Strenge Kontrollen im Amtsgericht

7.12.2012, 16:00 Uhr
Strenge Kontrollen im Amtsgericht

© Edgar Pfrogner

Wer das Gerichtsgebäude in der Bäumenstraße betritt, kann längst nicht mehr einfach die Treppe hoch- und von dort aus in die Flure links und rechts zu den Sitzungsräumen eilen. Eine mächtige Glaswand befindet sich jetzt oben am Treppenabsatz, die nur an der Seite über Automatik-Türen Durchlass bietet.

Was folgt, kennt man vom Flughafen: Taschenabgabe, Passieren einer Sicherheitsschleuse, gegebenenfalls Abtasten und Einsatz von Metalldetektoren in Form von Handsonden, Taschenkontrolle. Potenzielle Waffen — dazu zählen auch vermeintlich harmlose Nagelscheren und -feilen — müssen die Besitzer am Kontrollpunkt vorübergehend zurücklassen.

Seit März, sagt Amtsgerichtsdirektor Klaus Kuhbandner, werde nicht mehr nur stichprobenartig, sondern laufend kontrolliert. Von 7.30 Uhr morgens bis 16 Uhr am Nachmittag. Die neue, topmoderne und rund 10000 Euro teure Schleuse allerdings wurde erst Mitte November eingebaut. Ihr Vorteil gegenüber dem Vorgängermodell: Sie signalisiert den Kontrolleuren — für gewöhnlich haben ein Wachtmeister und ein Mitarbeiter eines privaten Sicherheitsdienstes an der Schleuse zusammen Dienst — nicht nur akustisch, sondern auch optisch, dass eine Person Metall am Körper trägt. Ein Beispiel: Hat jemand ein Messer in der Brusttasche und ein weiteres im Schuh, schlägt die Technik auf Höhe beider Körperstellen Alarm: Im Rahmen leuchten rote Lichter auf. Umgehen können Besucher die Schleuse nicht, versichert Kuhbandner. Denn die mittlerweile versperrten Türen zum Hof des Justizgebäudes könnten nur noch die 160 Mitarbeiter des Hauses öffnen — mit einem speziellen Code-Schlüssel.

Laut Kuhbandner wurden seit März neben ungezählten Taschenmessern, Schraubenziehern und Nagelscheren- bzw. -feilen sechs Pfeffersprays und elf Messer sichergestellt, darunter ein Butterfly-Messer, nach dem Waffenrecht ein verbotener Gegenstand. Bei täglich im Schnitt 100 bis 150 Besuchern sei das „zum Glück nicht sehr viel“, meint der Direktor. Besonders erfreulich sei, dass bisher keine Schusswaffen konfisziert wurden und dass immer weniger gefährliche Gegenstände ans Licht kommen. „Seit September waren keine Messer mehr dabei.“

In der Dependance des Amtsgerichts im City-Center, wo Betreuungs-, Nachlass- und Insolvenzgericht angesiedelt sind, soll die jetzige Sicherheitsschleuse noch vor Weihnachten durch ein moderneres Modell ersetzt werden. Wegen der räumlichen Gegebenheiten sei das dort technisch aufwendiger als im Hauptgebäude, sagt Kuhbandner. Kontrollen sind seiner Ansicht nach aber auch hier unerlässlich. Denn: Konfliktpotenzial böten nicht nur Verhandlungen vor dem Jugendschöffengericht, bei denen schon mal verfeindete Jugendbanden aufeinandertreffen. Auch bei Testamentseröffnungen oder Zwangsversteigerungen können Emotionen hochkochen. Zur Erinnerung: Letzter Auslöser für die strengen Sicherheitsvorkehrungen bei Gericht waren die tödlichen Schüsse, die ein Angeklagter im Januar im Amtsgericht Dachau auf einen Staatsanwalt abgefeuert hat. Es ging um nicht gezahlte Sozialversicherungsbeiträge.

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