Schwelbrennanlage: Abbruchfirma will bald loslegen
24.6.2018, 10:00 UhrDie Schwelbrennanlage (SBA) am Fürther Hafen befindet sich seit 2008 im Eigentum der Max Aicher Unternehmensgruppe mit Sitz in Freilassing. Von dieser liegt der Stadt seit kurzem ein Antrag auf Abbruch vor. Dass die Stadt grünes Licht gibt, ist nach den Worten von Wirtschaftsreferent Horst Müller reine Formsache.
Im Rathaus freut man sich, dass nach 20 Jahren die letzten Spuren des wohl größten Debakels, auf das sich die Stadt je eingelassen hat, nun endgültig ausradiert werden. Die 125 Millionen Euro teure SBA, die 1997 in Betrieb ging, war eine Pilotanlage der Firma Siemens, die Technik von Anfang an umstritten. Auf den Start folgte eine Reihe von Pannen, bereits ein Jahr später wurde die Anlage stillgelegt. Ein Desaster, das die Stadt und den Landkreis Millionen kostete.
Diese Woche erhielt Müller Besuch aus Ober- und Niederbayern. Vertreter der Eigentümer- und der Abbruchfirma kamen, um mit der Stadtspitze das Prozedere zu besprechen. Bauunternehmer Günther Karl hatte die Fürther Großruine zunächst selbst gekauft, 2008 aber an die Max Aicher GmbH weiterveräußert. Nun wird die Karl-Gruppe den Abbruch stemmen.
Sie ist spezialisiert auf spektakuläre Abbrüche, verantwortete 2004 den Abriss der Nibelungenhalle in Passau und 2000 den der Max-Brücke in Deggendorf. Einem Wikipedia-Eintrag ist zu entnehmen, dass sich in Deggendorf Unvorhersehbares ereignet haben soll: Entgegen Absprachen, heißt es in dem Online-Lexikon, ließ Karl die Brücke in die Donau stürzen.
Fest steht: Alltäglich wird auch das Ende der SBA nicht. Laut Müller sind in dem Koloss "absolut gigantische Mengen Stahl verbaut", 15.000 bis 22.000 Tonnen. Die Abbruchfirma werde mit "den größten Baggern, die es gibt", anrücken. Und es werde "mindestens ein Jahr", möglicherweise aber auch bis Ende 2019 dauern, bis die SBA eingeebnet ist.
Sind erst einmal alle Spuren des Fürther Müll-Abenteuers getilgt, tut sich am Main-Donau-Kanal eine neue Gewerbefläche von 21.352 Quadratmetern auf. Weil freie Areale für Firmenansiedlungen knapp sind in Fürth, sagt Müller, freue ihn das besonders. Welche Betriebe dort unterkommen? "Ist noch unklar."
Viele Jobs, wenig Verkehr
2017 haben die Verantwortlichen im Rathaus — auch mit Blick auf 121.000 Quadratmeter an Rezat- und Mainstraße, die der Stadt gehören — einen Kriterienkatalog erstellt. Er gibt vor, welche Unternehmen auf Fürths raren Gewerbeflächen mit offenen Armen empfangen werden und welche nicht. Unerwünscht ist demnach alles, was viel Platz braucht und wenige Jobs schafft: Lager- und Logistikfirmen, Tankstellen, Gastronomie, "Selfstorage"-Zentren sowie großflächiger Einzelhandel mit einem Sortiment, das Läden in der Innenstadt Konkurrenz machen könnte.
Das Areal, auf dem jetzt noch die havarierte Schwelbrennanlage wie ein Mahnmal aufragt, gehört freilich nicht der Stadt, sondern der Firma Aicher. Detaillierte Vorschriften könne man dieser bei der Neubesiedelung zwar nicht machen, meinte Müller. Aber: "Wir haben im Gespräch mit den Eigentümern unsere Vorstellungen verdeutlicht." Erwünscht bzw. denkbar wäre an diesem Ort nach Aussage des Referenten produzierendes Gewerbe, das viele Arbeitsplätze mit sich bringt, aber wenig Lärm und Verkehr. Nach einem "sehr guten und offenen Gespräch" zeigt sich Müller zuversichtlich, dass beide Seiten im "ständigen Austausch" bleiben und sich eine passende Lösung findet.
Eine neue Müllverbrennungsanlage werde am Ende aber sicher nicht gebaut: "Das ist definitiv ausgeschlossen."
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