Trotz Kritik: Zeitplan für Fürther Wochenmarkt steht
12.12.2017, 06:00 UhrLetzte Woche war das der emotionale Knackpunkt der Haushaltsberatungen: Die Grünen wollten die Pläne für den Wochenmarkt stoppen, der zwischen Adenaueranlage und Freiheit entstehen soll. Der Grund: Sie hatten eine kräftige Kostensteigerung ausgemacht. Niemand im Stadtrat könne "ernsthaft und verantwortungsvoll" in Erwägung ziehen, über vier Millionen Euro für einen Wochenmarkt auszugeben, sagte Stadträtin Barbara Fuchs.
Bei der Mehrheit des Gremiums löste sie damit Kopfschütteln aus, Wirtschaftsreferent Horst Müller nannte die Kostenrechnungen der Grünen "unredlich" und schimpfte: "Die Diskussion nimmt immer abenteuerlichere Züge an."
Fakt ist jedoch: Als der Stadtrat im Mai nach ebenfalls hitziger Debatte den Weg für den neuen Wochenmarkt frei machte, sollte dieser knapp zwei Millionen Euro kosten. Fällig wird diese Summe vor allem für Kauf und Aufbau der 16 Marktbuden, für ein festes Toilettenhäuschen und die Erschließung der Fläche durch den Bau einer "Infrastrukturschiene" mit Kanälen und Stromleitungen.
Vor den Etatberatungen tauchte eine neue Summe auf, die das Rathaus, so beteuern es die Grünen, zuvor nie kommuniziert hatte: Mit 3,8 Millionen Euro schlägt der Markt in der "mittelfristigen Finanzplanung" zu Buche. Die Grünen meinen: Es müssten sogar 350 000 Euro mehr sein, denn so viel kostet der neue Radweg am südlichen Rand der Freiheit. Er wird nötig, weil auf der alten Radtrasse der Markt entsteht, der nach Rechnung der Grünen also insgesamt Kosten von 4,15 Millionen Euro verursacht. "Die Tendenz geht damit zu einer Verdoppelung", beklagt Fraktionssprecher Harald Riedel.
Wirtschaftsreferent Müller weigert sich zwar weiterhin, die Kosten für den Radweg dem Wochenmarkt anzulasten, bestätigte aber die neue Summe von 3,8 Millionen Euro gegenüber unserer Zeitung. Allerdings pocht er darauf, dass sich die Ausgaben für Buden, Toiletten und die Infrastrukturschiene keinesfalls erhöht hätten.
"Die perfekte Ergänzung"
Was ist dann verantwortlich für diese beachtliche Kostensteigerung? Das Neugestalten der Fläche, sagt Müller. Diese sollte anfangs aus Kosten- und Zeitgründen bleiben, wie sie ist. Weil sich der Baustart für den Markt aber ohnehin verzögert, hat die Stadt nun doch ein Augenmerk darauf, die ehemalige Bustrasse schön herzurichten. Sie soll ihren Straßencharakter verlieren, der Randstein kommt weg, dafür entsteht eine ebene Fläche mit neuem Pflaster. Nach den Worten von Horst Müller ist für diese Neugestaltung mit bis zu 60 Prozent Kostenbeteiligung aus dem Bund-Land-Förderprogramm "Soziale Stadt" zu rechnen.
Jenseits der Kostenfrage kommt weitere Kritik von den Grünen: Sie weisen darauf hin, dass sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verändert hätten: Mit dem E-Center, tegut und Rewe machten inzwischen drei Vollsortimenter dem Wochenmarkt Konkurrenz. Im City-Center werde in den nächsten Jahren ein weiterer Lebensmittelhändler dazukommen. "Es ist auch verantwortungsvolle Politik", sagen die Grünen, "ein Projekt wieder loszulassen, wenn man erkennt, dass es nicht zielführend ist oder zu hohe Kosten verursacht."
"Ein Alleinstellungsmerkmal"
Horst Müller widerspricht vehement: Das Schnabuliermarkt-Konzept ergänze perfekt das Angebot der Innenstadt und bringe Fürth ein Alleinstellungsmerkmal in der Region. Er geht sogar so weit, zu sagen: Ohne diese Aufwertung werde der jetzige Wochenmarkt nicht überleben. Die Mehrheit des Stadtrats weiß er damit auf seiner Seite. Am Montag stellte er im Wirtschaftsausschuss den neuen Zeitplan für die Umsetzung vor: Im Januar wird die Markt-Satzung verabschiedet, ab Februar oder März dürfen sich Händler bewerben, sie sollen noch vor der Sommerpause ausgewählt werden. Für Mai 2019 ist die Eröffnung geplant.
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