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Weniger Autos, weniger Stromverbrauch: Fürth will spätestens 2040 klimaneutral sein
22.5.2021, 16:12 UhrWäre es eine Satire-Sendung im Fernsehen, könnte man es ganz schnell hintereinanderschneiden: So oft hat man die Wendung "ambitionierte Ziele" aus den verschiedensten Ecken wohl noch nie in einer einzigen Stadtratssitzung gehört.
Das macht es freilich nicht weniger richtig: In der Tat ist ambitioniert, was sich die Stadt da auf die Fahnen geschrieben hat. Spätestens bis zum Jahr 2040 soll ganz Fürth klimaneutral sein. Das ist der Korridor, den die Politik nun per Beschluss festgeklopft hat.
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Das heißt: Ab dann dürfen nurmehr so viel Treibhausgase ausgestoßen werden, wie auch wieder gebunden werden können – Fürths Beitrag zum Kampf gegen die weltweite Klimaerwärmung. Konkrete Zwischenetappen: Die jährlichen Pro-Kopf-Emissionen in Fürth müssen bis 2030 von derzeit rund sechs Tonnen je Einwohner auf 1,7 Tonnen sinken, die Treibhausgas-Emissionen um mindestens sieben Prozent pro Jahr – zuletzt gingen sie lediglich um ein Prozent zurück.
Weniger Individualverkehr
Der Stromverbrauch müsste sich um fünf Prozent jährlich reduzieren und fünf Prozent aller Gebäude wären pro Jahr energetisch zu sanieren. Der Anteil erneuerbarer Energien an der Wärmerzeugung soll von sechs auf 70 Prozent hochschnellen.
Und, ebenfalls ein dicker, vielleicht der dickste Brocken: Der Anteil des motorisierten Individualverkehrs (MIV) soll bis 2030 von derzeit 50 auf 20 Prozent sinken. Einfacher gesagt: Statt, wie jetzt, 50 von 100 Verkehrsteilnehmern mit Auto oder Motorrad dürfen es nur noch 20 sein.
Ambitioniert, wie gesagt, auch die Vokabeln "ehrgeizig" und "einschneidend" wurden bemüht. Doch quer durch die politischen Reihen herrscht Konsens: Man möchte das schaffen, man muss das schaffen, es sei die Zukunftsaufgabe schlechthin.
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Und man war sich einig: Es nützt nichts, wenn sich allein die Politik das hehre Ziel setzt – auch die oft noch zweifelnde Bevölkerung muss davon überzeugt, muss im besten Fall dafür begeistert werden.
Eine schwere Aufgabe, denn klar ist auch: All das kostet viel Geld, und es wird nicht ohne Abstriche bei liebgewonnen Gewohnheiten gehen – etwa bei der Mobilität oder beim Energieverbrauch, um nur zwei besonders naheliegende Beispiele zu nennen. Greifbarer dürfte das werden, wenn Ende des Jahres konkrete Maßnahmen in einem Klimaschutzkonzept definiert werden.
Zudem, das kam im Stadtrat ebenfalls zur Sprache, muss die Wirtschaft als der größte Treibhausgas-Emittent ins Boot geholt werden; finanzielle Hilfen von Bund und Land seien unabdingbar. "Wir allein werden die Ziele nicht erreichen", betonte Oberbürgermeister Thomas Jung.
Der OB ließ auch eine gewisse Skepsis anklingen, als er dafür warb, sich "realistische Ziele" zu setzen. Statt den MIV etwa binnen neun Jahren so drastisch herunterzufahren, regt er an, stärker auf alternative Antriebe zu setzen.
Der städtische Umweltreferent Mathias Kreitinger wiederum plädierte dafür, auf dem Weg "flexibel zu bleiben": Erreiche man die Marke im einen Bereich nicht, müsse eben in einem anderen mehr zustande gebracht werden. Stimmen müsse die Rechnung unter dem Strich. Eine Lesart, die viel Zustimmung erntete.
Denn deutlich spürbar war die Sorge, wie kräftezehrend der Kampf ums Klima werden kann. Der Respekt vor der Aufgabe zeigte sich auch daran, dass eine knappe Ratsmehrheit für die softere von zwei Varianten stimmte, die zur Wahl standen: Sie sieht die klimaneutrale Stadtverwaltung bis spätestens 2035 (statt alternativ 2030) und die klimaneutrale Gesamtstadt Fürth bis spätestens 2040 (statt 2035) vor. Zwischenbilanzen müssen, das hatte der örtliche Bund Naturschutz so angeregt, alle drei Jahre gezogen werden.
Als vehementer Mahner trat einmal mehr Marcus Steurer auf, Geschäftsführer der städtischen Infra, die als Energieversorger und Betreiber des öffentlichen Personennahverkehrs in Fürth bei den notwendigen Maßnahmen in besonderer Weise gefordert sein wird. Steurer sprach im Stadtrat von einem "Überbietungswettbewerb" in puncto Klimaschutz.
"Woher wissen Sie, dass diese Ziele ambitioniert sind und nicht unrealistisch?", fragte Steurer in die Runde. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht leuchte ihm nicht ein, warum Vorgaben beschlossen werden, "ohne zu wissen, was dafür zu tun ist und welche Kosten das verursacht". Die, prognostiziert Steurer, werden enorm hoch sein.
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