Sechs Kostbarkeiten im Babylon

12.12.2015, 15:30 Uhr
Sechs Kostbarkeiten im Babylon

© Foto: Universum Film

Der Bildungsbürger pflegt sein europäisches Autorenkino. Und was ist mit Asien? Die Samurai-Dramen eines Kurosawa und Kobayashi, die bizarren japanischen Horrorfilme, auch die hinreißenden Bollywood-Musicals aus Indien genießen Klassiker-Status. Fragt sich allerdings, was aktuell läuft. Tobias Lindemann, Programmgestalter des Babylon (Nürnberger Straße 3), hat sich für sechs Filme neuen Datums entschieden. Vier kommen aus Japan, je einer aus Indien und Thailand, fast alle laufen im Original mit Untertiteln (8,50/7 Euro).

Auf Deutsch läuft der japanische, noch in Handarbeit entstandene Zeichentrickfilm Erinnerungen an Marnie, der sich an Kinder wie an Erwachsene wendet. Ein krankes Mädchen freundet sich mit der Titelheldin an und findet wieder Kraft zum Leben. Als Marnie spurlos verschwindet, wird die Sache mysteriös (Samstag 17, Sonntag 16.15 Uhr). Ebenfalls eine Familiengeschichte um Geheimnisse aus der Vergangenheit erzählt der Regisseur Hirokazu Kore-eda. Drei erwachsene Schwestern tragen ihren Vater zu Grabe — und treffen Unsere kleine Schwester, die Halbschwester Suzu, vor der keine etwas wusste. Das weckt mütterliche Instinkte. Ob das gutgeht? (heute, 19.15 Uhr).

Noch tiefer in die Vergangenheit, ja bis ins kollektive Unterbewusste taucht Cemetery of Splendour. Eine Krankenschwester dringt in die Träume komatöser Patenten ein und versucht, die Traumbilder zu entschlüsseln. Dieser Film des thailändischen Regisseurs Apichatpong Weerasethakui hat es Tobias Lindemann besonders angetan: „Sehr traumhaft, sehr atmosphärisch, wie bei Tarkowski.“ Zu sehen am Sonntag um 20 Uhr.

Von einer Suche wider alle Vernunft erzählt der indische Thriller Sunrise. Ein Inspektor forscht nach seiner seit zehn Jahren verschwundenen Tochter in den Straßenschluchten von Mumbai. Ihm immer eine Nase voraus ist eine mysteriöse Gestalt. Ein Lockvogel? Ein Racheengel? Oder nur eine Einbildung? (Sonntag, 18.15 Uhr). Eine ähnliche Geschichte erzählt der japanische Reißer The World of Kanako von Tetsuya Nakashima. Auch hier sucht ein Detektiv seine Tochter, doch offenbar ist diese freiwillig untergetaucht. Und die verheerenden Entdeckungen, die ihr Vater macht, scheinen auf ihr Konto zu gehen (heute, 21.45 Uhr).

Köstliche Pfannkuchen

Auch Frauen drehen in Japan Filme: In Kirschblüten und Rote Bohnen erzählt Naomi Kawase von der Freundschaft zwischen einem Imbissbesitzer und einer Hilfsköchin, die unvergleichlich köstliche gefüllte Pfannkuchen backt.

Fazit: Sämtliche Filme dieses asiatischen Wochenendes kreisen um ein Geheimnis, das erschlossen werden will. Wer genug Neugier mitbringt, wird reich belohnt — oder erlebt sein blaues Wunder.

Übrigens: Auch die asiatische Küche ist übers Wochenende im Babylon zu Gast. Heute und morgen bietet das Café Regenzeit traditionelle thailändische Nudelsuppen an, wie man sie auf den Straßen Bangkoks reicht. Wenn die Filme gut ankommen, plant Tobias Lindemann schon für ein neues Asien-Wochenende für den nächsten Herbst.

Dass aber auch der Herbst 2015 warme Tage hat, durften die Babylon-Chefs Christian Ilg und Marcus Bahram 26. November feststellen. Im Kurtheater Bad Wörishofen wurde dem Babylon abermals eine Kinoprogrammprämie des FilmFernsehenFonds Bayern zuteil — als eines von 60 Häusern und einziges Kino der Kleeblattstadt. Die Urkunde überreichte Wirtschafts- und Medienministerin Ilse Aigner die Urkunde. Für sein „qualitativ hochwertiges Filmprogramm“ sowie sein Engagement im Bereich Dokumentarfilm, Kinderfilm und Kurzfilm erhielt das Fürther Kino die zweithöchste Prämie von 7500 Euro.

Noch üppiger (15 000 Euro) fiel der Geldsegen am vorvergangenen Mittwoch aus. Bei einer Gala im Festspielhaus Hellerau in Dresden vergab Monika Grütters, Staatsministerin für Kultur und Medien, die bundesweiten Kinoprogrammpreise. Auch hier war das Babylon als einziges Fürther Filmtheater vertreten und erhielt neben Prämien für das Hauptprogramm eine erhöhte Prämie für sein Engagement im Kurzfilmbereich.

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