Reittherapie: Fürther Pferde helfen gegen die Angst

29.8.2018, 12:00 Uhr
Reittherapie: Fürther Pferde helfen gegen die Angst

© Reitpädagogik Fürth

Oft sind es Angebote in Ferienprogrammen, bei denen Kinder sich einmal mit Pferden beschäftigen. Anna Brodka, Heilpädagogin  mit Zusatzausbildung in Reitpädagogik, verstetigt diese punktuelle Erfahrung. Mit ihrer Burgfarrnbacher Praxis "Reitpädagogik Fürth" bietet sie bewegtes Lernen am Pferd an und hat dabei Menschen im Blick, die an innerer Stärke gewinnen wollen. Die 33-Jährige berichtet beispielsweise von einer jungen Frau mit Behinderung, die sich anfangs nicht einmal traute, allein aus dem Auto auszusteigen. Nach einem Jahr Reitpädagogik gehe sie nun alleine auf die Koppel und schiebe schon einmal ein Pferd weg, wenn es ihr im Weg ist.

Reittherapie: Fürther Pferde helfen gegen die Angst

Die ermutigende Erfahrung helfe ihr auch über Ärger an der Arbeitsstätte hinweg. Und ihre Angst vor Hunden habe sie mit Hilfe eines aus Pferdehaaren geflochtenen Armbands besiegt. Ein nicht behinderter Junge, der von Alpträumen geplagt wurde, konnte nach fünf Treffen mit ihren Pferden bereits wieder durchschlafen, erzählt die Langenzennerin.

Zwei bis drei Jahre Arbeit investierte Anna Brodka in die Ausbildung ihrer beiden Pferde und des Shetlandponys. Vor allem die Schreckhaftigkeit, die Pferden aufgrund ihrer Art als Fluchttier zu eigen ist, hat sie ihnen abgewöhnt. Den Erfolg ihrer Pädagogik führt die Heilpädagogin auf den erlebnisorientierten Ansatz zurück: "Es sind die kleinen Abenteuer, die zum Verlassen der Komfortzone reizen und ermutigende Erfahrungen möglich machen."

Im Gegensatz zum Reitsport entdecken die Teilnehmer bei Brodka die Langsamkeit. Sie können in aller Ruhe mit dem 600 Kilo schweren Tier vertraut werden. In Kooperation mit der Volkshochschule Fürth und der Lebenshilfe bietet die Langenzennerin neben gezielter Einzelförderung auch Gruppenstunden für Mütter mit Kindern und Kindergeburtstagsfeiern an. 2016 hat sie außerdem ein inklusives Reitturnier veranstaltet.

Die Nachfrage aus der Metropolregion ist nach Brodkas Worten sehr groß. Das ermutige sie, eine Erweiterung ihres Angebots anzustreben.

Grundstück gesucht

Allerdings genügt dafür die bisherige Pachtfläche nicht. Aktuell sucht Brodka deshalb ein etwa 5000 Quadratmeter großes Grundstück – gerne auch mit kleiner Halle – rund um Langenzenn. Hier will sie eine Begegnungsstätte mit dem Charakter einer Jugendfarm schaffen – für Menschen, die eine Auszeit vom Alltag suchen und Freude daran haben, sich mit dem Pferd weiterzuentwickeln.

Für Kinder können die Pferde, die in aller Regel gutmütig sind, Spielkameraden sein. Neben dem Schmücken der Tiere und Reitunterricht gehören auch kleine Rechenspiele zum Programm. Reittherapie wird von den Krankenkassen bezuschusst, Reitpädagogik allerdings nicht. Auch für Senioren mit psychischen Erkrankungen biete sich, so Brodka, die ausgleichend wirkende Begegnung mit Pferden an. Ferner strebt sie eine Zusammenarbeit mit Schulen, Kindergärten und anderen sozialen Einrichtungen sowie umweltpädagogischen Initiativen an.

In den Rathäusern von Langenzenn und Fürth hat sie sich schon nach einem Grundstück erkundigt. Die Kommunen haben jedoch nichts Passendes zu bieten, schließlich sind derzeit allgemein Gewerbeflächen knapp. Brodka will weitersuchen: Die inklusive Reitpädagogik kann nach ihrer Ansicht Gemeindeaktivitäten beleben und dazu beitragen, dass Städte die UN-Behindertenrechtskonvention erfüllen, die eine Teilhabe am kulturellen Leben sowie an Erholung, Freizeit und Sport vorsieht. Auch Praktikumsplätze will Anna Brodka anbieten. Bei der Grundstückssuche hofft sie nun auf private Unterstützung.

Wer helfen kann, kann sich bei Anna Brodka, Am Hang 33 in 90579 Langenzenn, E-Mail info@reitpädagogik-fuerth.de und unter der Rufnummer (01 51) 24 08 19 33, melden.

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