Riesige Baumaßnahme: Das Fürther Klinikum wächst

Johannes Alles

Fürther Nachrichten

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22.1.2020, 05:56 Uhr

Die Motorsägen haben im Lauf des Vormittags ganze Arbeit geleistet. Wie gestürzte Riesen liegen die Linden auf der Wiese. Wo sie einmal standen, ragt nur noch ihr Stumpf aus dem Erdreich. Besonders für lang gediente Mitarbeiter des Klinikums ist der Anblick nur schwer zu ertragen. "Ich laufe seit über 20 Jahren an diesen Bäumen vorbei", sagt einer von ihnen, "da blutet mir das Herz."

Am Montag ist auf dem Krankenhausgelände für zwölf stattliche Bäume die Uhr abgelaufen. Das gefällt im Klinikum wohl nicht einmal den Entscheidungsträgern, doch deren Haltung ist ganz klar: Der "medizinische Versorgungsauftrag" hat eindeutig Vorrang. Um diesen erfüllen zu können, müssen die Linden weg: Sie stehen den bald anlaufenden Arbeiten für das Projekt "Klinikum 2030" im Weg, mit dem sich das Haus fit für die Zukunft machen will und machen muss.

Im vergangenen Jahrzehnt hat Fürth rund 15.000 Einwohner hinzubekommen. Bis 2038, so die Vorausberechnungen des Bayerischen Landesamts für Statistik, ist von einem weiteren Bevölkerungswachstum um 7,9 Prozent auszugehen. Auch deshalb soll die Zahl der Betten im Klinikum von derzeit knapp 800 auf rund 1000 steigen.

100 neue Stellplätze

Die nun gefällten Bäume säumten den Weg, der vom Parkhaus in Richtung Kinderklinik führt, und standen damit auf dem westlichen Rand der Wiese mit dem ehemaligen Hubschrauberlandeplatz. Das Problem: Genau hier liegt der Fokus für den ersten Bauabschnitt.


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Auf dem Areal soll ein großer Baukörper mit vier Obergeschossen entstehen, der unter anderem elf neue Operationssäle beherbergen wird, dazu eine Intensivstation, zwei normale Stationen und eine so genannte IMC-Station, auf der Patienten liegen, die überwacht, aber nicht beatmet werden müssen. Sterilisation, Labor und Cafeteria finden ebenfalls im Neubau Platz. Auf das Dach – direkt oberhalb der OP-Ebene – kommt ein Hubschrauberlandeplatz. Zeitgleich wird das Parkhaus aufgestockt und um 100 Stellplätze erweitert. Irgendwann im Sommer sollen die ersten Bagger rollen.

Ausgleich im Wald

Dass schon in diesen Tagen abgeholzt wird, liegt am Bundesnaturschutzgesetz, das Fällarbeiten zwischen dem 1. März und 30. September untersagt. Für die Linden sind – in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Fürth, wie es in einer Pressemitteilung aus dem Rathaus heißt – Ersatzpflanzungen vorgesehen. Aller Voraussicht nach im Stadtwald, sagt Krankenhaussprecher René Icgen. Auf dem Klinikumsgelände fehlt schlichtweg der Platz.

Dort wird in den kommenden zehn bis 15 Jahren nämlich noch viel mehr gebaut. Ist das Gebäude auf dem alten Hubschrauberplatz einmal fertiggestellt, geht es gleich an anderer Stelle weiter: Dann wird – frühestens ab 2023, so die Zeitangabe – der Siebziger-Jahre-Trakt, in dem jetzt noch die Cafeteria untergebracht ist, einem Haus mit Raum für 160 bis 170 Betten weichen.


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Im Anschluss entsteht hinter dem neuen OP-Komplex ein Bau für die Zentrale Notaufnahme, Radiologie, Internistische Diagnostik, eine zweite Intensivstation und Urologie. Allein das erste Gebäude mit dem OP-Zentrum soll rund 130 Millionen Euro kosten, der Freistaat Bayern hat bereits zugesagt, 96,6 Millionen Euro zuzuschießen.

Zwar trägt das Bauprogramm den prägnanten Namen "Klinikum 2030", im Krankenhaus glaubt man aber nicht, dass die drei Maßnahmen schon bis dahin abgeschlossen sein werden. Realistischer sei, vom Jahr 2035 auszugehen.

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