Was ist dran am Döner?

17.09.2011, 10:00 Uhr
Was ist dran am Döner?

© Hans-Joachim Winkler

Der Feinschmecker

„In Fürth wird schon unheimlich viel Döner gegessen“, weiß Marco Neubauer. Um diese Aussage zu bestätigen, muss der Inhaber des Restaurants „Schwarzes Kreuz“ am Rathaus nur einmal vor die Tür treten. Sein Parkplatz, sagt er, sei regelmäßig übersät von Dönerpapier. Allein fünf Dönerbuden befinden sich im näheren Umkreis seines Restaurants. Ein bisschen schade, findet das Neubauer, denn etwas mehr Auswahl – auch beim Imbissangebot – würde einer Stadt doch gut zu Gesicht stehen.

 Aber wohin er auch blickt: Bratwurstbrötchen oder Fischsemmeln sieht er rund ums Rathaus nicht. Neubauer nimmt’s gelassen. „Fürth ist eben die Dönerhochburg Deutschlands.“ Greift der Chefkoch selbst zum Döner? „Ich würde für einen Döner sicherlich nicht extra irgendwo hinfahren“, sagt Neubauer, „aber wenn ich gerade in Eile bin und daran vorbeilaufe – warum nicht?“ Für ihn ist der Döner jedenfalls ein fester Bestandteil der deutschen Gastrokultur geworden – ähnlich wie der aus Italien eingebürgerte Cappuccino.

Die Ernährungsberaterin

„Der Döner ist fast das gesündeste Fastfood, das wir haben“, sagt Elfriede Leichsenring. „Allerdings“, schränkt die leitende Diätassistentin am Klinikum Fürth ein: „Das gilt nur, wenn er selbst gemacht ist, viel Salat und Tomaten enthält und die Soße nicht trieft vor Fett.“ Und ganz wichtig! „Man sollte ihn als Hauptmahlzeit betrachten.“ Als Happen für zwischendurch sei er zu üppig. Auf einer Gesundheitsskala von 1 bis 10 würde sie dem Döner immerhin eine 5 verleihen, dem Hamburger einer bekannten Fast-Food-Kette allenfalls eine 2.

Leichsenring warnt jedoch vor Billig-Dönerbuden. Ihr Sohn habe schon mal eine Durchfallerkrankung nach dem Genuss eines Döners davon getragen – samt einwöchigem Krankenhausaufenthalt. „Essen muss Qualität haben und Qualität hat ihren Preis“, sagt Leichsenring. Das gilt auch für den Döner.

Der Konkurrent

Seit fünf Jahren grillt und verkauft Luis Höhne Bratwürste auf der Fürther Freiheit. Besonders die Fränkischen haben es ihm angetan, weil sie ihm zufolge ein bisschen fettiger sind als die kleinen Nürnberger. Einen Döner hat Höhne nie gegessen. Er hat es auch nicht vor, es reizt ihn einfach nicht. Neid auf erfolgreiche Dönerbuden verspürt er nicht. „Die arbeiten schließlich, da sollen sie auch Geld verdienen.“ Von Bratwurst auf Döner umzusatteln kommt ihm jedenfalls nicht in den Sinn. Höhne: „Da würde ich ja meine Stammkundschaft verlieren.“

Der Experte

Rund 150 Döner pro Tag gehen im „Bodrum“ am Eingang zur Fußgängerzone über den Tresen. Die Kundschaft besteht je zur Hälfte aus Deutschen und aus Türken. Warum ist das Fleisch im Fladenbrot hierzulande so beliebt? „Der Döner schmeckt“, sagt Ali Erdogan vom Bodrum, „er macht satt, ist praktisch und noch dazu preiswert.“ Einen Döner für unter drei Euro würde er jedoch niemals kaufen. „Da kann irgendwas nicht stimmen.“

Qualitätsfleisch muss es sein, betont Erdogan. Auf Fabrikdöner verzichtet er dankend. Im Bodrum werde das Fleisch noch selbst eingelegt und gespießt. Die Gewürzmischung ist natürlich streng geheim. Frischer Salat, Tomaten, Krautsalat, Zwiebeln und eine gute Joghurtsauce machen den Döner komplett. Dass ihn ein Türke in Berlin erfunden haben soll, will Erdogan nicht glauben. „Das gab es doch alles schon in der Türkei“, sagt er; vielleicht nicht im aufgeschnittenen Brot, aber eingewickelt in dünnes Fladenbrot: der Dürüm-Döner.

Fest dürfte aber stehen: Ohne seine Keimzelle in Berlin hätte der Döner wohl niemals seinen kulinarischen Siegeszug angetreten.

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