Routine statt Herzblut
02.01.2014, 00:00 Uhr
Was war das für eine tolle Stimmung beim Fürth-Festival im Juli diesen Jahres. Kaum war der erste Höhepunkt — der Gnadenlos-Grandprix — überstanden, da legten Abba 99 mit Verve, perfekter Choreografie und vor allem unbändiger Lust an der Sache nach. So ziemlich jeder Zuhörer durchlebte einen Rücksturz in die frühe Jugend, als man bei Sommerpartys mit Pfirsichbowle zu „Dancing Queen“ tanzte, den klammen Griff um die Hüfte und die ersten feuchten Küsse wagte.
Klar, die Truppe muss wiederkommen! Doch seltsam: Zwar legten sich die Abba-Covergirls Vera Klima (als Agnetha) und Alexandra Sieber (als Anni-Frid) wieder ins Zeug, standen Mani Gruber und Bastian Walcher als Björn und Benny ihren Mann, erklangen die bewährten Hits von „Mamma mia“ bis „Fernando“, aber mehr als Routine im guten Sinne des Wortes kam dabei nicht heraus. Lag Hörern wie Interpreten vielleicht noch der Festtagsbraten im Bauch? Was fehlte, das war das Beseelte, der Adrenalinstoß, der Extra-Kick, der sich offenbar erst unter freiem Himmel vor 8000 Zuschauern auf der Fürther Freihei einstellt. Immerhin gelang es den Sängerinnen mit charmanter schwedisch-deutscher Moderation, die Franken tatsächlich zum gegenseitigen Händchenhalten mit dem Nachbarn zu bewegen — und das ist keine Kleinigkeit in Fürth.
Doch bereits bei „Voulez vous“ blieb den Fürthern der Antwortruf „Aha“ auf der Zunge kleben. Und wenn die Abba-Imitatoren alle kleinen und großen Kinder im Saal auf die Bühne bitten und fünf süße Mädchen und ein großer Bub mit den Shakern zu „Abba unplugged“ rasseln, dann trieft zwar der Zuckerguss warm durch die Gehörgänge, aber die Frage bleibt doch offen: „What’s the Name of the Game?“.
Im Vergleich zu Harry Rose, der erst vor vier Wochen in der Stadthalle dem großen Freddie Mercury vom Himmel auf die Erde verhalf, blieben die Abba-Covermusiker dann doch bestenfalls nur Wiedergänger. Im Sommer konnten sich die Fürther in der Erinnerung an eine stilbildende Band suhlen. Diesmal blieb nur die Erinnerung an einen tollen Coverauftritt.
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