Stadeln: Trachtler waren eine Augenweide

19.7.2015, 19:00 Uhr
Stadeln: Trachtler waren eine Augenweide

Der Regen kommt just, als sich der Festzug in Bewegung setzt. Nichts zu machen. Die Trachtler sehen es gelassen. Alle marschieren mit, auch jene Stadelner, die sich extra fürs Jubiläum nach einem Kupferstich gutbürgerliche Festtagsgewänder aus der Zeit um 1800 haben schneidern lassen. Vorsitzende Ingrid Lamatsch winkt ab: „Das ist ja keine Museumskleidung, die muss das aushalten!“

Ein farbenfroher, teils stilvoll beschirmter Bandwurm schlängelt sich durch den Ort. 54 Gruppen sind es: zehn Musikkapellen und sonst fast nur Trachtenvereine aus halb Bayern. Wohl wegen des Wetters stehen wenige Zuschauer am Rand. Doch jubelt viel Volk aus Fenstern heraus und von Balkonen herunter. Die Trachtler winken fröhlich zurück.

Sie sammeln sich mittags im Festzelt, wo noch ausgiebig getanzt und gefeiert wird. Viel zu schauen gibt es im Rahmen des Fests auch beim Handwerker- und Trachtenmarkt sowie bei einer Ausstellung von Trachtenpuppen aus ganz Mittelfranken. Wie berichtet, präsentieren die Stadelner deutsches Brauchtum in zig Facetten. 1965 gründeten ja Franken, Sudetendeutsche und Schlesier den Verein, den bis heute keine Nachwuchssorgen plagen. Als Erfolg in ihrer Chronik verbuchen die Trachtler unter anderem, dass 1991 das Wasserrad an der Regnitz gesetzt wurde.

Aber auch die Live-Übertragung des jährlichen Erntedankfestzugs bei der Michaeliskirchweih im Fernsehen verdanken die Fürther der Truppe aus Stadeln. Die lief, wie sich Lamatsch erinnert, vor etwa 15 Jahren beim Oktoberfestzug mit. „Von dem hat man dann drei Tag’ was im Radio gehört und im Fernsehen gesehen“, sagt die 58-Jährige. Sie und ihre Leute fanden: „Das darf nicht wahr sein, unser Fürther Zug ist doch viel origineller!“ Sie stellten sich mit einem Tapeziertisch in Fürth auf die Kärwa, sammelten flugs über 10 000 Unterschriften — und siehe da: Bald übertrug der BR den Fürther Festzug live.

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