Viele Denkmauern durchbrochen
23.02.2012, 09:00 Uhr
Anerkennung hat die 47-jährige Fürtherin bereits weit über die Stadtgrenzen hinaus erfahren. Vor zwei Jahren erhielt Anita Kinle den „World Down Syndrom Award“ — eine Tatsache, die den Oberbürgermeister und gleichzeitigen Lebenshilfe-Vorsitzenden Thomas Jung besonders beeindruckt: „In meiner Zeit im Rathaus hat jedenfalls noch keine andere Fürtherin oder Fürther einen ‚World Award‘ bekommen“, sagt er.
Doch die Lebenshilfe hat Kinle ihren Integrationspreis nicht etwa für die erfolgreiche Mehrung des internationalen Ruhms der Kleeblattstadt verliehen. Selbst ambitionierte Sportlerin und Mutter eines 1999 mit dem Down Syndrom geborenen Sohnes, nahm sie die Leistung von Simon Beresford für sich und andere zum Vorbild: Der Engländer kam ebenfalls mit der Genmutation, die auch als Trisomie 21 bekannt ist, zur Welt und nahm 2007 erfolgreich am London Marathon teil.
200 Mitglieder
Es war für Kinle die Initialzündung: Unter dem Motto „Ich kann laufen so wie du und ich laufe auf dich zu“ organisierte sie bereits wenige Monate später ein gemeinsames Probetraining mit 16 Sportlerinnen und Sportlern mit Down-Syndrom, den „Marathonis“. Erster Wettkampf war der Fürthlauf 2008, es folgten der Metropolmarathon, der München-Marathon und bis heute noch eine ganze Reihe anderer Veranstaltungen.
„Seitdem wurden viele Denkmauern durchbrochen, sind die Marathonis mit ihrer Präsenz, ihrer Lebensfreude und Einsatzbereitschaft, ihrem selbstverständlichen Dabeisein ein Stück in der Gesellschaft angekommen“, würdigte Thomas Jung den Einsatz der Preisträgerin.
Ihr Verein zählt heute 200 aktive Mitglieder mit vielen ehrenamtlichen Unterstützern und Coaches. Kinle hat ein weitreichendes Netzwerk aufgebaut und bietet an vielen Standorten in Deutschland Trainingsmöglichkeiten und –partnerschaften an.
Ein weiterer wichtiger Markstein auf dem Weg zur Integration und Inklusion von Menschen mit Behinderung war die Eröffnung der Thomas-Benjamin-Kinle-Beratungsstelle in der Erlanger Straße. Sie ist Anlaufpunkt für Menschen mit Down-Syndrom und deren Familien, und bietet Unterstützung in Überlastungs- und Krisensituationen.
Anita Kinle dankte nach der Ehrung ihren vielen Helferinnen und Helfern; es sei wundervoll, dass sich so viele Menschen um Integration kümmern. „Fürth ist ein sehr fruchtbarer Boden. Hier weiß kaum noch einer nicht, was das Down-Syndrom ist.“ Im vergangenen Jahr hat der Verein darüber hinaus seine Satzung geändert und sich – auch das ganz im Sinne der Inklusion – allen Menschen mit Behinderung geöffnet.
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen