Stadtwaldfest: Fürth genießt sein grünes Wohnzimmer

03.09.2018, 15:30 Uhr
An Ständen informierten viele Vereine und Verbände über ihre Arbeit, die Natur und die heimische Tierwelt.

© Thomas Scherer An Ständen informierten viele Vereine und Verbände über ihre Arbeit, die Natur und die heimische Tierwelt.

Ein wenig fröstelnd stehen die Mitglieder der Fürther Naturschutzwacht nach dem Zeltgottesdienst zur Festeröffnung in ihrem Stand, den sie in aller Frühe schon aufgebaut hatten. In ihren Gesichtern die Unsicherheit, ob sich der Aufwand in der Freizeit auch lohnen wird.

Schließlich haben die Naturschutzwächter nicht nur haufenweise Informationsmaterial über Störche, Biber und andere schützenswerte Fürther aufgefahren. Auch ein Waldquiz mit zwölf Fragen, die zum Erkunden von Mutter Natur in der näheren Umgebung anregen sollten, haben sie sich ausgedacht. Mit Weitblick wurden die drei Hauptpreise ausgesucht: Weihnachtsbäume aus dem Stadtwald.

Auch wenn man dabei leer ausging: Ein Gewinn war der Bummel an den Infoständen vorbei allemal. Was den Fischen im Wasser, den Bienen auf den Wiesen und dem Wild im Wald das Leben erleichtert, darüber konnte man sich aus erster Hand aufklären lassen. Und alle, die das Jagdfieber packte, konnten den Urtrieb mit einem Lasergewehr in dem etwas zurückversetzten Schießkinozelt der Jäger ausleben. Für das zünftige Halali sorgten die Bläser der Fürther Jägerschaft.

Übermäßig große Sorgen macht die Waldentwicklung Stadtförster Martin Straußberger trotz der langen Dürreperiode nicht. "Zum Glück", sagt er, "haben wir im Frühjahr nicht so viel gepflanzt. Es wäre wohl vertrocknet, wie andernorts." Nur den Fichten habe der Borkenkäfer zugesetzt. Dafür sei der Eichenprozessionsspinner weniger aktiv gewesen als vor zehn Jahren, als man ihn im Zennwald und Schmalholz noch vom Hubschrauber aus bekämpfen musste.

Rotwildgehege ab Herbst

Im Spätherbst wollen Straußberger und seine Mitarbeiter an der fast verfüllten Erddeponie ein Rotwildgehege für sechs Hirschkühe und einen Hirsch einzäunen. Es soll neben dem Widschweingehege am Hotel Forsthaus für einen zusätzlichen Anreiz zum Waldausflug sorgen. Die termingerecht zum Stadtwaldfest auf die Welt gekommenen Frischlinge waren neben Kutschenfahrten und Märchenerzählerin eine Attraktion für die vielen Familien mit Kindern.

Eine weitere Verbesserung regt Reinhard Scheuerlein an. Der Kreisvorsitzende des Bundes Naturschutz wünscht sich, bei der anstehenden Generalsanierung der wiederbelebten Ausflugswirtschaft Felsenkeller in einer alten Hopfenscheune wieder Nistöffnungen zu schaffen wie in früheren Zeiten, als dort der Waldkauz noch zu Hause war.

"Freizeitdruck" auf die grüne Lunge nimmt zu

Kritisch betrachtete Scheuerlein den zunehmenden Freizeitdruck auf die grüne Lunge der Großstadt – etwa durch Mountainbiker abseits der Wege. Dadurch würden die Ruheräume für die natürliche Waldbelegschaft immer knapper.

Auf die Gefährdung der Schöpfung hatten zum Festbeginn schon der katholische Pfarrer Rudolf Glauche aus der Nachbargemeinde St. Nikolaus und seine evangelische Kollegin Almut Heinecken von der Dambacher Erlöserkirche beim – noch verregneten – ökumenischen Gottesdienst im Festzelt aufmerksam gemacht. Danach schloss der Himmel seine Schleusen, und die Festbesucher konnten die Natur in all ihren Facetten genießen.

Gebratenes, Geräuchertes und Gebackenes: Liebevoll zubereitet war das kulinarische Angebot — und außerdem großzügig bemessen, wie die 150 Liter Bier, die von den Mitarbeitern der Stadtförsterei neben anderen Getränken aufgeboten worden waren.

 

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