Unterschlauersbach: Ein Dorf mit eigenem Stadtstrand
13.8.2019, 21:00 UhrDas kleine Bächlein ist kaum zu sehen unter dem dichten Bewuchs. Es schlängelt sich durch einen grünen Dschungel. Und genau so soll es sein. Hier ist Platz für Libelle, Bachstelze oder Forelle. Wer will, kann den Schlauersbach, dem seine Natürlichkeit auf 300 Metern zurückgegeben wurde, auch so bezeichnen: als Teil eines Netzwerks aus Biotopverbundsystemen zur Steigerung der Artenvielfalt.
Sein eigenes Biotop hat jetzt also das Dorf Unterschlauersbach, dessen Namensgeber der Bach ist. Nicht nur für Pflanzen- und Tierwelt ist das gedacht, sondern auch für die dort lebenden Menschen. Deshalb wurde entlang des Wasserlaufs ein Spazierweg angelegt. Er wird fleißig genutzt. Die Pergola am Ufer mit den Bänken darunter ist ein beliebter Treffpunkt bei älteren Bürgern, aber auch bei Eltern mit Kindern. Überhaupt haben es die jüngsten Unterschlauersbacher gut. Für sie gibt es kleine Trittsteine am Uferrand, damit sie sich abkühlen und planschen können. Dass der Fußweg ein kleines Gefälle hat, kommt prima an: Hier findet so manches Bobbycar-Rennen statt.
Manchmal trifft sich sogar das halbe Dorf, um am Schlauersbach der öffentlichen Probe des Posaunenchors bei einer kleinen Serenade zu lauschen. Die Musiker stehen dann auf einem Holzpodest, das Badeinsel getauft wurde.
Ein bisschen neigen sie nämlich zur Übertreibung die Unterschlauersbacher. Das Baden ist im höchstens 50 Zentimeter tiefen Flüsschen kaum möglich. Etwas dick aufgetragen ist auch der Begriff Stadtstrand für den Spazierweg. Lydia Striebel, Gemeinderätin aus dem Ort, sieht das gelassen: "Das hat sich halt so eingebürgert." Sie ist begeistert von dem Projekt für ihr Dorf, denn es hat das Gemeinschaftsgefühl gestärkt.
Dabei gab es anfangs etliche Kritiker. So viel Geld ausgeben für ein bisschen Dreck? Auf der Strecke von 300 Metern wurde nämlich der Verlauf des Schlauersbachs verlegt und das wohl nicht zum ersten Mal. Denn ehemals wurde mit seiner Wasserkraft eine Mühle angetrieben, die heute nicht mehr existiert.
Mit Fotodokumentation
Das neue Bachbett sah zu Beginn einfach nur schlammig aus. Das ist auf der Fotodokumentation, die am Wegesrand steht, zu sehen. Die Pflanzen, die die Dorfgemeinschaft, gemeinsam setzte, waren winzig. "Die Leute haben einfach keine Geduld", erinnert sich Großhabersdorfs Bürgermeister Friedrich Biegen.
Das Warten aber hat sich gelohnt. Nach zweieinhalb Jahren ist der Schlauersbach ein Idyll mitten im Dorf. Ein Ort der Entschleunigung für Spaziergänger.
300.000 Euro wurden für die Renaturierung ausgegeben. Mittel, die zu 56 Prozent aus dem Topf "Land- und Dorfentwicklung" des Amtes für ländliche Entwicklung (ALE) stammen, den Rest übernahm die Gemeinde Großhabersdorf.
Martin Payer, der für das ALE als Vorstand für die Teilnehmergemeinschaft bei der Dorfentwicklung mitwirkte, nennt Unterschlauersbach ein "leuchtendes Beispiel" beim Zusammenwirken für ein schöneres Dorf.
Am Ende ist ein Spielparadies entstanden
Noch schöner wäre es nur gewesen, wenn eine längere Strecke des Bachs hätte renaturiert werden können. Doch das muntere Plätschern endet in einem Rohr. Ein privater Grundstücksbesitzer wollte kein Land für das Projekt im Rahmen der Flurneuordnung abtreten.
"Die Maßnahme ist weitgehend abgeschlossen. Wenn es sich der Grundstücksbesitzer jetzt anders überlegt, haben wir Pech und können nichts mehr machen", sagt Bürgermeister Biegel.
Immerhin ist am anderen Ende des renaturieren Bachs ein Spielparadies für die rund 30 Mädchen und Jungen aus dem Dorf entstanden: Kletterhäuschen und Rutsche laden ein. Die Einweihung neben dem Schlauersbach ist am nächsten Sonntag um 14 Uhr. Mit Kaffee und Kuchen sowie Gegrilltem gibt es alles, was zu einem Dorffest gehört.
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