Stunde der Wintervögel: Die Spatzen fliegen auf Fürth
10.2.2020, 10:57 UhrFürth hängt München ab – zumindest bei der Zahl der Haussperlinge, die dort leben. Der Spatz, wie er auch genannt wird, fühlt sich in der Kleeblattstadt besonders wohl. Mit durchschnittlich gut sieben Vögeln pro Garten liegt er in Fürth auf Platz eins. In München, der spatzenfeindlichsten Stadt in Bayern, schafft er es nur auf Platz fünf mit durchschnittlich einem Exemplar je Garten. Das ergab die diesjährige Aktion "Stunde der Wintervögel vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) und dem Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Vom 10. bis 12. Januar waren Naturliebhaber dazu aufgefordert, Vögel im Garten, Park oder auf dem Balkon zu zählen; in Fürth und im Landkreis beteiligten sich 443 Menschen.
Dort hat es der Spatz auf Rang eins geschafft, was an den ausreichenden Nistmöglichkeiten für den Höhlenbrüter liegen könnte. Das vermutet zumindest LBV-Sprecherin Sonja Dölfel. Der alten Bausubstanz vieler Häuser dürfte dies ebenso geschuldet sein wie den vielen Nistkästen, die den Vögeln Unterschlupf bieten.
Auch bayernweit hat der Haussperling den Schnabel ganz vorne, gefolgt von Kohlmeise und Feldsperling. Die Spitzenposition freut Dölfel besonders. Eigentlich ist der Spatz nämlich ein Allerweltsvogel, inzwischen aber ist er zum Sorgenkind geworden, weil sein Bestand kontinuierlich abnimmt. Eine Entwarnung sei das gute Ergebnis aber leider nicht, so Dölfel.
Aufgeräumte Landschaft
Auf Platz zwei und drei liegen, wie schon im Vorjahr, in Fürth und im Landkreis Kohl- und Blaumeise. Auf Rang vier hat es der Feldsperling geschafft, den es zunehmend in die Gärten zieht, weil er in der aufgeräumten Agrarlandschaft weder Nistgelegenheiten noch Futter findet. Auch die fünfte Platzierung im Landkreis freut Dölfel. Dort ist die Amsel zu finden, der das so genannte Usutu-Virus 2018 besonders hier in der Region schwer zugesetzt hat. Ausschlaggebend dafür, wie sich der Vogel davon erholt, dürfte auch der kommende Sommer sein. Schlecht wäre es, wenn dieser ähnlich trocken ausfällt wie der vergangene. "Dann hat die Amsel Probleme bei der Futtersuche", sagt Dölfel. Ihre Hauptspeise, Regenwürmer, findet sie im knochentrockenen Boden nämlich kaum. Helfen können Gartenbesitzer, indem sie an mindestens einer Stelle eine etwas feuchtere Ecke schaffen, die regelmäßig gewässert und mit einer Schicht Blätter abgedeckt wird.
Überhaupt könnten Gärten immer mehr zum Rückzugsort für Vögel werden, deren eigentliche Lebensräume zunehmend knapper werden. Einer aktuellen Studie vom Bundesamt für Naturschutz, dem Dachverband Deutscher Avifaunisten und den Vogelschutzwarten der Bundesländer zufolge sinkt die Zahl der Singvögel auch in Deutschland rapide. Innerhalb von knapp 25 Jahren, so die Erhebung, gingen hierzulande sieben Millionen Brutpaare, also 14 Millionen Vögel, verloren. Die Hauptursache für den Schwund: der Verlust von Lebensraum. Betroffen, so die Studie, die ebenso wie die "Stunde der Wintervögel" auf ehrenamtliche Zähler setzt, sind alle Lebensbereiche, neben Wiesen und Ackerland also auch die Wälder.
Damit sich die Tiere wenigstens in die Gärten zurückziehen können, rät Dölfel dazu, auf Gift komplett zu verzichten, ein paar "unaufgeräumte" Ecken zu schaffen und statt "Schottergärten" lieber richtige Steingärten anzulegen, die mit ihrer Pflanzenvielfalt ein Paradies für Amphibien und Insekten sind. Letztere ernähren die Vögel.
Dass am Zählwochenende weniger Vögel zu beobachten waren – im Schnitt waren es bayernweit etwa 35 Vögel im Vergleich zu 37 im Jahr zuvor – mag aber auch einfach an der Witterung gelegen haben. Während 2019 mehr Schnee lag, was die Futtersuche in der freien Wildbahn erschwerte, fanden die Vögel heuer bei mildem Wetter genügend Nahrung jenseits der Futterhäuschen.
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