Wenn aus Töchtern Frauen werden

17.03.2013, 13:00 Uhr
Wenn aus Töchtern Frauen werden

© ts

Wer steckt hinter Ihrer Runde?

Eißler: Unser Kreis hat sich Ende der 1990er Jahre auf Initiative von ein paar Frauen entwickelt, die für und mit Mädels arbeiten wollten, und das nicht nur in den Jugendzentren. Vertreterinnen der Jugendhäuser sind dabei, der Erziehungsberatungsstelle, des Gesundheitsamtes sowie die Gleichstellungsbeauftragte im Landratsamt Marion Reißig. Und wir sind immer offen für neue Frauen, die sich einbringen wollen.

Was sind Ihre speziell weiblichen Themen?

Eißler: Zum Beispiel Mädchen- und Frauengesundheit oder die erste Party. Zum Umgang mit Alkohol hatten wir Jens Klinge, den Chefarzt der Kinderklinik Fürth, zu Gast. Das war, als das Komasaufen Jugendlicher Schlagzeilen machte und jeder glaubte, die Jugend ginge nur noch feiern, um sich ins Koma zu trinken. Umso wichtiger war es, sachlich aufzuklären. Ganz aktuell sind derzeit die sozialen Netzwerke im Internet.

Wobei abgesehen vom erstgenannten diese Themen doch für beiderlei Geschlecht von Interesse sein dürften, oder?

Eißler: Das stimmt, aber Mädchen haben ihre eigene Art, damit umzugehen. Beispiel Internet: Sie bewegen sich anders in den Chatrooms als Jungs. Da wird zum Beispiel etwas gepostet, und wenn die Freundin nicht sofort darauf reagiert, ist man sauer. So ein Streit wird dann mitunter sogar ins reale Leben transportiert. Und bei so manchem Profilbild stellen sich mir die Nackenhaare auf. Wenn ein Mädchen den Blick in einen tiefen Ausschnitt gewährt, sollte sie sich immer im Klaren sein, dass sie keinen Einfluss darauf hat, wer das Bild für welche Zwecke wohin kopiert. Da sollten Eltern am Ball bleiben.

Inhof: Doch überraschend viele, auch junge Mütter können mit diesen Chatrooms nichts anfangen. Dabei böten sie auch die Chance, mit den Kindern mitzulernen, sich von ihnen etwas erklären zu lassen und im Gespräch zu bleiben.

Nur hat es die Pubertät so an sich, dass sich der Nachwuchs in dieser Zeit gern von den Eltern distanziert...

Eißler: Wir wissen alle, dass Pubertierende Stacheln haben und daran müssen wir uns als Eltern pieksen. Darüber hinaus geben Fachfrauen bei unseren Infoveranstaltungen Tipps, wie welche Themen angesprochen werden können oder wo man lieber den Mund hält.

Wo hält Mama denn beispielsweise lieber den Mund?

Ziegler: Beim Thema Liebe sollte ich mich als Mutter auch nicht mehr einmischen als bei meiner besten Freundin.

Eißler: Bestimmte Erfahrungen müssen Töchter selbst machen. Da muss man ihnen auch einen gewissen Vertrauensvorschuss geben. Klar, dass sie uns nicht überall reingucken lassen wollen. Der erste Liebeskummer kommt irgendwann sowieso, dann ist es wichtig, als Eltern da zu sein. Kommentare wie „Das hab’ ich doch gleich gesagt“ sind in solchen Situationen tabu.

Das haben Sie sich als Jugendliche sicher auch nicht gern sagen lassen, oder?

Eißler: Klar, deshalb ist es auch gut, sich als Elternteil immer wieder zurückzuerinnern, wie es einem selbst in diesem Alter ging. Viele Eltern wollen ein Rezept, das sich eins zu eins umsetzen lässt. Nicht ohne Grund verkaufen sich Erziehungsratgeber so gut. Dabei würde es viel helfen, auf sich selbst zu vertrauen. Nur die Internetgeschichte ist relativ jung. Da fehlt es Eltern an eigenen Erfahrungen. Umso wichtiger ist, ihnen ein Forum für den Austausch zu geben, damit sie sehen, wie es in anderen Familien läuft.

Von Mädels heißt es, sie könnten sich besser mit dem Schulsystem arrangieren, mehr Mädchen als Jungs machen Abitur. Es gibt Studien, die belegen, dass die Wahrscheinlichkeit für Eltern von Jungs um ein Vielfaches höher liegt, mit Schulversagen und Erziehungsproblemen konfrontiert zu werden als bei Mädchen. Bräuchte es nicht eher geschlechtsspezifische Angebote für Jungs?

Eißler: Unbedingt, doch die müssten dann unsere männlichen Kollegen machen. Der Wunsch danach wird immer wieder an uns herangetragen. Und es gibt auch Etliches, doch das ist mehr auf Aktivitäten ausgerichtet: Da wird spontan mal eine Nacht am Computer durchgezockt, Kicker- oder Hallenfußballturniere richten sich gezielt an sie. In Veitsbronn macht der Jugendpfleger Mitternachtssport. Bei den Jungs läuft es eben anders.

Ziegler: Abgesehen davon: So lange es irgendwelche Brüderles gibt oder die Politik von Herdprämie spricht, kommen wir aus der Nummer nicht raus, Frauen- und Mädcheninteressen besonders zu unterstützen.

„Andere Zeiten — Andere Töchter?“, ein Abend zum Thema Mädchen und Töchter in der heutigen Zeit. Vorträge und Workshops mit Fachfrauen. Montag, 18. März, 19 Uhr, Mittelschule Oberasbach, Anmeldung unter Telefon (0911) 6564381 oder (0171) 7560219.

 

1 Kommentar