten bis zur vierten Klasse. Und dann wieder von der fünften bis zum Abschluss.

Die Partnerklassen werden in bestimmten Fächern zusammengelegt. Im Grundschulbereich sei das noch leichter als in den höheren Klassen, sagt Bauer. Bei älteren Schülern biete sich gemeinsamer Unterricht etwa in Sport, Kunst und Religion an.

Zurzeit gibt es Partnerklassen in der ersten und der fünften Jahrgangsstufe. Erst wenn sie die Grund- bzw. Mittelschulzeit durchlaufen haben, fängt die Pesta wieder mit neuen Partnerklassen an.

Das Interesse der Eltern gerade im Grundschulbereich sei so groß, dass er jedes Jahr Partnerklassen bilden könnte, berichtet Bauer. Doch dafür fehlen Räume: Die jeweilige Hallemannklasse müsste ja ebenfalls im Schulhaus untergebracht werden, idealerweise neben der kooperierenden Klasse. Die Zimmer der 1a und 1aH sind sogar verbunden. In diesem Schuljahr sind diese Partnerklassen zudem erstmals als gebundene Ganztagsklassen angelegt. Das heißt: Die 24 Erstklässler – 15 aus der Pesta, neun aus der Hallemannschule – verbringen den Tag von 8 Uhr bis 15.30 Uhr zusammen.

Im Mittelschulbereich besuchen Schüler aus den Partnerklassen gemeinsam das Angebot der offenen Ganztagsbetreuung. So wird nach dem vormittäglichen Unterricht die Inklusion beim Mittagessen und bei Sport-, Spiel- und Lernangeboten „weitergelebt“, erklärt Bauer. Möglich sei das alles, weil man die Lebenshilfe als Kooperationspartner habe.

Nicht ganz leicht sei der gemeinsame Schulalltag bei älteren Schülern, sagt Bauer, „weil die Interessen auseinandergehen“. Doch der Herausforderung will man sich stellen: „Es wäre schön, wenn das immer mehr zusammenwächst.“

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