Baustelle eingestellt
Sportzentrum: Zauneidechse stoppt die Bagger
1.9.2019, 16:00 UhrAls der Baggerfahrer morgens den Motor anwarf und beginnen wollte, einen Gehölzstreifen und Humus wegzuschieben, war Helmut Willert schon vor Ort und verständigte telefonisch die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt. Der Grund: Der Oberasbacher wusste um den Bestand der Zauneidechsen unterhalb des Bahndamms.
Wären die Arbeiten nicht gestoppt worden, hätten die streng geschützten Reptilien nicht nur ihr angestammtes Revier, sondern viele unter den Baggerketten wohl auch ihr Leben verloren. Mit drei Personen nahm die Untere Naturschutzbehörde das Gelände in Augenschein. Er habe zwei, drei Tiere gefangen und den Behördenmitarbeitern gezeigt, sagt Willert. Diese hätten die Eidechsen fotografiert, und dann war die Sache klar: Auf der Baustelle geht zunächst nichts mehr.
Empfindliche Strafen
Laut Bayerischem Naturschutzgesetz ist es unter anderem verboten, den Eidechsen nachzustellen, sie zu verletzen, zu töten, sie während sensibler Zeiten erheblich zu stören sowie ihre Fortpflanzungs- oder Ruhestätten zu beschädigen oder zu zerstören. Verstöße werden mit einer Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit einer Geldstrafe geahndet.
Interessant: Sowohl in der speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung zum Bebauungsplan im Jahr 2017 als auch im Baugenehmigungsverfahren zwölf Monate später "konnte kein Eidechsenvorkommen festgestellt werden", teilt das Landratsamt mit. Stellt sich die Frage: Was sind solche Untersuchungen wert? Denn wer etwa jetzt den Weg zwischen dem E-Platz, dem Gelände der Bogenschützen und dem bedrohten Grünstreifen zum Bahndamm hinauf läuft, muss sich nicht einmal besonders anstrengen, um Jungtiere zu entdecken.
Bürgermeisterin Birgit Huber verweist darauf, dass die Gutachten von unabhängigen Experten vorgenommen würden, die zudem "mit Herzblut" bei der Sache seien. Der vom Landratsamt geäußerten Vermutung, die Tiere könnten "kurzfristig eingewandert" sein, widerspricht Willert. Ihm zufolge gibt es die Eidechsen am Bahndamm bereits seit den 1970er Jahren, nach der Anlage des Grünstreifens hätten sie sich vor rund 20 Jahren nach unten ausgebreitet.
Und was nun? Die Bauarbeiten können erst dann fortgesetzt werden, wenn "die Situation entsprechend aufgeklärt ist", schreibt Behördensprecher Christian Ell auf Anfrage der FN. Das meint, die Größe des Eidechsenhabitats muss bewertet, gegebenenfalls müssen Schutz- bzw. Umsiedlungsmaßnahmen erfolgen. Und damit nicht genug: Damit die Bauarbeiten wieder anlaufen können, benötigt die Stadt Oberasbach eine Ausnahmegenehmigung der höheren Naturschutzbehörde bei der Regierung von Mittelfranken.
Warten auf Post aus Ansbach
Die Kommune muss also warten, und zwar auf Post aus Ansbach. Erst dann ist klar, wie es weitergeht und "was zu tun ist", heißt es aus dem Städtischen Bauamt. Das bestätigt die Bürgermeisterin. Verlegt werden muss der D-Platz, weil auf dessen bisherigem Standort die neue Dreifachhalle entstehen soll. Zwar wurde bereits viel Erde bewegt, die Fläche planiert. Ob der neue D-Platz aber bis Ende Oktober so weit fertig sein wird, dass ausgesät werden kann, ist fraglich. Im Frühjahr 2020 wollten die Fußballer ihre neue Trainingsheimat bereits nutzen. Dieser Zeitplan könnte in Verzug kommen.
Peter Heinl fällt aus allen Wolken, als er von den FN über die Entwicklung informiert wird. "Das geht gar nicht", sagt der Vorsitzende des TSV Altenberg und SPD-Stadtrat mit Blick auf den verhängten Baustopp. 23 Jugendmannschaften und fünf Seniorenteams spielen beim größten Sportverein der Stadt Fußball – und müssen natürlich trainieren. Am meisten für diese Zwecke genutzt, laut Heinl: der D-Platz. Fünf Rasenflächen gibt es an der Jahnstraße, nur über eine kann der TSV allein verfügen; die restlichen vier verteilt die Kommune auch an andere Nutzer, wie die DJK Oberasbach und die Schulen.
Der Andrang ist entsprechend groß, "die Zeitfenster sind eng", sagt Heinl. Sollte die Zwangspause länger dauern, ist für den TSV-Vorsitzenden klar: "Der Neubau der Dreifachhalle wird sich verzögern. Denn es muss, wie vereinbart, erst ein Ersatz für den D-Platz her, bevor wir dort weg können." Die Bürgermeisterin setzt dagegen auf ausreichend vorhandene Zeitpolster. Denn: Bei der Halle – Stichwort Ausschreibungen – sei derzeit "noch viel im Fluss".
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