Seehofer leistet Wahlkampfhilfe in Fürth
2.3.2014, 16:00 UhrAls Seehofers Limousine zur Grünen Halle kommt, haben sie bereits Position bezogen: Ganz links ein Trupp Landwirte aus dem Landkreis Ansbach, der sich für eine angemessene Förderung von Biogas stark macht. Auf der anderen Seite gut hundert Menschen – unter anderem aus dem Altmühltal, der Oberpfalz und dem Nürnberger Land –, die ihre Wut über die geplante Stromtrasse mit Trillerpfeifen und Rufen kundtun. Und mittendrin ein Pulk Fürther: Wirte aus der Gustavstraße sowie Vertreter des Vereins „Wir sind Fürth“, die eine politische Lösung für den Streit fordern, wie lange man spätabends auf einer Freischankfläche sitzen darf.
Seehofer eilt nicht sofort in die Halle, für ein paar Minuten leiht er den Demonstranten sein Ohr. Bei den Fürthern, die unter anderem ein Schild mit der Aufschrift „Für Leben in der Stadt bis 23 Uhr“ in die Höhe halten, lässt er sich in aller Kürze den Gustavstraßen-Konflikt erläutern. Zur Landtagsabgeordneten Petra Guttenberger, die nicht von seiner Seite weicht, sagt er schließlich: „Du bleibst da dran – mit mir!“ – „Danke, Landesvater“, kommt prompt und augenzwinkernd die Antwort aus den Reihen der Demonstranten.
Während draußen noch Trillerpfeifen schrillen, spielt in der gut gefüllten Grünen Halle die Frankenkapelle aus Erlangen. Im Beisein von Seehofer und dem neuen Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt aus Fürth formuliert Oberbürgermeister-Kandidat Dietmar Helm am Rednerpult sein Ziel: „Wir werden die absolute Mehrheit der SPD im Stadtrat brechen.“
Seinen Zuhörern verspricht er, die Innenstadt aufzuwerten und Fürth „als sozial engagierte Einkaufsstadt“ bekannt zu machen. In puncto Stadtentwicklung setzt er auf „Natur- und Denkmalschutz als planerischen Rahmen“. Bezahlbarer Wohnraum und sozialer Wohnungsbau, so Helm, „müssen ganz klar im Vordergrund stehen“. Es sei notwendig, weit mehr Geld in die Sanierung und Ausstattung Fürther Schulen zu stecken als bisher geschehen. Außerdem gelte es, das Ehrenamt zu stärken.
Dann kommt Seehofer – und übergießt seine Fürther Parteifreunde förmlich mit Lob: seinen „jahrelangen Weggefährten“ Christian Schmidt, der jetzt Minister ist; den „jungen und exzellenten Landrat Matthias Dießl“; die Abgeordnete Petra Guttenberger, die ihm öfter auf die Finger klopfe. Und Dietmar Helm, einen Kandidaten „ganz nach meinem Geschmack“, denn „der weiß, was er will“.
Seehofer vergisst nicht zu erwähnen, wie sehr sich der Freistaat für Franken einsetze. Er erinnert an die Hilfe für Fürth nach der Quelle-Pleite, darunter die Verlagerung des Landesamts für Statistik in die Kleeblattstadt. Nürnberg ist jetzt Sitz des Heimatmuseums. „Wir bringen die Arbeitsplätze zu den Menschen“, ruft Seehofer und erntet Applaus. Solide Finanzpolitik. Arbeitsplätze und Geld für Bildung seien die Stützpfeiler, mit denen der Freistaat „auch in Zukunft spitze bleibt“.
Die Gegner der Stromtrasse, die ihn dann und wann mit Zwischenrufen unterbrechen, fordert er auf, „zuzuhören, denn dann haben Sie später Argumente bei der Hand“. Seehofer sagt „Ja“ zu einer dezentralen Energiewende, aber „Nein“ zur Trasse – „und das“, bekräftigt er, „gilt auch nach der Kommunalwahl“. Bislang, so Seehofer, habe ihm niemand schlüssig erklären können, warum die Stromautobahn wirklich gebraucht wird. Ein Politiker müsse „brennen“, erklärt er schließlich noch. „Wer jammert, hat in diesem Laden nichts verloren.“
Mit einem „Glück auf und Gottes Segen für die Fürther Bevölkerung“ beendet er seine Rede, ehe Landrat Dießl im Schnelldurchgang die eigenen Verdienste um den Landkreis preisen darf. Dann schüttelt Seehofer Hände, lässt sich fotografieren – und die Blaskapelle spielt dazu.
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