Vereine, Schule, Künstler: Alle wollen in die Feuerwache
21.11.2018, 11:44 UhrRechtzeitig vor der heutigen Stadtratssitzung, in der sich das Gremium mit der Zukunft der alten Feuerwache und des Eichamts beschäftigt, hat sich der neue Zusammenschluss zu Wort gemeldet: in einem offenen Brief, der an den Oberbürgermeister, die Stadträte, die Stadtverwaltung und die Medien ging.
Unterzeichnet ist er von Organisationen, die sich für eine nachhaltige Stadtentwicklung engagieren oder zur kreativen Szene gehören: unter anderem vom Umweltverein Bluepingu, von der Initiative "Essbare Stadt", den Lebensmittelrettern, der mobilen Fahrrad-Werkstatt, Nimm & Gib, vom Repair Café, von FürthWiki, Wir sind Fürth, Sozialforum, der Wohnberatung des Freiwilligenzentrums, von den Grünen, ver.di, ADFC, VCD, der Freien Theaterszene, der Szene Fürth, dem Kulturring C. . .
Dass sie zusammengefunden haben, hat mit dem Festival "Fürth im Übermorgen" zu tun, das im Juli im Stadtpark über die Bühne ging. Dabei seien sehr viele Wünsche gesammelt worden, heißt es in dem Schreiben – und der OB selbst habe die Akteure ermutigt, sich zu überlegen, wie man einige verwirklichen könnte.
Köln als Vorbild
Die Feuerwache rückte dabei in den Fokus. Herausgekommen ist eine Vielzahl von Ideen, was hier Platz finden könnte: Beratungs-, Schulungs-, Veranstaltungs- und Galerieräume, Probe- und Aufführungsmöglichkeiten für Artistik, Musik und Theater, Lager und Verteilräume für Lebensmittel, Ateliers, Fahrrad-, Holz-, Metall- und Textilwerkstätten, dazu ein Café und ein Lastenrad-Verleih.
Ähnliche Bürgerzentren gebe es in anderen Städten, schreiben die Verfasser – in Köln sogar ebenfalls in einer ehemaligen Feuerwache: Die "Alte Wache" ist heute ein soziokulturelles Zentrum, mit Veranstaltungen, Werkstätten und Räumen für Menschenrechtsgruppen und Musikexperten.
In Fürth gibt es viele engagierte Menschen, betonen die Unterzeichner. "Allen gemeinsam ist, dass sie geeignete Räumlichkeiten brauchen, um einfacher, besser und in vielen Fällen auch überhaupt erst tätig werden zu können." In der Wache könnten sie sich an zentraler Stelle vernetzen. Bei einer Zwischennutzung könnte das Konzept erprobt werden.
Kultur, Jugend, Schule
Mit dem Vorstoß ist die Reihe der Menschen, die die Wache nach dem Auszug der Feuerwehr nutzen wollen, noch einmal länger geworden. Zur Erinnerung: Das Kulturreferat hat bereits ein Konzept für ein "Kultur- und Kreativzentrum" vorgelegt. Es stellt sich hier Ateliers, Bandübungsräume, zusätzlichen Platz für die kunst galerie, Arbeitsplätze für kreative Selbstständige und ein kleines Feuerwehrmuseum vor – und dazu im Eichamt ein Jugendkulturzentrum, von dem auch die jungen Fürther der "Aktion Protestgarten" träumen.
Das Schulreferat allerdings hat Eichamt und Feuerwache im Blick, um die Raumnot des Heinrich-Schliemann-Gymnasiums zu lindern. Indem der Schule beide Gebäude einverleibt werden – oder indem mit ihrer Hilfe die Zeit überbrückt wird, bis das HSG in einen Neubau auf dem Wolfsgruberareal ziehen kann. Auch die CSU-Stadtratsfraktion setzt sich dafür ein, die Schule zum Zug kommen zu lassen.
OB Thomas Jung begrüßt die Gedankenspiele: "Jetzt ist die Zeit, um Vorschläge zu machen", sagt er. Bis die Feuerwehr 2020 ihr modernes Quartier am Schießanger bezieht, werde man ein Konzept erarbeiten. Allerdings warnt Jung vor zu hohen Erwartungen: Alle Ideen werde man nicht unterbringen, das Schliemann werde zunächst Priorität haben. Und: Die Wache könne man nicht von heute auf morgen neu belegen. Der Sanierungsbedarf sei immens. Die Elektrik, Heizungen und Sanitäranlagen seien völlig veraltet – und in Sachen Brandschutz werde man kräftig nachbessern müssen: Das 1908 erbaute Haus könne zurzeit nur genutzt werden, weil die Feuerwehr selbst drin ist.
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