Werben um Touristen: Fürth will mehr Gäste anlocken
24.7.2018, 12:00 UhrRund 240 000 Übernachtungen zählte das Fürther Gastgewerbe im Jahr 2017. In Erlangen war es das Doppelte. Viele Menschen übernachten überhaupt nur deshalb in Fürth, weil sie eine Messe in Nürnberg besuchen.
Das soll sich ändern, Fürth will sich im wachsenden Markt des Städtetourismus ein deutlich größeres Stück vom Kuchen abschneiden. Deshalb erarbeitete das Rathaus seit Herbst 2016 – begleitet von der Firma Kohl & Partner Bayern GmbH – ein neues Tourismus-Konzept. Es gab Workshops mit Fachleuten, zuvor wurden Experten und Hoteliers befragt, aber auch Menschen auf der Straße, die schon mal antworteten: "Hier gibt es nichts, fahren Sie nach Nürnberg." Aussagen wie diese spiegeln ein Grundproblem wider: Selbst viele Fürther wissen nicht, was ihre Stadt zu bieten hat.
Das liegt auch daran, dass es hier keinen "Leuchtturm" wie einen Dom oder eine Kaiserburg gibt. Vorsichtige Hoffnung setzen einige ins Ludwig-Erhard-Zentrum, aber einstweilen besticht Fürth mit vielen kleineren Sehenswürdigkeiten, Festen und kulturellen Einrichtungen – und die müssen bekannter werden.
Kern des neuen Marketingpakets ist daher die längst überfällige Internetseite www.tourismus-fuerth.de, die im Herbst online geht. Obendrein beginnt die Tourist-Information damit, Soziale Medien wie Facebook, Instagram oder YouTube zu bedienen. Die Postings, heißt es, sollen "humorvoll, selbstironisch, aber selbstbewusst" Fürth als das "eher unbekannte Reiseziel darstellen, das viele Überraschungs- und Glücksmomente bietet". Ein neuer Imagefilm und eine Webcam sollen ebenfalls die Aufmerksamkeit auf Fürth lenken, außerdem will die Stadt mit Bloggern und anderen Meinungsmachern der Sozialen Netzwerke zusammenarbeiten und über Dachverbände wie Bayern Tourismus für sich werben. Dazu kommen Messe-Auftritte und das Bemühen, Fürth als Tagungsstätte auszubauen. Einheitliche Schilder sollen künftig Gästen den Weg zu Sehenswürdigkeiten weisen. Die Tourist-Information, deren Räume bereits im Mai aufgepeppt wurden, soll sich langfristig vergrößern und liebäugelt mit einem Umzug in den Hauptbahnhof.
Unterm Strich kalkuliert die Stadt bis 2025 Mehrausgaben in Höhe von rund einer halben Million Euro ein. Noch keine Kostenschätzung liegt für drei infrastrukturelle Verbesserungen vor. Um verstärkt Busreisegruppen anzusprechen, muss man Busse innenstadtnah parken können. Für Wohnmobile sollen mindestens 20 Stellplätze mit Strom- und Wasseranschluss entstehen, und zwar ebenfalls in unmittelbarer Nähe zum Stadtkern. Mit kostenlosem WLAN in der City will sich Fürth interessanter für junge internationale Gäste machen.
"Wir werden nie ein Rothenburg oder ein Heidelberg", räumt Wirtschaftsreferent Horst Müller ein. "Aber es wäre falsch, deshalb gar nichts zu tun." Die Ausgaben, davon ist man im Rathaus überzeugt, werden sich rentieren. Von Touristen profitierten etliche Branchen, allen voran Gastronomie und Einzelhandel.
Aufhorchen im Konzept lässt dieser Punkt: "Flussbad wiederbeleben". Müller nennt das eine Vision, wohl wissend, dass die Rednitz – unweit der Siebenbogenbrücke lag das alte Flussbad – keine Badequalität aufweist. Aber das könne sich ja irgendwann mal ändern, meint der Wirtschaftsreferent. In großen Städten wie Zürich und in kleinen wie Dinkelsbühl seien Flussbäder jedenfalls ein Renner. "Wir sollten das für Fürth nicht außer Acht lassen."
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