SPD und CSU einig
Soziales und Kultur: Klarer Favorit für die Fürther Referatsspitze zeichnet sich ab
3.7.2021, 06:06 UhrDie vielbeschworene Quote - in der Fürther Stadtspitze war sie in den vergangenen Jahren perfekt umgesetzt: Drei der leitenden Referatsstellen hatten Männer inne, drei Frauen. Seit bekannt ist, dass mit Elisabeth Reichert die amtierende Sozial- und Kulturreferentin Ende September vorzeitig ausscheidet, sind viele Forderungen laut geworden, es müsse wieder eine Frau folgen.
Tatsächlich entfallen 23 der 49 Bewerbungen für den bundesweit ausgeschriebenen Posten auf Frauen – doch bekommen dürfte ihn nach Informationen unserer Redaktion mit großer Wahrscheinlichkeit ein Mann: Die SPD-Fraktion wird, so deren Vorsitzender Sepp Körbl, nach Stand der Dinge "ziemlich sicher" einen Kandidaten aus den eigenen Reihen unterstützen: SPD-Stadtrat Benedikt Döhla ist einer von jenen acht Männern und Frauen, die zur persönlichen Vorstellungsrunde eingeladen wurden; sie beginnt in nichtöffentlicher Sitzung am 16. Juli.
Wohlwollen vorhanden
Döhla darf – und dadurch steigen seine Chancen enorm – auch mit der Unterstützung der CSU rechnen, mit deren Stimmen ihm eine Mehrheit bei der Wahl im Stadtrat sicher wäre. Beide Parteien hatten sich, wie OB Thomas Jung auf FN-Nachfrage einräumte und CSU-Fraktionschef Maximilian Ammon bestätigte, bereits beim Schmieden der Fürther GroKo nach der Kommunalwahl 2020 darauf verständigt: Die SPD bekommt das Vorschlagsrecht für das Sozial-und Kulturreferat – und das christsoziale Wohlwollen für den Bewerber oder die Bewerberin obendrein.
Zuvor hatte die CSU bereits das neu geschaffene Amt des Dritten Bürgermeisters mit dem Segen der SPD besetzen dürfen, SPD-Mann Markus Braun war in seinem Amt als Zweiter Bürgermeister mit den Stimmen der CSU wiedergewählt worden. Politische Deals zweifelsohne, die aber keiner der Beteiligten so nennen mag. Für Jung und Körbl sind es demokratische Vereinbarungen, Ammon immerhin gesteht zu, man könne das auch kritisch sehen.
Aber sind damit die Weichen bereits unverrückbar gestellt? Natürlich, betonen Körbl wie Ammon, müsse man die Bewerbungsrunden abwarten – antreten werden laut OB vier Männer und vier Frauen "aus der ganzen Republik, die Berufserfahrung im sozialen Bereich oder im Kulturbereich haben", darunter Juristen, Lehrer und Köpfe aus der Privatwirtschaft.
Eigenes Kulturreferat? Fürths Ältestenrat schlägt andere Lösung vor
Körbl, Ammon und Jung heben indes unisono die Qualifikation Döhlas hervor, insbesondere für den Sektor Soziales: Der 37-Jährige, stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender und Chef des Parteidistrikts Südstadt, ist Hauptschullehrer an der Maischule und hat zum Thema "Sprachförderung und Integration" promoviert. Zudem ist er stellvertretender Vorsitzender und sozialpolitischer Sprecher der Fürther Arbeiterwohlfahrt.
Und die Kultur? Körbl räumt ein, Döhla sei "kein ausgesprochener Kulturexperte" – doch das habe Amtsinhaberin Elisabeth Reichert ja nun auch nicht für sich reklamieren können. Für beide Bereiche gleichermaßen kompetent zu sein – das gebe es kaum, so Körbl. Und das ist in seinen Augen auch gar nicht nötig.
Kommt noch eine "Granate"?
Der Verdacht liegt nahe, dass man sich bei so viel Vorab-Festlegung und Vorschusslorbeeren eigentlich das weitere Procedere sparen könnte. Das nicht, sagt Körbl – aber es müsse im restlichen Bewerberfeld "schon eine Granate" auftauchen, um die Präferenz der Sozialdemokraten zu erschüttern. CSU-Mann Ammon verweist zwar darauf, "dass die Wahl geheim ist", sich seine Ratskolleginnen und -kollegen demnach frei entscheiden können. Dennoch macht auch er kein Hehl daraus, dass der Kandidat Döhla beste Chancen hat.
Von null auf 50: Frauen haben in Fürth mächtig aufgeholt
Was das Thema Frauenquote betrifft, sind sich die drei Männer einig: Es werde "nach Qualifikation, nicht nach Geschlecht besetzt", sagt Körbl; "Geschlechterparität ist nicht die oberste Prämisse, es zählt das Leistungsprinzip", sagt Ammon.
Und der OB sagt: Frauenförderung habe für ihn durchaus Gewicht, so habe sich der Anteil von Amtsleiterinnen in der Verwaltung von 20 Prozent im Jahr 2003 auf heute 45 Prozent erhöht, der von Referatsleiterinnen seit 2010 von null auf 50 Prozent – "eine Erfolgsstory", findet der Rathauschef. Aber er betont im gleichen Atemzug: "Es gibt keinen Automatismus, dass Frauen immer Frauen nachfolgen müssen."
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