Weltmeisterin Lisa Zimmermann wollte schon aufhören

13.11.2015, 16:00 Uhr
Weltmeisterin Lisa Zimmermann wollte schon aufhören

Der Höhepunkt der noch jungen Karriere von Lisa Zimmermann war sicher der Weltmeistertitel im Slope Style im vergangenen Winter und die darauf folgende Teilnahme an den Olympischen Spielen in Sotschi. Oder etwa nicht? „Der größte Erfolg ist, dass ich wieder Spaß an dem Sport habe“, antwortet die 19-jährige Fürtherin.

Weltmeisterin Lisa Zimmermann wollte schon aufhören

© Fotos: AFP

Denn vor zwei Jahren, beschreibt sie, durchlief sie eine „Down-Phase“. Sie wusste selbst nicht, weshalb sie diesen aufwendigen Sport noch ausübt. „Generell ist es bei mir so, dass ich nach dem Winter vom Skifahren erstmal nichts mehr hören möchte.“

Dass sie die Freude am Slope-Style, einer Disziplin aus dem Free-Skiing, wieder gefunden hat, ist wohl auch dem „Lifestyle der Community“ zu verdanken, wie sie es nennt, in der „einfach jeder offen ist und alle gemeinsam auf dem Berg ihren Spaß haben“. In ihrem Sport geht es darum, die Hindernisse wie „Rails“ und „Kicker“ besonders „stylisch und flüssig“ zu überwinden.

Der Jury gefällt bei der Bewertung eines Laufs vor allem das „grabben“, das Greifen mit der Hand an den Ski während eines Sprungs. Dabei gelingt nicht immer demjenigen die beste Artistik, der am härtesten trainiert. Laut Zimmermann geht es um die Einstellung, das Körpergefühl und die Lockerheit bei den Sprüngen. „Man muss auch ein bisschen ein Draufgänger sein. Ich gucke mir Videos an und versuche es dann, ohne groß nachzudenken, nachzumachen. Manchmal kommt dabei auch ein anderer Sprung heraus“, erklärt sie ihre Herangehensweise.

In die Hitze

Um nach dem Winter mit vielen Wettkämpfen und Trainingseinheiten wieder aufzutanken, reist die 19-Jährige im Sommer „einfach dorthin, wo es heiß ist“. Statt Gstaad, Vivigno und Kreischberg heißen die Orte dann Indonesien, Bali oder Fuerteventura, wo sie vom Skifahren Abstand gewinnt und den Kopf frei bekommt. Mit Surfen, Wakeboarden oder Volleyballspielen hält sie sich fit.

Sponsoren- und Preisgelder sind ihr dank ihrer bisherigen Leistungen garantiert. Dass die Karriere eines Sportlers endlich ist und man vor Verletzungen nicht zwingend verschont bleibt, weiß sie aber auch. In ihrer Wahlheimat Innsbruck besucht sie eine Abendschule, um die österreichische Matura nachzuholen, die zum Studium berechtigt.

Beruflich sieht sie sich später im Sport- oder Fitnessbereich. „Das kann sich aber auch nochmal ändern. Die Hauptsache ist, dass man nicht komplett vom Skifahren abhängig ist“, wünscht sie sich. Vor Verletzungen dürfe man dennoch keine Angst haben, denn dann würde nichts mehr klappen. Die Pflichten, die der Titel der Weltmeisterin mit sich bringt, sieht sie mit einer gewissen Lockerheit. „Die Termine gehören dazu und machen Spaß. Außerdem ist es schön, wenn die Leute etwas von unserer Sportart sehen“, findet sie. Ohnehin würde sie sich freuen, wenn der Slope-Style mehr Aufmerksamkeit erhielte.

Für Besuche in ihrer Heimatstadt Fürth bleibt wenig Zeit. Von Innsbruck aus fliegt sie zu Wettkämpfen auf der ganzen Welt, wie zuletzt nach Australien und Neuseeland. Daher „vermisse ich das schon ein bisschen, denn hier bin ich aufgewachsen. Es ist immer schön, daheim zu sein und die Familie zu sehen“.

Die Ziele für die kommende Saison formuliert sie nicht wirklich klar: Der Spaß am Sport und die Gesundheit stehen an erster Stelle – noch vor Titelverteidigungen und guten Platzierungen. „Ich glaube, durch diese Einstellung hat es bisher so gut funktioniert“, glaubt sie. Hauptsache, sie steht bald wieder auf einem Berg.

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