Plakativ und knackig: Fürther Science Slam schlug ein
3.4.2019, 11:00 UhrIm ausverkauften Fraunhofer Institut lieferten sich derweil sieben Wissenschaftler unterschiedlichster Fachrichtungen in jeweils zehnminütigen Vorträgen einen spannenden Wettbewerb. Die Bandbreite war groß und reichte von Netztechnologie unter dem Motto "Verdammt, wo ist der Ton?" bis zu "Germanistik Fun Facts".
Zum Auftakt erklärte der Psychologe Dr. Danny Flemming passenderweise, wie Nicht-Wissenschaftler wissenschaftliche Texte verstehen. Häufig leider falsch – weil Wissenschaftler sich nur dann auf deutliche Aussagen festlegen, wenn sie sich ganz sicher sind. Die Mehrzahl der Menschen aber bevorzuge einfache Botschaften und bekomme gern vorhandene Überzeugungen bestätigt.
Klarer Sieger des Abends wurde ein Chemiker, der definitiv für die Bühne und nicht fürs Labor geboren ist. Schon bei der Vorstellung erntete er Lachsalven: "Vater Türke, Mutter Iranerin, mein Name ist Hellmuth Steierwald." Sein Diplom in Lebensmittelchemie bezeichnete er als "höchste Qualifikation, die man als Dönermann erlangen kann".
Knackige Präsentation
Mit Hilfe von treffenden Illustrationen auf den beiden Großleinwänden plauderte Steierwald kurzweilig und äußerst humorvoll über sein Fachgebiet im Allgemeinen und das Thema seiner Dissertation, in der es um die Verhinderung von Herzerkrankungen als Folge von Nierenversagen ging. Ein komplexes Thema, aber, wie vom Kollegen Flemming gefordert, plakativ, einfach und knackig präsentiert.
Die Toxikologin Dr. Kathi Mock erslammte sich den Rang zwei mit ihrem Vortrag über Faktoren, die Einfluss auf Leberkrebs haben – comicnah illustriert und unter dem Titel "Superman versus Batman – es kann nur einen geben".
Der Kunsthistoriker Jakob Schwerdtfeger wurde Dritter mit seiner Untersuchung des Films "Der Lauf der Dinge" vom Künstlerduo Fischli/Weiss unter dem Aspekt "Warum ist etwas eigentlich witzig?" Einige der von ihm vorgestellten Theorien des Humors – Verstöße gegen soziale Normen oder das Aufeinandertreffen von Kontrasten — konnte das Publikum an diesem Abend live erleben.
Dazwischen sicherte sich Juston Buße aus Berlin die Aufmerksamkeit des Publikums auf ganz andere Weise. Ernst und einfühlsam präsentierte er das Thema Armut in Deutschland und zeigte, dass es auch ohne komische Bilder und witzige Texte möglich ist, zu fesseln.
Gemeinsam handeln
Kaum zu glauben, aber wahr: Jeder sechste Mensch ist im wohlhabenden Deutschland heute von Armut bedroht, Tendenz steigend. Hauptursache sind Krankheiten – und wer in Armut aufwächst, bleibt meist auch selbst arm. Bußes Appell: gemeinsam mehr Menschen aus den Ghettos zu holen und die Armut zu bekämpfen.Lara Ermer führte ebenso witzig wie kompetent durch den Abend und brachte das altersmäßig gemischte Publikum in Bewegung und zu Begeisterungsstürmen. Am Ende des Abends erhielt sie selbst eine Auszeichnung von Kulturreferentin Elisabeth Reichert: als Künstlerin des Monats März der Metropolregion Nürnberg.
Aufgrund des großen Erfolgs hat der Fürther Rotary Club Fürth, 2005 gegründet und 45 Mitglieder stark, bereits angekündigt, eine neue Runde des Fürther Science Slams spätestens 2020 zu starten – dann an einem größeren Veranstaltungsort, der Platz für alle Zuhörer bietet.
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