Typisierungsaktion in Seukendorf: Es geht um Toms Leben

27.1.2017, 06:00 Uhr
Eine Chance für Tom: Am diesem Samstag können sich Spender registrieren lassen.

© privat Eine Chance für Tom: Am diesem Samstag können sich Spender registrieren lassen.

Im Unterricht saß Tom, der die Realschule Langenzenn besucht, zuletzt im November. Da hatte er ein ganzes Bündel an Chemotherapien und eine Reha hinter sich, sein Gesundheitszustand schien sich zu bessern. Doch es kam zu einem Rückfall, der Krebs griff erneut an, die Blutwerte eskalierten. Zusammen mit der Deutschen Knochenmark-Spenderdatei (DKMS) bat seine Familie Anfang Januar um Unterstützung und kündigte die Typisierungsaktion an.

Während Freiwillige im Landkreis Flugblätter verteilten und Plakate anbrachten, um Hilfe für Tom zu mobilisieren, hat sich der Krieg im Körper des jungen Mannes ein wenig beruhigt. Der stellvertretenden Schulleiterin Birgit Glöckner zufolge geht es Tom "den Umständen entsprechend gut". Die Entzündungswerte seien wieder niedriger, er dürfe daheim sein, müsse aber ständig zur Kontrolle in die Klinik.

Unterdessen hofft Tom auf seinen genetischen Zwilling, einen Stammzellenspender, dessen Gewebemerkmale sich mit seinen eigenen möglichst decken. Ein Organisationsteam bereitet die Typisierungsaktion seit Wochen mit Unterstützung der DKMS vor.

DKMS rechnet mit Tausend Menschen

Kathrin, eine Klassenkameradin Toms, ist Mitglied des Orga-Teams und kommt aus Seukendorf, das nun Schauplatz der Hilfsaktion wird. Laura Riedlinger von der DKMS rechnet mit großem Zulauf, mit tausend und mehr Menschen. Weil das Feuerwehrhaus zu klein ist, sagt Doris Wedel, Vorsitzende der örtlichen Feuerwehr, habe der Sportverein seine Halle zur Verfügung gestellt. Von 12 bis 17 Uhr können sich potenzielle Stammzellenspender in der Halle des SV Seukendorf (Langenzenner Straße) fünf Milliliter Blut abnehmen und sich in die DKMS-Datenbank aufnehmen lassen. So erhöht sich Toms Chance auf Rettung und die anderer Leukämiekranker weltweit.

Registriert werden gesunde Menschen im Alter von 17 bis 55 Jahren. Mitbringen müssen sie eigentlich nichts. Auf Nachfrage des Orga-Teams stellen Metzgereien, Bäckereien und Getränkefirmen aus der Umgebung umsonst jede Menge Proviant zur Verfügung. Helfer bereiten daraus ein Büfett vor, Es gibt belegte Brötchen, Brezen mit und ohne Butter und Süßes. Glöckner hat Zusagen für hundert selbst gebackene Kuchen. Snacks und Getränke gibt es gratis. Doch wird eine große Spendenbox aufgestellt. Denn: Auch Geld wird gebraucht. Jede Registrierung eines Spenders kostet die DKMS 40 Euro. Das Gros davon falle für die Analyse der Blutproben im Labor an, erklärt Riedlinger. In der Hoffnung auf finanzielle Unterstützung hat das Orga-Team Firmen und Vereine angeschrieben. Erste positive Feedbacks: Der Gewerbeverein Obermichelbach überbringt 200 Euro, der FCN-Fanclub "Franken United" 500 Euro.

Roßtaler wurde gerettet und Trauzeuge der Spenderin

40 Lehrer erfassen am Samstag persönliche Daten der Ankömmlinge, um die Blutentnahme kümmern sich Teams aus vier Arztpraxen. Sollte es ernst werden mit der Stammzellenspende, so gibt es zwei Wege der Gewinnung: Es werden Zellen aus der Blutbahn oder es wird unter Narkose Knochenmark entnommen. Jede Stammzellenspende nennt Riedlinger für den Kranken "eine Chance, eine Garantie ist sie nicht".

Im Januar 2011 begann für den damals leukämiekranken Roßtaler Jürgen Wiesinger mit einer Transplantation ein "zweites" Leben. Längst weiß der 49-Jährige, dass er es einer Frau aus Neuburg an der Donau verdankt. Als sie geheiratet hat, wurde er sogar ihr Trauzeuge. Außerdem: Von den für Wiesinger einst registrierten knapp 1500 Stammzellen-Spendern haben laut DKMS 18 tatsächlich Stammzellen gespendet. Ob sie Leben retten konnten? Jürgen Wiesinger weiß es nicht. Auf jeden Fall aber wünscht er Tom all das Glück, das er selbst hatte.


Spenden: Stichwort Tom, IBAN DE27762500000040282493

 

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