Utrecht als Vorbild: Bekommt Fürth Haltestellen für Bienen?

Wolfgang Händel

Leiter Lokalredaktion Fürth

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3.8.2019, 09:00 Uhr
Utrecht als Vorbild: Bekommt Fürth Haltestellen für Bienen?

© imago/Gerard Til

Ökologie ist das Gebot der Stunde – und sie ist das Thema, mit dem sich bei Wahlen punkten lässt wie noch nie zuvor. Der jüngste Höhenflug der Grünen ist eindrucksvoller Beleg dafür. Kein Wunder, dass der Eindruck entsteht: In der lokalen Politik ist ein regelrechtes Wettrennen darum im Gang, wer sich mehr und intensiver um die Umwelt und ihr Wohlergehen kümmert. Die Kommunalwahl im März 2020 lässt grüßen.

Auch die SPD, in der Vergangenheit nicht unbedingt als Speerspitze der Umweltbewegung gepriesen, hat die Zeichen der Zeit erkannt und prescht immer öfter nach vorn. Jüngster Coup: In einem Antrag regen die örtlichen Genossen an, sogenannte Bienenhaltestellen zu schaffen. Das passe doch vortrefflich zum erfolgreichen Bürgerbegehren, in dem sich auch zahlreiche Fürther für mehr Artenschutz und Artenvielfalt ausgesprochen haben.

Als Vorbild soll, so die beiden SPD-Jungstadträte Maurice Guglietta und Sarah Jonescu, die holländische 350.000-Einwohner-Stadt Utrecht dienen: Dort wurden unlängst die Dächer von 316 Bushaltestellen mit Blick auf Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und Co. bepflanzt – vorrangig mit Sedum-Pflanzen, die dank ihrer leuchtend gelben Blüten zudem das Stadtbild aufhübschen.

Mauerpfeffer oder Fetthenne, wie die Gattung landläufig genannt wird, ist bei den Nektarsammlern äußerst beliebt. Sie gilt als robust und winterhart – und hat laut Experten einen weiteren positiven Effekt: Sie filtert Feinstaub aus der Luft und ist ein guter Regenwasserspeicher. Daher müssen die Sedum-Pflanzen seltener gegossen werden.

Die Aktion fand ein großes Medienecho

Die Aktion hat weit über die Grenzen der Niederlande hinaus ein reges Medienecho gefunden, und auch deutsche Kommunen reagieren. Leipzig handelt bereits, Bonn, Bremen, Düsseldorf, Münster, München und Bochum denken in ähnliche Richtungen – und bald reiht sich vielleicht Fürth ein.

Auf Nachfrage der FN zeigt sich Wolfgang Greul, Prokurist der für den Busverkehr zuständigen infra Fürth, grundsätzlich nicht abgeneigt. "Wir versperren uns da nicht, denn wir wollen ja auch nachhaltig arbeiten." Allerdings kann Greul noch nichts versprechen, denn zunächst müsse man Fachleute hören und mit ihnen klären, was machbar ist.

Und: Man muss sich mit einer privaten Firma abstimmen, die – was kaum jemand weiß – für die meisten von hunderten Buswartehäuschen auf Fürther Stadtgebiet verantwortlich ist. Sie nutzt diese als Werbeflächen, im Gegenzug war sie für die Errichtung zuständig und kümmert sich um den Unterhalt.

In der nächsten Sitzung des infra-Aufsichtsrats soll das Thema nach dem Willen der Sozialdemokraten behandelt werden.

Auch Trinkwasserbrunnen werden gefordert

Deren Kreativität hat sich indes mit dem Vorstoß für Bienenhaltestellen nicht erschöpft. In einem weiteren Antrag greifen sie das derzeit ebenfalls topaktuelle Thema Hitzewelle auf und fordern öffentliche Trinkwasserbrunnen in Fürth. Bei fast 40 Grad im Schatten sei es "äußerst wichtig", dass die Menschen genügend zu trinken bekommen, so die SPD-Stadträte Benedikt Döhla und Markus Dinter-Bienk, von denen die Idee stammt.

Sie verweisen auf "viele bayerische Kommunen", die bereits entsprechende Angebote machen. So habe Erlangen jüngst einen Trinkwasserspender installiert, rund um den Bamberger Domplatz werde an vier Stellen kostenloses Nass angeboten; und in Nürnberg gebe es sogar 17 öffentliche Trinkwasserbrunnen. Für Fürth schweben der SPD als Standorte der Südstadtpark, die Fußgängerzone und der Wiesengrund nahe dem Fitnessareal an der Siebenbogenbrücke vor.

Und was sagt Wolfgang Greul dazu? Auch darüber werde man beraten, versichert der infra-Mann. In diesem Fall sei das städtische Energieversorgungsunternehmens jedoch nicht autark, verschiedene städtische Behörden müssten gehört werden. Etwa das Tiefbauamt – wegen nötiger Anschlüsse – und die Straßenreinigung – wegen möglicher Behinderungen.

Aus infra-Sicht, so Greul, stehe derartigen Brunnen nichts im Weg, "wenn eine Wasserleitung in der Nähe ist".

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