Schlammbäder sind Mangelware

24.7.2015, 06:00 Uhr
Schlammbäder sind Mangelware

© Archivfoto: Bernhardt

Wenn Martin Straußberger von Berufs wegen durch den Wald streift, sieht er momentan nur wenige Wildtiere. Beunruhigend findet er dies aber nicht. „Die meisten haben sich bei der Hitze ein kühles Plätzchen im Schatten gesucht“, weiß der Stadtförster. Die hohen Temperaturen machten Reh, Fuchs, Wildschwein und Hase nicht viel aus. „Die Tiere passen sich an die Bedingungen an“, sagt Straußberger. Sie drosseln ihre Aktivität und halten so ihren Energiebedarf recht gering. Die Nahrungssuche fällt damit etwas weniger anstrengend aus.

Matschige Stellen

Auch die Trockenheit stellt Wildtiere vor keine größere Herausforderung. „Sie nehmen die meiste Flüssigkeit über die Nahrung auf.“ Lediglich auf erfrischende Schlammbäder müssen Rehe und Wildschweine derzeit verzichten – es sei denn, sie kennen noch matschige Stellen im Unterholz des Waldes.

Es gibt sogar Tiere, die von der Wärme profitieren. Den Hasen beispielsweise hat das milde und trockene Frühjahr gut getan. Der Nachwuchs, der bei feucht-kalter Witterung anfällig für Krankheiten ist, hat heuer beste Überlebenschancen. Straußberger ist sich deshalb sicher, dass sich die Hasen-Population gut erholt hat.

Es sind also nicht die Wildtiere, um die sich der Stadtförster sorgen muss. Kopfzerbrechen bereiten ihm derzeit andere Waldbewohner: die Borkenkäfer. Für sie sind die Bedingungen momentan so ideal, dass Straußberger und seine Mitarbeiter sie fest im Blick haben. Genauer gesagt, ihre potenziellen Opfer: die von der Trockenheit stark geschwächten Fichten. Bekommen sie nicht genügend Wasser, drosseln sie die Produktion von Harz, das die Schädlinge davon abhält, sich ins Holz zu bohren. Um zu verhindern, dass die Käfer großen Schaden anrichten, greift Straußberger sofort ein, wenn ein Baum befallen ist, lässt ihn fällen und entsorgen.

Neben den Fichten leiden auch andere Gewächse im Wald unter der Trockenheit. Von Tag zu Tag etwa lassen die Waldbodenpflanzen ihre Blätter mehr hängen, berichtet der Stadtförster. Mit Sorge beobachtet er auch einige Birken und Lärchen, die schon schwer gezeichnet sind. Doch selbst wenn man den Bäumen den Stress, den der Wassermangel bei ihnen auslöst, noch nicht ansieht, kann es sein, dass sie im Frühjahr einfach nicht mehr austreiben, weil die Wurzeln zu stark geschädigt sind.

Auf Wasser angewiesen sind aber nicht nur Pflanzen. Auch für Vögel ist es lebenswichtig, dass sie etwas zum Trinken finden und im besten Fall vielleicht sogar ein erfrischendes Bad nehmen können. Günter Löslein bittet Garten- und Balkonbesitzer deshalb, eine Wasserschale für sie aufzustellen. Der Fürther Kreisvorsitzende des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) gibt aber auch Entwarnung: „Die Vögel passen sich den Umständen in der Regel gut an.“ Zwar finden sie bei Trockenheit weniger Würmer, dafür tun sie sich momentan an Blattläusen oder Insekten gütlich.

Gut bekommen ist die Wärme und der geringe Niederschlag den Störchen. Insgesamt zehn Jungtiere haben die Paare in der Gustavstraße, in Vach und Langenzenn aufgezogen. Gegen Hitze sind sie resistent, schließlich überfliegen die Zugvögel teilweise sogar die Sahara. Nicht ganz so gut halten andere Zugvögel die hohen Temperaturen aus. Zwar verschlägt es auch die Mauersegler im Winter bis nach Südafrika, doch während ihrer Brutphase in Europa sind sie nicht sonderlich resistent gegen Hitze.

Aus Nest gefallen

Um etwas Abkühlung in ihren Nestern unter Dachvorsprüngen zu finden, wo sie unter anderem brüten, lehnen sich Jungvögel gefährlich weit aus dem Nest. So weit, dass sie manchmal herausfallen. Bianca Fuchs hat deshalb in den vergangenen Tagen immer wieder besorgte Anrufe entgegengenommen. Die Leiterin der LBV-Regionalgeschäftsstelle Nürnberg, Fürth, Erlangen gibt Tipps, wie man den Tieren helfen kann.

Auch viele Fledermäuse sind gerade auf der Suche nach kühleren Orten und verlassen ihre Behausungen in den überhitzten Dachböden. Dabei kann es passieren, dass Jungtiere unfreiwillig auf dem Boden landen. Bianca Fuchs hat momentan ein Großes Mausohr in Pflege. Mit Mehlwürmern päppelt sie es auf, um es dann wieder in die Freiheit zu entlassen. Vielleicht bei etwas angenehmeren Temperaturen.

Wer auch einen Vogel oder eine Fledermaus aufgegriffen hat, kann sich bei Bianca Fuchs vom LBV unter der Rufnummer (09 11) 45 47 37 melden.

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