Schön scheußlich und kuschelig
9.5.2013, 09:00 UhrZugegeben, wirklich hübsch sind sie ja nicht: die Ärmchen zu kurz, die Augen zu schief, die Ohren zu groß, der Mund zu verzogen, aber gerade das macht den Charme der Plüschmonster – genannt „Ugly Dolls“, abgeleitet aus dem englischen „ugly“ für hässlich und „doll“ für Puppe – aus. Wo früher knuffige Teddybären in den Kinderzimmern saßen, stehen heute diese kleinen, etwas aus der Form geratenen Kuscheltiere. Kein Wunder also, dass einige Mädchen und Jungen ins Roßtaler Jugendhaus kamen, um sich ihre eigenen „Ugly Dolls“ zu nähen.
„Monster aufmalen und ausschneiden, auf einen möglichst bunten Stoff legen, wieder ausschneiden, mit Rückstich nähen, Watte hineinstopfen und schließlich zumachen“, beschreibt Angelina Bohr ihre bereits hinter sich gebrachten Handarbeitsschritte. Gerade ist die Achtjährige dabei, sich zwei dunkle Knöpfe als Augen für ihr Kuscheltier herauszusuchen und der Jugendhausleiterin Kerstin Wolf zum Annähen zu geben. „Aber bitte unbedingt ganz schief hinnähen“, fordert die Schülerin die Sozialpädagogin gleich mehrmals auf — schließlich muss ihr Monster schön scheußlich aussehen.
Dabei begann die Geschichte der „Ugly Dolls“ gar nicht scheußlich, sondern sehr liebenswert: Der amerikanische Designstudent David Horvath beendete Liebesbriefe an seine Freundin Kim Sun-Min immer mit einer Zeichnung von einer kuriosen Kreatur. Diese überraschte ihn schließlich mit einer selbst genähten „Ugly Doll“ aus orangefarbenem Polarfleece.
Preisgekröntes Design
So war der Weg geebnet für viele weitere textile Monster, die nur eines verkörpern sollen: Du bist toll, ganz egal, wie du aussiehst. Das Paar schuf die bis heute erfolgreichste Designer Toy Kollektion und wurde dafür 2006 sogar mit dem Design-Preis „Toy of the Year“ in New York ausgezeichnet. Hinter jedem Kuscheltier steckt eine Menge Arbeit, doch die Kinder in Roßtal machen alles selbst. Nur wenn sie nicht mehr weiter wissen, geht Kerstin Wolf den Acht- bis Zwölfjährigen zur Hand.
Einigen der schnelleren Teilnehmern hat die Jugendhausleiterin den Fertigungsablauf Schritt für Schritt erklärt, diese mussten dann das Erlernte den anderen Kindern weitergeben.
„Ziel ist es aber, dass die Schüler Spaß an der kreativen Beschäftigung haben.“ Und an dem fehlt es offensichtlich nicht. Sogar die beiden Buben in der Runde, Ralf und Josef (10) finden es „ganz okay“, auch wenn sie gegen Ende des fünfstündigen Workshops doch etwas lustlos an ihren „Ugly Dolls“ Marke Eigenbau herumzupfen.
Stolz sind sie trotzdem allesamt auf ihr selbstgemachtes Spielzeug. „Ich bin mit meiner Arbeit sehr zufrieden, ich habe noch nie selbst etwas genäht“, sagt Shannon Hayes (11). Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Ein etwa 20 Zentimeter großes, grünes Ungeheuer wird bald ihr Bett zieren. „Ich freue mich schon, wenn ich mit meinem Kuscheltier im Arm schlafen kann.“ Schließlich schmust es sich viel besser, wenn man das Knuddeltier selbst erschaffen hat.
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