Verhängnisvoller Mix macht vielen Kiefern den Garaus
21.3.2019, 06:00 UhrVor rund 100 Jahren war die Kiefer der optimale Baum für die hiesigen Wälder. Genügsam wuchs er auch auf den Böden, von denen die Bauern damals die obere, nährstoffreiche Schicht abgetragen hatten, um damit ihre Ställe auszulegen. Außerdem lieferte er zuverlässig und schnell gutes Holz. Diese Zeiten sind, so scheint es, vorbei.
Zum ersten Mal gab es heuer ein derart massenhaftes Absterben des Nadelbaums, dass Peter Pröbstle um das hiesige Landschaftsbild fürchtet. Auf Sicht gesehen dürfte es sich erheblich ändern. Betroffen, so der Leiter des Forstbereichs am Fürther Landwirtschaftsamt, zuständig für die Waldgebiete im Landkreis, die in privater oder kommunaler Hand liegen, sind im Freistaat vor allem die Regionen um Nürnberg, Fürth und Erlangen. "Etwa 500 000 Kiefern sind dort in den vergangenen Monaten eingegangen", sagt er.
Kaum Niederschlag
Ursache sind laut Pröbstle die Sommer der vergangenen Jahre, denn: "2017 und 2018 waren besonders heiß." Hitze vertragen die Bäume tendenziell schlecht, zudem blieb vergangenes Jahr zwischen April und November nennenswerter Niederschlag aus. "Welcher Baum kann das überleben?", fragt der Forstexperte. Diejenigen Gewächse, die den widrigen Umständen zwar zunächst trotzten, konnten dem nächsten Angriff nicht standhalten: Schädlinge wie der Kiefernprachtkäfer, der Borkenkäfer und Pilze hatten bei den geschwächten Pflanzen leichtes Spiel.
Stark gelitten haben Wälder rings um Langenzenn, Wilhermsdorf, Veitsbronn, Burgfarrnbach, Leichendorf und Ammerndorf. Pröbstle rät den betroffenen Besitzern — über 7000 von ihnen gibt es im Landkreis — die befallenen Stämme möglichst schnell aus dem Wald zu entfernen, damit sich Borkenkäfer und Co. nicht weiter ausbreiten können.
Auch rund um die Alte Veste sind derzeit noch Holzarbeiter zugange. Sie arbeiten allerdings im Auftrag des Forstbetriebs Rothenburg ob der Tauber. Dieser ist für die Bayerischen Staatsforsten (BaySF) zuständig, zu denen ein rund 100 Hektar großes Gebiet nahe der Alten Veste zählt. Auch dort haben Hitze, Trockenheit und Schädlinge zugeschlagen, in den vergangenen Wochen sind deshalb etliche Schneisen, so genannte Rückegassen, entstanden. Sie führen vom Hauptweg ab in den Wald hinein, so dass man über sie mit schwerem Gerät das geschlagene Holz entfernen kann.
Norbert Flierl, Leiter des Rothenburger Forstbetriebs, schätzt, dass zwischen 4000 und 5000 Festmeter Holz weggeschafft werden mussten. Ein Festmeter, so erklärt er, entspricht einem Kubikmeter Holz – so viel liefert eine etwa 100 Jahre alte Kiefer, deren Stammdurchmesser in Brusthöhe bei rund 40 Zentimetern liegt. Möglichst rasch sollen sich die entstandenen Lücken im Wald wieder schließen, vor allem mit Laubbäumen. Nicht nur, weil Buche, Eiche und Bergahorn als widerstandsfähiger gelten – künftig sollen die Forste auch besser durchmischt werden.
Flierl ist optimistisch, dass sich das Areal rund um die Alte Veste von selbst verjüngt. Weil die frischen Laubbäume, die dort bereits wachsen, jetzt mehr Licht und Wasser abbekommen, dürften sie sich bald zu stattlichen Stämmen entwickeln.
Ähnlich sieht das Stadtförster Martin Straußberger, der für den Stadtwald von Fürth zuständig ist. Dieser war, vielleicht aufgrund seiner Bodenbeschaffenheit, nicht so stark vom Kiefernsterben betroffen wie andere Gebiete. Doch auch hier mussten Bäume fallen, und Straußberger setzt auf eine Verjüngung des Forsts von unten. Außerdem hofft er, ebenso wie seine beiden Kollegen, auf einen weniger heißen Sommer. Und auf einige ergiebige Regenfälle im Frühjahr, von denen die Bäume zumindest noch einige Zeit zehren können.
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