Roßtal bekämpft den Verfall im Zentrum
4.11.2017, 14:00 UhrWer aus dem Rathaus kommt, steht sozusagen mittendrin: das alte Schloss, das ehemalige Schulhaus, die St.-Laurentius-Kirche mit ihren beiden Pfarrhäusern, die Kantors-Scheune und vieles mehr: Roßtal kann mit einem beeindruckenden historischen Ensemble im Kernort aufwarten. Allerdings gibt es ein Problem, das Professor Tobias Chilla, der mit seinen Studenten im Zuge des Projektes im Landkreis unterwegs war, zu Jahresbeginn im Marktgemeinderat klar formulierte: Was unbewohnte Häuser angehe, sei die Zahl für einen Ort der Größe Roßtals "sehr hoch". Das lasse aufhorchen, "gerade, weil oft die Kernlagen betroffen sind".
Schnell die Hand gehoben
Um das Thema weiß natürlich auch Johann Völkl. Und deshalb hob Roßtals Bürgermeister schnell die Hand, als das Vorhaben vor rund einem Jahr im Landratsamt vorgestellt und die Frage gestellt wurde: Wer macht mit?
Im Kernort sowie in den Ortsteilen Buchschwabach, Clarsbach, Weitersdorf und Buttendorf schwärmten die Studenten aus, um leer stehende Gebäude ausfindig zu machen. 42 Häuser und Bauernhöfe wurden so ermittelt. Die Besitzer erhielten von der Gemeinde einen Fragebogen: Wie groß ist das Grundstück? Seit wann steht das Gebäude leer? Wird eine Beratung in Sachen Sanierung, Abriss, Verkauf oder Vermietung gewünscht? Das waren die wichtigsten Punkte.
18 Rückmeldungen gab es, eine Zahl, mit der der Bürgermeister und die Wirtschaftsförderin Michaela Morhard durchaus zufrieden waren. Neun Eigentümer wiederum wünschen explizit eine Beratung irgendwelcher Art. Wenn sich da etwas auf den Weg bringen ließe, sähe Völkl das schon als Erfolg. Die Gebäude, bei denen es nun konkret werden könnte, stehen in allen fünf Ortsteilen. Und Interessenten, die gerne eine alte Immobilie erwerben, aufmöbeln und beziehen möchten, gibt es. Anfragen dieser Art kennt der Bürgermeister genug.
Noch heuer sollen die beratungswilligen Eigentümer erneut angeschrieben werden. Man wolle die Bedürfnisse und Wünsche genauer kennenlernen, sagt Michaela Morhard. Im nächsten Jahr werden Johann Völkl und sie bei Gesprächsterminen die Situation mit den Bürgern detailliert erörtern. Dann geht es etwa darum, Unterstützungsmöglichkeiten bei Sanierungen aufzuzeigen. Geld, auch für Privatleute, kann beispielsweise aus den Mitteln der Städtebauförderung fließen, das Programm der "Dorferneuerung" bietet ebenso Möglichkeiten.
Die Gemeinde selbst ist ebenfalls nicht untätig: Im Sommer vergangenen Jahres beschloss der Gemeinderat, das Baderhaus aus dem 17. Jahrhundert nebst dem angrenzenden Wohnhaus zu sanieren. "Wir warten auf die Baugenehmigung und hoffen, im Frühjahr anfangen zu können", sagt Johann Völkl. Wer sich jetzt freilich auf eine Wohnung in historischem Ambiente an Roßtals Schlossberg freut, ist zu spät dran. Hier soll künftig die Sing- und Musikschule ihre Heimat finden.
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