Tarifdschungel: Fürther Landkreis bekommt neue Zonen
6.12.2018, 17:00 UhrStilecht im Bus präsentierte Landrat Matthias Dießl das, was Norbert Schikora, Sprecher der Grünen im Kreistag, gar mit dem Superlativ "Quantensprung" versah. Dießl sprach vom größten und aufwendigsten Projekt im Bereich des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) im Landkreis.
Dazu ein Beispiel: Wer bislang in Obermichelbach in den Bus stieg, musste je nach Haltestelle zwischen drei Tarifzonen wählen. Oder in Cadolzburg, wo je nach Gemeindeteil – sei es Egersdorf, Deberndorf oder Steinbach – andere Tarife gelten. Diese komplizierten Zeiten sind bald vorbei. Fünf Zonen gibt es ab Januar im Landkreis; innerhalb einzelner Kommunen gilt nur noch jeweils eine.
Vorsichtig formulierte der Landrat beim Thema Ticketpreise: "Wir werden häufig günstiger, manchmal teurer, aber auf alle Fälle einfacher." Konkret sieht das in den Städte Zirndorf, Oberasbach und Stein, die die sogenannte neutrale Zone bilden, so aus: Fahrten von Zirndorf und Oberasbach nach Fürth werden mit Zeitkarten nun günstiger. Für beide Städte gilt die Preisstufe B. Wer nach Nürnberg will, zahlt vom Bahnhalt Oberasbach aus weniger, ebenso in einigen Teilorten von Stein. Innerhalb der "neutralen Zone" kostet es auf einigen Strecken mehr als bisher. Doch wer geschickt plant, kann das billigere Kurzstreckenticket nutzen – etwa für die Zugstrecke zwischen Zirndorf-Bahnhof und Fürth- Hauptbahnhof.
Die Umstellung auf die fünf Zonen lässt sich der Landkreis jährlich 480 000 Euro kosten, denn er muss den Verkehrsunternehmen die ausbleibenden Einnahmen ersetzen. Diese Summe reduziere sich aber, wenn Linien in den nächsten Jahren zu günstigeren Konditionen ausgeschrieben werden.
Für so viel Engagement gab es auch von Jürgen Hassler, Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Großraum Nürnberg (VGN), ein dickes Kompliment: "Seit Jahren baut der Landkreis die Verkehrsangebote für seine Bewohner aus und setzt dabei hohe Standards mit Taktverkehr, modernen Fahrzeugen und Zusatzangeboten wie dem NightLiner." Eine "Vorreiterrolle" sprach Hassler dem Landkreis Fürth zu. Und Landrat Dießl sparte nicht mit Lob für die eigene Kreisverwaltung: "In dieser Dimension hat das noch kein Landkreis geschafft."
Vier Werbespots
Jetzt muss das Konzept nur noch bei den Bürgern ankommen. Zu diesem Zweck hat der Landkreis vier Werbespots produzieren lassen, die im Großhabersdorfer Kino zu sehen sind, aber auch in den sozialen Medien verbreitet werden. Die Botschaft in einem der Spots lautet: "Autofahren ist so was von 2010."
Außerdem werden Werbeflyer auf Weihnachtsmärkten verteilt, in Bussen ausgelegt oder an Haltestellen ausgehängt. Einige Bürger müssen daran denken, die neuen Zonen in ihre Zeitkarten eintragen zu lassen. Möglich ist dies in den Kundenbüros von VAG, infra und DB sowie im Landratsamt Zirndorf (Zimmer 2.25).
Ob tatsächlich immer mehr Menschen "null Bock auf Autofahren" haben, wie es in einem weiteren Werbefilm heißt, wird sich zeigen, wenn die neue Mobilitätsanalyse für 2019 vorliegt. Dießl ist optimistisch: "Wir schaffen die Mobilitätsveränderung im Landkreis."
Mehr Informationen zu den neuen Tarifzonen gibt es im Landratsamt unter (09 11) 97 73 30 31 oder online unter www.landkreis-fuerth. Auch der VGN informiert unter Telefon (09 11) 270 75 99 oder http://www.vgn.de
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