Tipps vom Coach: Mit Optimismus durchs Jahr 2021
1.2.2021, 16:00 UhrWie kommt man gut durch die Pandemie? Während Politiker vor allem die Maßnahmen dagegen im Blick haben, nimmt der Fürther Autor, Coach, Mediator und Trainer Michael Hübler den Alltag der Menschen in den Fokus. Im Interview spricht er über die Krise als Chance und realistischen Optimismus.
Herr Hübler, kann Agilität in Zeiten von Corona helfen?
Bei dem Begriff kommt es oft zu Missverständnissen. Agil sein bedeutet einerseits, wendig und beweglich zu sein. Das haben wir in der Krise zum Beispiel bei den Restaurants und Hotels gesehen, die oft umfangreichere Hygienekonzepte umgesetzt hatten als gefordert waren. Doch der zweite Teil ist die "Adaptivität", die Anpassungsfähigkeit. Der Teil meint, dass ich als Unternehmen oder einzelner Mensch mich ständig Neuem anpassen muss, um zu überleben. Man muss beide Seiten leben. Werkle ich nur, ohne mich anzupassen, verliere ich die Bodenhaftung. Passe ich mich nur an, rutsche ich in eine langfristig frustrierende Übererfüllung und Unterordnung.
Was bedeutet das fürs Berufsleben, etwa für Menschen in Kurzarbeit?
Derzeit könnte ich mich ja ständig weiterbilden und Bücher ohne Ende lesen, weil ich womöglich viel mehr Zeit als sonst dazu habe. Da muss ich jedoch auch aufpassen und sollte fokussiert an meine Weiterentwicklung herangehen. Denn was ist nach der Krise? Gibt es dann meinen Job noch? Das ist anstrengend und schmerzhaft. Doch es lohnt sich, seine Fühler nach Alternativen auszustrecken ohne das, was man bisher gemacht hat, völlig aus dem Blick zu verlieren. Das andere Extrem wäre, nichts mehr zu tun, sich nur anzupassen, aufzugeben und Arbeitslosengeld zu beantragen. Wie immer liegt die Wahrheit in der Mitte.
Viele sprechen von Chancen in der Krise. Wie gehen Sie damit um?
Ich möchte da keine naive Hoffnung haben und denken, das wird alles schon wieder. Ein bisschen Trotz, Wut und Ängste spielen auch bei mir mit. Doch gerade der Trotz kann sehr kraftvoll sein und mir dabei helfen, weiterzumachen. Corona nervt, Masken nerven, Ausgangsbeschränkungen nerven. Trotzdem mache ich weiter. Das ist agil. Fatal wäre, nur zu motzen und in der Abwehrhaltung zu verharren, wie viele "Hater" auf Facebook. Egal, wie schlimm es wird, ich kümmere mich um mich, meine Familie, Freunde und mache das, was beruflich möglich ist. Das nenne ich realistischen Optimismus.
Wie kann Agilität im Leben noch helfen?
Das Ganze ist ein Prozess. Ich kann mir Bücher kaufen, mich mit Freunden und Kollegen über die Zukunft austauschen, beim Spazierengehen nachdenken, mittags einen "Power-Nap" halten oder gar selbst ein Buch schreiben. Manch einer beginnt ein Ehrenamt und findet darüber Inspiration. Die Krise ermöglicht mir, darüber nachzudenken, ob ich nicht vor Corona schon etwas anderes machen wollte. Woran hängt mein Herz, und was waren meine Ursprungsträume im Leben? Vielleicht ist jetzt die Möglichkeit da, noch einmal neue Wege zu gehen.
Wie gehen Sie in Ihrer Familie mit dem Virus um?
Wir haben zwei Töchter im Homeschooling, jeweils in der Abschlussklasse – da ist schon einiges an Aufregung da. Ich bin ebenfalls komplett zu Hause, schreibe Bücher und nehme viele Audiobooks auf. Seminare, die ich sonst gebe, finden kaum noch statt. Im Homeoffice muss man gut organisiert sein, gut mit Stress umgehen können und alles offen ansprechen. Eine klare Abgrenzung, gegenseitiger Respekt und klare Regeln sind wichtig. Wir haben zum Glück vier Zimmer, in die sich jeder zurückziehen kann.
In einem Ihrer Bücher schreiben Sie von Humor und Führung. Wie kann uns Humor durch die Krise helfen?
Humor kann helfen, mit schwierigen Situationen umzugehen. Ich sollte mich jedoch selbst nicht zu ernst nehmen und den Humor nicht als Waffe einsetzen, indem ich andere als "Schlafschafe" oder "Aluhutträger" bezeichne. Wenn ich schon Humor in der Kommunikation einsetze, sollte ich versuchen, die Beziehung zu meinem Gegenüber aufrechtzuerhalten.
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