Nach fast 100 Jahren
Storchennest illegal zerstört: Aufregung in Vach hält an, OB verspricht persönlichen Einsatz
01.02.2025, 14:36 UhrAm Donnerstag meldet sich Fürther Oberbürgermeister Thomas Jung auf Facebook zu Wort. Es sei ein trauriger Vorfall, doch er ist wahr: Nachdem die Vacher Störche fast 100 Jahre lang ihren Platz im Fürther Stadtteil bewohnt hatten, wurde jüngst das Storchennest illegal beseitigt. Sichtlich entrüstet kündigt der Oberbürgermeister Konsequenzen an: "Ich werde mich persönlich dafür einsetzen, dass unsere Störche in Vach eine neue Heimat finden." Zudem sollen die Verantwortlichen bestraft werden.
Gegenüber der Nachrichtenagentur "News5" erklärt OB Jung, dass die Stadt Fürth entgegen Behauptungen der Hausverwaltung keine Genehmigung zur Entfernung des Nestes erteilt hatte: "Die wäre auch undenkbar". Dass das Nest entfernt wurde, sei deswegen ein Verstoß gegen das Naturschutzrecht und im Zweifelsfall sogar eine Straftat. Die Stadt plane nun schnell Bescheide zu erlassen und habe den Vorgang der Staatsanwaltschaft zur weiteren Überprüfung übergeben. Im Gespräch mit der Agentur erklärt Jung, dass der Storch hoffentlich bis Mitte Februar wieder sein Netz habe. Man hoffe, dass die Eigentümer kooperativ sind - andernfalls werde die Stadt den Fall aber auch mit Bescheiden regeln.
Auch die Fürtherinnen und Fürther sind sauer. Unter dem Beitrag des Oberbürgermeisters sammeln sich innerhalb kürzester Zeit zahlreiche Wortmeldungen. "Leider wird die Ignoranz von Menschen gegenüber der Natur immer schlimmer", findet ein Nutzer. Die User verlangen für die im Frühling zurückkommenden Vögel einen schnellen Ersatz. Nun scheint es, als wäre das unter Umständen gar nicht notwendig.
Storchendame lässt sich nicht vertreiben
Die Storchendame hat sich von der Zerstörung indessen nicht abschrecken lassen, wie einige User auf Facebook kommentieren. "Die Störchin war nämlich nie weg. Sie lässt sich auch nicht so leicht vertreiben, wie die Bewohner es sich anscheinend erhofft haben. Sie baut nämlich bereits wieder an ihrem neuen Nest.", schreibt ein User. Eine Frau kommentiert: "Unsere Störchin ist fleissig, wir sind im täglichen Austausch mit dem LBV, hoffen wir sie kann es gut selbst aufbauen und ihr Partner kommt bald zurück, zu zweit geht alles einfacher". Darunter ist ein Bild zu sehen, das die Störchin zeigt, wie sie an ihrem Nest baut.
Weißstörche streng geschützt
Der Weißstorch ist in Bayern verstreut verbreitet. Während er im Freistaat als nicht gefährdet gilt, wird die mitteleuropäische Population des Weißstorchs auf der Vorwarnliste der "Roten Liste wandernder Vogelarten" geführt. Die westeuropäische Population wird bereits als gefährdet eingestuft, erklärt das Bayerische Landesamt für Umwelt. Der Weißstorch gilt deswegen trotzdem als streng geschützt. Das Beschädigen oder gar Zerstören eines Nests oder Gelege kann in Bayern mit einem Bußgeld von bis zu 50.000 € geahndet werden, erklärt das Portal "bussgeldkatalog.org".
Auch gegenüber der Nachrichtenagentur "News5" unterstreicht Markus Schmid, stellvertretender Leiter des Amtes für Ordnung, Umwelt und Verbraucherschutz, dass der Weißstorch streng geschützt ist. Das Storchennest, wo das Storchenpaar seit Jahren wiederkehrend brütet, sei deswegen ebenso geschützt. Die Stadt habe der betroffenen Eigentümergemeinschaft bis zum Start der nächsten Woche Zeit gegeben, um sich zu äußern.
Fürth, die Stadt der Störche
Wie der Bund Naturschutz in Bayern e.V. schreibt, ist Fürth eine Großstadt, "in deren Zentrum Weißstörche brüten". Neben dem Storchenhorst auf der ehemaligen Brauerei Dorn in Vach gab es noch den Storchenkamin in der Fürther Altstadt, heißt es seitens der Kreisgruppe Fürth-Stadt. Seit 2023 hat sich die Zahl der Storchennester in der Innenstadt deutlich erhöht. Seit dem 19. Jahrhundert sind die Tiere prominente und beliebte Bewohner der Stadt, unterstreicht auch die Stadt Fürth. Im Zeichen der tierischen Prominenz hat die Kleeblattstadt deswegen auch zwei Storchenschutzgebiete ausgewiesen.
Da Weißstörche sich hauptsächlich von Kleinsäugern ernähren, konzentriert sich die Futtersuche in Fürth vor allem auf den Vacher Wiesengrund und den Regnitzgrund. Bereits 1991 hatte die Stadt verordnet, dass auf den "Wiesen der Vacher Störche" zwischen März und August in jedem Jahr ein beschränktes Betretungsrecht gilt.