Waldheim Sonnenland: 22 Bäume müssen weichen
11.6.2020, 09:00 UhrDie Internetseite, die potenzielle Käufer ansprechen soll, ist professionell aufgezogen. Die geplanten Eigentumswohnungen preist die WBG unter dem Titel "Stadtwaldjuwel" an. Auf einem großformatigen Foto blickt der Kunde in einen lichtdurchfluteten Buchenwald. Dass ein solcher in Fürth kaum zu finden ist, stört Werbeleute weniger, der Eindruck zählt, und der vermittelt eine bezaubernde Wohnlage umgeben von Bäumen.
Untermauert werden diese Bilder vom Text auf der Homepage, dort schreibt die WBG: "Grünes Licht für unser neuestes Bauprojekt – im wahrsten Sinne. Mitten im Stadtwald entstehen durch nachhaltigen Umbau 22 Wohneinheiten in einzigartiger Naturidylle." Allerdings: Das mit dem grünen Licht kommt etwas früh.
Noch hat der Stadtrat das Projekt nicht abgesegnet. Bis es so weit ist, hat das Rathaus seine Tochtergesellschaft sogar dazu aufgefordert, keine rechtsverbindlichen Verträge mit Käufern einzugehen. In zwei Wochen soll sich der Umweltausschuss der Stadt Fürth mit dem Bauvorhaben beschäftigen.
Die städtische Wohnungsbaugesellschaft will das frühere Waldheim Sonnenland, in dem die Awo zuletzt eine therapeutische Wohngemeinschaft untergebracht hatte, in Wohnraum umwandeln. Dabei beteuert die WBG, keine zusätzlichen Häuser errichten zu wollen, ebenso wenig sollen die bestehenden Gebäude in der Fläche erweitert werden. Trotzdem laufen Naturschützer Sturm gegen das Projekt.
Der BN warnte bereits im Mai in unserer Zeitung vor einem "Dammbruch im Waldschutz" und "einem Einfallstor für spätere Umweltsauereien". Wohnen sollten dort doch bitteschön nur Rehe, Vögel und andere Tiere. Entweder werde das Areal weiter sozial genutzt, so der BN, oder gleich dem "Wald zurückgegeben".
Im Stadtrat wird differenzierter darüber debattiert. "Die WBG kauft das Gelände doch nicht der Stadt ab, um es dann wieder zum Wald zu machen", betonte SPD-Fraktionssprecher Sepp Körbl, zugleich WBG-Aufsichtsrat, in der letzten Sitzung des Bauausschusses. "Dass hier Wohnraum entsteht, ist klar."
Vorsichtige Kritik übte er allerdings am Zeitplan der WBG: Diese sei wohl "eine Idee zu früh in die Vermarktung" eingestiegen. Trotzdem: Bannwald und Landschaftsschutzgebiet würden nicht angetastet. Baureferentin Christine Lippert hatte zuvor bereits nichts gesehen, was gegen die Pläne spreche: "Der Flächennutzungsplan muss nicht geändert werden und auch baurechtlich spricht nichts dagegen." Der Naturschutzbeirat der Stadt hat sich ihr zufolge mit 4:1-Stimmen für das Projekt ausgesprochen. Körbls Fazit: Der Stadtrat könne einer städtischen Tochter bei einem solchen Projekt also ruhig etwas mehr Wohlwollen entgegenbringen.
Einwände von den Grünen
Einwände kommen von den Grünen. Sie sehen es kritisch, dass die WBG die Wohnungen nicht in ihrem Besitz behalten will. "Einen Verkauf lehnen wir ab", sagt Stadtrat Harald Riedel. Er sieht die Gefahr, dass künftige Eigentümer Baumfällungen durchsetzen könnten. Zudem sei überhaupt nicht klar, welche Auswirkungen der Umbau der Gebäude auf den Wald haben wird. Wird vor Ort der 30 Meter Sicherheitsabstand von der Wohnbebauung bis zum Waldrand eingehalten, den die Stadt bei vergleichbaren Projekten eingefordert hat? Und was, wenn nicht? Detaillierte Auskunft erhofft er sich von der Sitzung des Umweltausschusses am 26. Juni.
Vor allem beim BN bleibt die Skepsis groß. Die Umweltschützer, die auch vor der Sitzung des Bauausschusses demonstriert hatten, glauben nicht an eine Baustelle ohne Rodung. Sie rechnen damit, dass mindestens 23 Bäume gefällt werden müssten.
Auf FN-Anfrage bestätigte die Untere Naturschutzbehörde der Stadt, dass 22 Fällungen beantragt seien. Nicht im eigentlichen Wald, sondern auf dem Grundstück "im engeren Umgriff des Gebäudes", wie es heißt, unter anderem, um eine Parkplatzanlage herzustellen. Betroffen seien Bäume von ganz unterschiedlicher Größe.
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