Pure Erholung auf der Deutschen liebster Insel

21.01.2010, 00:00 Uhr
Pure Erholung auf der Deutschen liebster Insel

© Gerd Axmann

So ganz wollen bei den Proben im kühlen Theatersaal des Grünen Baums keine Sommerurlaubsgefühle aufkommen. Während sich die im Rampenlicht stehenden Mitglieder der Amateurtheatergruppe in Bikini und Badehose vergnügen, sitzen die anderen eingemummt in dicke Winterjacken und beobachten ihre Kollegen beim letzten Feinschliff an ihren Rollen. Doch das leichte Frösteln unter den Zuschauern schwindet schnell, als auf der kleinen Bühne die Verstrickungen zwischen Oma Lörchens Frauenclan, Tauchlehrer Stevie und dem Sachbearbeiter der Gemeindeverwaltung Süderlügum, Hartmut Knickebein, ihren Lauf nehmen.

Sarahs Antrieb, auf der Deutschen liebsten Urlaubsinsel im Hotel der besten Freundin ihrer Großmutter anzuheuern, beruht auf einem Fluchtgedanken: Nur weg von ihrer nervtötenden Mutter Lydia, die sie permanent bevormundet und einengt! Jedoch findet bereits nach drei Monaten die familienfreie Zeit ein jähes Ende. Das «Lörchen», wie Oma Hannelore genannt wird, mietet sich und den Rest des Clans im Hotel ein, um in trauter Gesellschaft ihren 65. Geburtstag zu feiern. Allerdings nicht den ganzen Rest, sondern nur den weiblichen Teil. Schließlich ist das Lörchen, genau wie ihre Töchter Lydia und Tanja, geschieden - und alle drei wollen von ihren Ex-Männern nichts mehr wissen. Die Begegnung dieses Weiberhaufens mit den einzigen Männern im Hotel, dem knackigen Tauchlehrer und dem sensiblen Sachbearbeiter mit Goethe-Tick, birgt, wie soll es anders sein, einiges an komödiantischem Zündstoff.

«Die Auswahl des Stückes», so Regisseur Klaus Hoffmann, «ist hauptsächlich zwei Dingen geschuldet: Zum einen der Zusammensetzung der Truppe. Wir haben wesentlich mehr Frauen als Männer. Zum anderen sollte es kein kompliziertes Stück sein, das eine lange Probenzeit erfordert und ein aufwändiges Bühnenbild braucht». Schließlich hatte man sich kurzerhand für einen Premierentermin im Januar entschieden, um nicht, wie in den vergangenen Jahren, mit den zahlreichen Fürther Kulturveranstaltungen im Sommer zu konkurrieren. Deshalb blieb nur noch die Zeit seit November zum Proben, das Bühnenbild zu bauen und einen Aufführungsort zu finden.

Dies gelang dank Unterstützung von Grüner-Baum-Geschäftsführer Michael Barth. Für «Mallorca lässt grüßen!» überlässt er den Laienschauspielern den Großen Saal seines Hauses, ohne Mietgebühr zu erheben. Zudem äußert sich Barth positiv zu einer intensiveren Zusammenarbeit in der Zukunft: «Warum sollte man so etwas nicht häufiger machen? Noch stellt die Erholung die Lichttechnik, aber auch das könnte man langfristig ändern.»

Der Zuspruch ist Hoffmann und seiner Truppe viel wert. Denn galt laut Verein die kleine Studiobühne der Erholung im Kulturforum bis zum Millenniumswechsel noch als Geheimtipp der Fürther Theaterszene, so brachte 2001 die plötzliche Wende. Seit dem Abriss des alten Schlachthofes ist die Theatertruppe in prekärer Raumnot. Zwar wurde in Stadeln ein Kulissenlager gefunden und im neuen Kufo ein kleiner Probenraum erstritten; das Problem der Aufführungsorte ist damit aber lange nicht gelöst. Da bietet die Aussage Barths eine kleine Perspektive.

Mit dem Kartenvorverkauf sind alle zufrieden. Johanna Eberle (Lörchen), Petra Nickoll (Lydia), Sandra Wolf (Tanja), Nina Krec (Sarah), Vera Rumpel (Tanjas Tochter Elisabeth), Dorothee Heumann (Lörchens Freundin Charlotte), Frank Burkhardt (Stevie) und Johannes Schoierer (Hartmut Knickebein) bleibt nicht mehr viel Zeit, um die letzten Lücken im memorierten Text zu schließen. Bald steigt das Lampenfieber. Spätestens dann sind gefühlte 35 Grad im Schatten sicher.

Für alle, die Last-Minute mit zum Kurztrip nach «Malle» wollen, gibt’s noch Tickets. Das Bordpersonal vom Grünen Baum serviert vor der Landung auch gerne eine warme Mahlzeit. Tapas gibt’s aber nicht. KATJA HARTOSCH

«Mallorca lässt grüßen!»: Premiere morgen, 19.30 Uhr, Grüner Baum (Gustavstraße 34). Weiterer Termin: 23. Januar. Tickets (12/10 Euro) unter Tel. 74 93 40 oder an der Abendkasse.