Rätsel-Auflösung: Hier kommt der Landesvater

FÜRTH - Bloß nicht die edle Karosse berühren, die ist nämlich vom Feinsten, drinnen sitzt ein äußerst wichtiger Mitmensch!Ein pompöser Mercedes mit Standarte fährt vor und bahnt sich den Weg durch eine jubelnde, Fähnchen schwingende, sommerlich-heitere Menschenmenge. Da kommt also hoher Besuch, der nicht alle Tage in Fürth vorbeischaut. So schaut’s aus, das Rätselfoto vom vergangenen Samstag.

Sehr rege war die Teilnahme unserer Leserinnen und Leser, und die Vermutungen über die wichtige, nicht zu erkennende Person im Wageninneren gingen nicht einzig und allein in eine Richtung. Richtig: Die Standarte vorne am Wagen zeigt den Bundesadler, hier kommt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der Bundespräsident.

Aber welcher? Und wohin fährt er? Das sei Heinrich Lübke, lautete ein Tipp. Lübke auf dem Weg in die Kleiderfabrik Schickedanz in der Flößaustraße. Falsch. Warum es nicht Lübke sein kann, erklärt sich so: Der Mercedes 300, versehen mit dem Kennzeichen 0-1, ist eindeutig das Dienstfahrzeug des Bundespräsidenten. 1956 aber – danke an Leser Thomas Schürmann – wechselte die Grundfarbe des Kennzeichens von Schwarz auf Weiß, schwarz war seitdem lediglich die Zahlen-Kombi; schwarze Zahlen (und Buchstaben) auf weißem Grund, so ist es auch heute noch.

Lübke wurde jedoch erst 1959 Bundespräsident. Und das heißt: Im Wagen sitzt sein Vorgänger Theodor Heuss, erstes Staatsoberhaupt der Bundesrepublik nach dem Krieg. In der Fürther Stadtchronik ist vermerkt: Am 3. Juli 1954 besuchte Heuss Fürth, trug sich ins Goldene Buch der Stadt ein – und machte der Firma Grundig seine Aufwartung.

Bei der Vorfahrt aufs Grundig-Gelände in der Kurgartenstraße entstand das Foto, noch fährt der Mercedes durch die Dr.-Mack-Straße, gleich biegt er ab. Die gut im Bild zu sehende Mauer existiert noch immer, dahinter werkelt aktuell eine Autowerkstatt.