Großer Personalmangel

Traditionsbäckerei in Franken stand vor dem Aus: Inhaber kämpft bis zum Schluss - mit Erfolg

Theresa Neuß

E-Mail zur Autorenseite

28.9.2024, 05:00 Uhr
Die Familie Beck in ihrem Geschäft: Rechts der Inahber Matthias, in der Mitte Mutter Ingrid und links Bruder Markus.

© Sabine Beck Die Familie Beck in ihrem Geschäft: Rechts der Inahber Matthias, in der Mitte Mutter Ingrid und links Bruder Markus.

Die Auftragslage ist enorm, die Kunden stehen Schlange und der Laden brummt. Es war sogar in Planung, eine zweite Filiale im Nachbarort zu eröffnen. Dennoch reicht das offenbar nicht aus, um das Überleben des Geschäfts zu sichern. Die Traditions-Bäckerei Beck in Zirndorf läuft heute noch genauso wie vor 70 Jahren - doch da ist ein großes Problem: Es gib nur eine Person, die die Köstlichkeiten zubereitet, Inhaber Matthias Beck.

Seit Jahrzehnten arbeitet der ausgebildete Bäckermeister in der Backstube, während seine Mutter Ingrid den Verkauf übernimmt. Doch das genügt nicht, wie Beck berichtet, denn vor allem in der Produktion fehlt es an Nachwuchs. Ein Hauptgrund seien die "unattraktiven Arbeitszeiten", da die Bäckerei bereits um 5.30 Uhr öffnet. Hinzu kommt, dass "viele Menschen heute nicht mehr körperlich arbeiten wollen", vermutet er.

Händeringende Suche nach Personal

Doch auch mit dem vorhandenen Personal gab es Schwierigkeiten: Zwei Mitarbeiter kündigten überraschend über Pfingsten, und der zweite Bäckermeister fiel krankheitsbedingt aus. Beck stand plötzlich alleine in der Backstube - 60, 80 und teilweise 100 Stunden die Woche. Trotz seines Durchhaltevermögens nach dem Motto "Hinfallen, aufstehen, Krone richten, weitermachen" musste er schließlich einsehen, dass er diese Belastung nicht mehr stemmen konnte. "Ich schaffe das nicht mehr", gesteht der 51-Jährige im Gespräch gegenüber nordbayern.de. Er setzte sich eine Deadline: "Wenn ich bis zum nächsten Quartal niemanden finde, schließe ich den Laden." So sollte die Bäckerei ursprünglich am 28. September schließen. Doch kampflos aufgeben wollte Beck nicht.

So begann die Suche nach mehr Personal. Mit Plakaten, Nachrichten in diversen WhatsApp-Gruppe und Zeitungsartikel hat er sein Glück probiert. Allerdings ohne Erfolg. Nach der medialen Berichterstattung hätten sich vier Interessenten gemeldet. Am Ende stand Beck aber wieder alleine in der Backstube. Zwei Bewerber seien gar nicht erst zum Vorstellungsgespräch erschienen, ein weiterer habe das Probearbeiten geschwänzt und der Vierte habe eine Arbeitsstelle in der Nähe seines Wohnortes gefunden, berichtet Beck resigniert.

Bürokratische Hürde für geflüchtete Fachkräfte

In einem letzten Versuch wandte sich Beck an die zentrale Aufnahmeeinrichtung für Asylbewerber in Zirndorf, wo er erfuhr, dass es fünf geeignete Fachkräfte gab. Das Problem: Sie hatten keine Arbeitserlaubnis und durften daher nicht arbeiten. Mit großem Unverständnis hat sich Beck daraufhin an den Landrat Bernd Obst gewandt. Dieser habe "alle Hebel in Bewegung gesetzt." Doch bis die Genehmigung schließlich erteilt wurde, waren die potenziellen Mitarbeiter bereits in andere Städte verteilt.

Beck sieht die Bürokratie bei Geflüchteten als große Hürde. "Wenn Geflüchtete hierherkommen, dann wird in den ersten ein bis zwei Wochen entschieden, wo sie später einmal hinkommen. Und ihre Arbeitsgenehmigung bekommen sie erst, wenn das Asylverfahren durch ist. Das ist ein großes Problem", sagt Beck. "Dann sind die Fachkräfte in den Landkreisen, wo sie nicht arbeiten können, weil sie nichts finden. Und in den Nachbarlandkreisen, wo sie arbeiten könnten, dürfen sie es dann wiederum nicht."

Glückliche Wende kurz vor Schluss

Doch schließlich kam die Rettung. Ein Bewerber hatte sich noch gemeldet. Am vergangenen Donnerstag haben sie sich geeinigt und nun steht fest: Die Bäckerei Beck muss nicht schließen und begrüßt am Samstag, den 28. September, einen neuen Mitarbeiter.

Die gute Nachricht ist auch schon vor bis zu den Stammkunden gedrungen. Beck berichtet von einem Kunden, der seit 64 Jahren regelmäßig kommt. Als er die Neuigkeit mitbekommen hat, ist er "sofort um den Ladentisch herum gekommen und meiner Mutter in die Arme gefallen". Auch andere Kunden hätten "Freudentränen" in den Augen gehabt.

Trotz der erfreulichen Wende ist Personalproblem nicht vollständig gelöst. Beck sucht weiterhin mindestens eine weitere Kraft für die Produktion. Sein langfristiges Ziel ist es, wieder Auszubildende aufzunehmen. Doch ohne personelle Unterstützung sei das nicht machbar. "Sonst habe ich keine Zeit für die Schüler. Entweder ganz oder gar nicht." Eine Auszubildende habe er bereits in der Warteschlange.

1 Kommentar