Umstrittener Handymast in Deberndorf
30.1.2015, 13:00 UhrIn einer Versammlung, die rund 100 Interessierte besuchten, erläuterte Frank Braß, Sprecher der Initiative, nochmals die Absichten der Bürger. „Wir wollen den Mast nicht verhindern, sondern verlagern“, stellte er klar. Nach BI-Aussagen ist die künftige Hochfrequenzanlage nur 275 Meter von der Bebauung im Schlossweg entfernt. Gesundheitliche Risiken seien daher nicht auszuschließen. Der Wertverlust der Immobilien betrage zwischen 15 und 50 Prozent, behauptete Braß.
Zum Thema Gesundheitsrisiken hatte die BI eine Ärztin zu Gast, die sich seit Jahren mit Funkstrahlen und deren Folgen befasst. Auch wenn sie einräumen musste, dass es keine Untersuchungen zu den Langzeitfolgen gebe, schätzte sie die Risiken doch hoch ein.
Den wichtigsten Satz des Abends sagte Braß selbst: „Wir werden den Mast nicht aufhalten können.“ Dennoch zeigte er sich kämpferisch, die BI habe sich inzwischen einen Anwalt genommen und werde nach der Installation versuchen, das Wiederabschalten der Anlage zu erzwingen.
Gast des Abends war Bürgermeister Bernd Obst, der teils andere Fakten präsentierte als die BI. Laut Plan ist der Mast keine 40 Meter hoch, sondern 35 Meter, außerdem sei er gemäß Katasterauszug 320 Meter von der Bebauung entfernt. Ausführlich erläuterte Obst, dass man in der betreffenden Bauausschuss-Sitzung das Vorhaben der Telekom als unkritisch betrachtet habe. Schließlich sei aus Deberndorf immer wieder der Wunsch an die Gemeinde herangetragen worden, man möge sich für die bessere Versorgung der Telekommunikation einsetzen. Positiv wertete der Bürgermeister, dass für den neuen Mast ein anderer im Hauptort abgebaut werden könne. Da der Bauantrag rechtlich völlig korrekt gewesen sei, habe die Gemeinde ihr Einvernehmen erklärt. Selbst wenn sie es verweigert hätte, ergänzte er, wäre es durch das Landratsamt ersetzt worden.
Ähnlich hatte es auch bereits Landrat Matthias Dießl der BI erläutert. An ihn hatten sich die Initiatoren per Mail gewandt. Dießl, der an dem Abend verhindert war, gab Rechtsauskunft und stellte die geringe Einflussmöglichkeiten seiner Behörde dar. Sowohl das Landratsamt, als auch er selbst, schreibt Dießl, hätten „Handlungs- oder Ermessensspielräume“ nur dort, wo diese vom Gesetz ausdrücklich vorgesehen seien. Der von der BI geforderte Baustopp sei schon deshalb nicht möglich, weil es keinerlei gesetzliche Grundlage gebe.
Wie Obst wies auch Dießl darauf hin, dass es gegen den Bau des Mastes keine kritischen Stimmen gegeben habe, als dieser bei der Bürgerversammlung im November erwähnt worden sei. Und auch am aktuellen Treffen nahmen etliche Bürger teil, die den Mast befürworten, sich aber nicht laut zu Wort meldeten. Der Eigentümer des Grundstücks, das an die Telekom verpachtet wird, und sein Sohn versuchten zudem, die Bedenken der BI zu zerstreuen. Der Sohn, der aus beruflichen Gründen nicht unerfahren mit Funkwellen ist, erläuterte technische Details. Sein Fazit: „Die Strahlung, die von dem Mast ausgeht, ist mit Sicherheit nicht höher als die der Geräte, die Sie selbst zuhause haben.“
Resultat des Abends: Bürgermeister Obst will mit der Telekom ausloten, ob es die Möglichkeit gibt, den Mast zu verlagern. Auch Landrat Dießl sagte seine weitere Gesprächsbereitschaft zu.
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