Schliemann-Gymnasium: Stadt Fürth weist Spekulation zurück
30.1.2016, 12:19 UhrEs ist ein Vorwurf, der in Internet-Kommentaren und Zuschriften an die Fürther Nachrichten immer wieder anklingt, aber auch im Dialog mit Betroffenen gern hinter vorgehaltener Hand erhoben wird: Die Stadt wolle das Schliemann-Gymnasium nur deshalb verlagern, weil sie ein gutes Geschäft wittert. In diesem Fall nämlich könne man die historische Feuerwache gewinnbringend an Wohnbauinvestoren verkaufen – wie es vor Jahren tatsächlich schon einmal im Gespräch war – und das alte Schulgebäude möglicherweise gleich dazu.
Bei der Stadt winkt man auf FN-Anfrage heftig ab. "Keinen Menschen treibt so etwas um", sagt Baureferent Joachim Krauße. "Das ist garantiert falsch", antwortet Oberbürgermeister Thomas Jung hörbar empört. Und beide betonen: Es gehe allein darum, was das Beste für die Schule ist, die erheblich mehr Raum benötigt. Zumal ein Neubau – dafür in Frage kämen kommunale Grundstücke neben der LAC-Halle am Finkenschlag und nahe dem Jugendhaus auf der Hardhöhe – 20 bis 30 Millionen Euro koste; unter dem Strich sei deshalb kein Profit zu erwarten.
"Ich will keinen Schulkrieg"
Damit keine weiteren Missverständnisse aufkommen, versichert Jung: Gebe es „innerhalb der Schulfamilie eine deutliche Mehrheit“ dafür, werde er dem Stadtrat empfehlen, den Verbleib des Gymnasiums in der Innenstadt zu beschließen. "Ich will schließlich keinen Schulkrieg", so der Rathauschef.
Eine martialische Formulierung, doch gemessen am strammen Gegenwind, der nach Bekanntwerden der Überlegungen auch aus Richtung der Schüler und Eltern aufgekommen ist, könnte die Auseinandersetzung tatsächlich giftig werden. Jung gesteht zu, dass Tradition der Schule und Nähe zur Innenstadt, die ins Feld geführt werden, "sehr gute Argumente sind". Dem stehe jedoch die Erkenntnis gegenüber, dass der zusätzliche Raumbedarf, den das Gymnasium angemeldet hat, im historischen Gebäude der heutigen Feuerwache wegen der Denkmalschutzbestimmungen nicht zu erfüllen sei.
"Grundstruktur ungeeignet"
Das untermauert auch Bürgermeister und Schulreferent Markus Braun erneut. "In seiner Grundstruktur ungeeignet" sei das Gebäude, um die benötigten 22 Klassenzimmer mit je 60 bis 70 Quadratmetern Fläche unterzubringen, dazu unter anderem Fachräume und Lehrerzimmer. Es gebe dort "eher kleinere oder gleich ganz große Räume". Selbst zusammen mit einem Neubau hinter der Wache, der ohnehin vorgesehen ist, reiche das Platzangebot nicht aus.
Und Umbauten? Natürlich, sagt Baureferent Krauße, bestehe theoretisch die Möglichkeit, weitgehend zu entkernen und nur die Fassade zu erhalten, wie es schon bei den historischen Häusern in der Neuen Mitte praktiziert – und heftig diskutiert – wurde. Der Denkmalschutz indes dürfte dann kein Thema mehr sein – eine reichlich unrealistische Perspektive bei einem derart prominenten Objekt im barockisierenden Jugendstil, Baujahr 1908.
Allerdings: Zwischen vollständigem Erhalt und Entkernung gibt es etliche Zwischenstufen, findet Stadtheimatpflegerin Karin Jungkunz und rät, dies im Auge zu behalten. Aus ihrer Irritation macht sie auf Nachfrage kein Hehl, "sehr erstaunt" sei sie über die Umzugspläne. In der ganzen Republik gebe es doch "viele historische Gebäude, die beweisen, dass eine sinnvolle Nutzung möglich ist".
Jungkunz ist deshalb zuversichtlich: "Man kann Kompromisse finden, einen gesunden Mittelweg." Fürth, meint die Stadtheimatpflegerin, sei schließlich "kein Freilandmuseum". Sie will nun wegen des Schliemann-Gymnasiums rasch den Kontakt zum Landesamt für Denkmalpflege suchen. Alle müssten sich "rechtzeitig an einen Tisch setzen".
Lösung am Standtort nur mit Abstrichen bei Raumbedarf
Eine Lösung am bisherigen Standort hält auch die Führungsebene im Rathaus für möglich – jedoch nur unter der Bedingung, dass die Schule deutliche Abstriche bei ihrem Raumbedarf macht. Zu bedenken gibt Baureferent Krauße außerdem, dass auch im derzeitigen Schliemann-Gebäude dringende Sanierungen anstehen, die sich über Jahre hinziehen werden, und das "im laufenden Betrieb".
Er, so der OB, empfehle deshalb eine Abwägung "aller Alternativen" und die Nachfrage in Neumarkt: Dort habe ein Gymnasium mit langer Tradition sehr vom Wechsel in ein modernes Domizil profitiert. Bisher freilich scheinen solche Argumente bei den Betroffenen kaum zu ziehen.
"Im Moment ist wenig Begeisterung für einen Umzug erkennbar", räumt Markus Braun ein – und reagiert: Im Gespräch mit unserer Zeitung bringt der Schulreferent überraschend eine weitere Variante ins Spiel. Man suche seit kurzem auch noch nach Flächen für einen Neubau in der Innenstadt. "Aber", sagt Braun, "das ist ganz, ganz schwierig."
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