Umzug abgeschlossen: Landesamt für Statistik nun in Fürth

Lorenz Bomhard

Ressortleiter Metropolregion Nürnberg und Bayern

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16.12.2021, 16:15 Uhr

Für die Kleeblattstadt ist es ein besonderes Ereignis. Zehn Jahre nach der Quelle-Pleite ist der Umzug des Landesamts für Statistik in die einstige Firmenzentrale abgeschlossen. 540 krisensichere Arbeitsplätze hat Fürth bekommen. Zum Kaufpreis von 5,1 Millionen Euro hat der Freistaat zusätzlich 40 Millionen Euro in die Gebäude investiert. Heute feiert Oberbürgermeister Thomas Jung mit der Staatsregierung und den Beschäftigten der Behörde.

Der Anfang in Fürth war für die Mitarbeiter befremdlich. Auf den Konferenztischen standen noch halbvolle Kaffeetassen der Quelle-Manager, die das Haus offenbar überhastet verlassen hatten. Erste Besprechungen fanden auf den antiquiert wirkenden Ledersesseln aus der Schickedanz-Ära statt.

10.000 Quadratmeter Platz

Doch jetzt präsentiert sich das Landesamt in neuem Chic. Der über 110 Jahre alte Jugendstilbau an der Nürnberger Straße wurde kernsaniert, ein weiterer Teil aus den 1980er Jahren runderneuert. Nicht zu retten war das Verwaltungsgebäude aus den 1960er Jahren, das durch einen Neubau ersetzt wurde. Insgesamt beträgt die Nutzfläche 10.000 Quadratmeter.

Spannend gestaltete sich der Umzug von München nach Fürth. Einige Mitarbeiter wollten der Landeshauptstadt nicht den Rücken kehren und bewarben sich bei anderen Dienststellen. Gleichzeitig mussten neue Statistik-Experten rekrutiert werden. Innenminister Joachim Herrmann hatte aber schon vor zehn Jahren betont, dass sich der staatliche Arbeitgeber für "sozialverträgliche Lösungen" einsetzen will. Aber auch eingefleischte Oberbayern haben den Weg nach Franken gefunden und genießen inzwischen die Vorzüge Fürths.

Flexible Lösungen

Und der Betrieb konnte nie pausieren. Nur ein Beispiel: Der Chef des Landesamts, Thomas Gößl (siehe untenstehendes Interview), ist gleichzeitig Wahlleiter bei der Bezirkstags-, Landtags-, Bundestags- und bei der Europawahl. Obendrein vertritt er die deutschen Statistik-Landesämter bei der EU in Brüssel.

Amtssprecher Gunnar Loibl räumt ein, dass durch den Umzug nach Fürth der Behörde tatsächlich einige erfahrene Kräfte verloren gingen. Die positive Erfahrung: An den Universitäten in Erlangen und Bamberg konnten bereits einige junge Experten rekrutiert werden. Obendrein setzt das Landesamt verstärkt auf flexible Lösungen: Home-Office, also tageweises Arbeiten von zu Hause, gilt gerade bei jungen Eltern als guter Anreiz.

Die Aufgaben der Behörde wachsen Jahr für Jahr. Das normale Pensum von A bis Z, von Agrarstatistik bis Zensus, also Volkszählung, wird noch erweitert um den Sozialbericht, der in drei Jahren zum Ende der Legislaturperiode vorgelegt werden soll. Viel politisches Interesse finden auch die Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung, die gerade in Nordbayern bedenkliche Entwicklungen aufzeigen – wie die Überalterung der Bevölkerung und den Mangel an Stellen für Hochqualifizierte.

Ganz klassisch sind die Erhebungen zum Bevölkerungsstand, zu Bildung, Gesundheit, Erwerbstätigkeit, Todesursachen und Umwelt. Hier gibt es Standards für die bundes- und europaweite Vergleichbarkeit.

"Königliches Bureau"

Die Behörde hat eine lange Tradition und eine wertvolle Bibliothek, wenngleich heute die meisten Daten elektronisch erfasst und abgelegt werden. Am 1. Oktober 1808 wurde im bayerischen Außenministerium das "Statistisch topographische Bureau" gegründet und gleichzeitig im Innenministerium eine Polizei-Sektion eingerichtet, die sich ebenfalls mit Statistik befasste. 1850 wurde das Amt zum "Königlich Statistischen Bureau", einer eigenständigen Behörde, aufgewertet. Die Bibliothek ist sogar die größte Spezialsammlung Deutschlands für statistische Fachliteratur.

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