"Durch nichts zu entschuldigen"

Tierheim fassungslos: Drei Kätzchen in Fürth in Müllsack entsorgt - Hund wird zum Lebensretter

Johanna Mielich

Online-Redaktion

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29.4.2024, 10:35 Uhr
Eine Katze wurde samt ihrer zwei Babys in Fürth in einem Müllsack entsorgt am Straßenrand entdeckt. Das Fürther Tierschutzhaus appelliert nun an die Bevölkerung.

© Tierschutzhaus Fürth/Pixabay Eine Katze wurde samt ihrer zwei Babys in Fürth in einem Müllsack entsorgt am Straßenrand entdeckt. Das Fürther Tierschutzhaus appelliert nun an die Bevölkerung.

In zahlreichen Tierheimen in Bayern herrscht derzeit Aufnahmestopp, auch im Tierschutzhaus Fürth auf der Stadelner Hard ist man derzeit komplett überfüllt. So überfüllt, dass Tierheimleiterin Michaela Pfaff die neuesten Findelkinder bei sich zuhause unterbringen musste. Die Katzenfamilie hat ein trauriges Schicksal hinter sich.

Wie die Tierschützer in einem Post auf Facebook am Montag erklärten, wurde eine Katzenmutter zusammen mit ihren zwei acht Tage alten Welpen in einem Müllsack am Straßenrand im Fürther Stadtgebiet entdeckt. Dabei wurde ein Hund zum "unerwarteten Retter", der dafür sorgte, dass die Katzenfamilie noch rechtzeitig aufgefunden werden konnte.

"Erschüttert von einer solchen Geschichte konnte ich nicht anders als der kleinen Familie, trotz massivem Platzmangel im Tierschutzhaus, Obdach, Wärme und Fürsorge zu geben", berichtete Tierheimleiterin Pfaff. Sie wollte zudem vermeiden, dass die Katzenmutter auf Platzsuche noch mehr Stress und Sorge um ihre Babys haben müsse. "Flauschi", wie Pfaff die Mutter liebevoll nennt, sei noch sehr jung, habe sich bisher aber als sehr vorbildliche und großartige Katzenmutter erwiesen. Langsam aber sicher würde sie Vertrauen zu den Helfern aufbauen und gelegentlich aus ihrer Katzenhöhle kommen, um sich Streicheleinheiten abzuholen.

Tierheim appelliert an die Bevölkerung

Ihre Jungen entwickeln sich derzeit gut, "vermutlich [haben sie] vom Stress der Mama noch nicht viel mitbekommen", so das Tierschutzhaus. Aktuell, das betonen die Tierschützer, stünden die Katzen aber noch nicht zur Vermittlung bereit, sie werden frühesten mit zehn Wochen freigegeben. Auch die Katzenmutter müsse vorher noch kastriert werden.

Pfaff appelliert an die Bevölkerung, Katzen unbedingt kastrieren zu lassen und keine Rassekatzen aus zwielichtiger Herkunft zu kaufen. "Auch wenn sämtliche Tierheime und Auffangstationen nicht sofort und gleich Platz anbieten können ist eine solche "Entsorgung" durch nichts zu entschuldigen", konstatiert die Tierheimleiterin.

"Lage der Tierheime in Deutschland ist dramatisch"

In rund zwei Dritteln der Tierheime gibt es laut dem Deutschen Tierschutzbund im April einen Aufnahmestopp. Denn die Einrichtungen seien nicht nur stark unterfinanziert, sondern auch überfüllt.

"Die Lage der Tierheime in Deutschland ist dramatisch und ihre akute Überlastung eines der dringlichsten Tierschutzprobleme", sagte Tierschutzbeauftragte der Bundesregierung, Ariane Désirée Kari Anfang April gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Der Deutsche Tierschutzbund blickt aktuell mit Sorge auf die kommenden Monate und eine anstehende "Kätzchenschwemme" im Frühjahr, wie er vor wenigen Tagen in einer Pressemitteilung erklärte. Der Dachverband der Tierheime geht davon aus, dass in den ohnehin überfüllten Tierheimen die Zahl gefundener, abgegebener oder ausgesetzter ungewollter Kitten in die Höhe schießt. Parallel würde auch die Anzahl an Kitten steigen, die ohne menschliche Fürsorge auf der Straße frühzeitig versterben. Ursache für die "Kätzchenschwemme" seien laut dem Tierschutzbund unkastrierte Freigängerkatzen aus Privathaushalten und Straßenkatzen, die sich unkontrolliert fortpflanzen würden.

Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Fassung des Artikels berichteten wir fälschlicherweise von acht Katzenjungen, die Katzenmutter hatte allerdings nur zwei Kätzchen.