Traum vom Supertalent geplatzt
18.12.2011, 22:00 Uhr
In der Nacht von Samstag auf Sonntag, sieben Minuten nach Mitternacht, ist Julian Pechers großer Traum geplatzt: Moderator Marco Schreyl verkündet die drei Kandidaten, für die die meisten TV-Zuschauer angerufen haben. Pecher ist nicht dabei. Nicht einmal Top Drei? Die Enttäuschung steht dem jungen Fürther buchstäblich ins Gesicht geschrieben.
Drei Stunden vor Beginn der Live-Sendung war die Welt des Teenagers, der als Mitfavorit für das Finale galt, noch in Ordnung. „Ich bin schon aufgeregt, gleich geht es los“, schreibt er auf Facebook. „Ich werde jetzt meine Stimme schonen.“
Als die Show um 20.15 Uhr beginnt, heizen die Fangruppen der Kandidaten die Stimmung im Studio an. Immer wieder zoomt die Kamera auf die feiernden Anhänger des Sängers Mark Ashley in ihren pinkfarbenen Kostümen. Die Fans von Sven Müller übertönen sogar das Moderatoren-Duo. Völlig unter geht dabei ein Mann in der letzten Reihe. Unbemerkt von den Kameras breitet er immer wieder die Fahne Ecuadors aus, um den Panflötenspieler Leo zu unterstützen.
Eine Stunde nach Beginn der Live-Show ist Julian als Fünfter an der Reihe. Nun kommen auch die Fans aus Fürth in Wallung. Heidi Zech schwenkt ihre Kleeblatt-Fahne vor der Kamera. Großaufnahme. Viele Mädchen im Saal kreischen, als der smarte Blondschopf die Bühne mit 30 jungen Tänzerinnen betritt und sich auf seinen Auftritt vorbereitet.
Die Zuschauer vor den TV-Geräten sehen währenddessen einen Filmbeitrag über Julians Weg vom Casting bis ins Finale. Dann beginnt Pechers Auftritt, er singt „Still“ von Jupiter Jones. Heidi Zech ist begeistert, zückt nochmals die Fürth-Fahne. „Das war doch ein perfekter Auftritt“, meinen die Fürther Fans.
Doch dann kommt der Moment, der alle Hoffnungen zunichte macht. „Es war kein 100 Prozent gelungener Auftritt, mir haben heute zehn Prozent gefehlt“, kritisiert Dieter Bohlen, „ich hab’ dir schon angemerkt, dass du die Hose voll hattest.“

Der Fürther Fanblock ist fassungslos. „Bohlens letzter Satz war völlig unnötig“, schimpft Heidi Zech. Auch Kerstin Feldbauer findet das Urteil unpassend: „Die Jury beeinflusst die Zuschauer zu sehr.“ Tatsächlich gibt es nur für zwei der zehn Final-Kandidaten Kritik: Für den Punker Jörg Perreten, der sich siebenmal bei seinem Klavierstück verspielt und für den Gesang von Julian Pecher. „Wo bleibt da die Gerechtigkeit?“, fragen sich Heidi Zech und Kerstin Feldbauer.
Im Halbfinale hatte Bohlen den Fürther noch überschwänglich gelobt: „Bei dir stimmt alles, du hast das passende Gesamtpaket.“ Jetzt im Finale findet der Pop-Titan den Auftritt „fast schon zu glatt“. Nach der Show verhehlt Julian seine Enttäuschung nicht. Mehr noch: „Ich bin stinksauer, denn ich war sehr zufrieden mit dem, was ich auf der Bühne abgeliefert habe“, sagt er gegenüber den FN. „Ich weiß nicht, warum Dieter Bohlen so über mich hergezogen hat. Das war nicht in Ordnung. Seine Kritik dürfte mich viele Stimmen gekostet haben.“
Wie es nun weitergeht? Der 20-Jährige weiß es noch nicht. „Vielleicht mache ich erst einmal ein Jahr Pause von allem.“ Doch der Groll verfliegt rasch und mit Julian geht der Erzieher durch: Der fünfjährige Ricky rennt auf ihn zu. Der Knirps aus der Schweiz hat das geschafft, wovon Pecher träumte: Er kam trotz — oder wegen — seines Alters mit einem Klaviersolo in die Top Drei.
„Wir sind beste Freunde“, beteuert Julian und nimmt Ricky in den Arm. Spricht sogar Schweizerdeutsch mit dem Kleinen. „Ich habe ihm die Daumen gedrückt, ebenso wie für Sven. Beide sind sehr gute Freunde für mich geworden“, sagt der Fürther.
Feiern darf am Schluss der einsame Fan, der in der letzten Reihe des Kölner Studios fünf Stunden lang bis zum Ende ausgeharrt hat. Der Panflötenkünstler Leo ist das Supertalent 2011.
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