Pläne und Forderungen
Wie lange gibt es das Fürther Impfzentrum noch?
18.6.2021, 16:40 UhrDie Verträge laufen noch bis zum 30. September, so lange ist die Finanzierung durch den Bund gesichert – das gilt fürs Fürther Impfzentrum genauso wie für die vielen weiteren Impfzentren, die im Land entstanden sind. Was danach sein wird? Darüber denkt die Politik zurzeit nach, in zwei Wochen wollen die Länder ein Konzept vorlegen. Darauf einigte man sich bei der Gesundheitsministerkonferenz am Mittwoch.
Erstimpfungen in Fürth: Noch zwei zähe Wochen
Was wünscht man sich denn in der Fürther Rosenstraße? Zwei Herzen schlagen da in seiner Brust, sagt auf FN-Nachfrage Klaus Meyer von der AGNF, die das Fürther Zentrum betreibt. Da ist der Wunsch, dass die Pandemie rasch endet, die dazugehörigen Maßnahmen nicht mehr gebraucht werden. Da ist aber auch der Gedanke, dass eine funktionierende Infrastruktur geschaffen wurde, die man nicht zu früh aufgeben sollte. Meyer und Dr. Michael Hubmann, ärztlicher Leiter des Impfzentrums, plädieren deshalb dafür, die Einrichtungen noch eine Zeit lang "in angepasster Kapazität" zu erhalten.
Die Staatsregierung denkt ähnlich. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) stellt sich "Impfzentren 2.0" vor: Besser sei es, Ressourcen in Reserve zu halten als abzubauen. Und auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) scheint bereit zu sein, die Länder über den September hinaus zu unterstützen.
Die Impfzentren und ihre mobilen Teams könnten im Herbst und Winter nochmal gebraucht werden, falls Auffrischungsimpfungen nötig werden sollten. Noch ist nicht sicher, ob es sie geben muss. Wissenschaftliche Daten dazu gibt es noch nicht, sagt Hubmann. Erfahrungsgemäß lasse die Immunität bei älteren Menschen schneller nach. Gerade für vulnerable Personengruppen also könnten Nachimpfungen ein Thema werden, zum Beispiel in Pflegeheimen, wo sich das Virus verbreiten kann.
Holetschek hat zuletzt eine Verlängerung der Impfzentren bis zum 31. Dezember ins Spiel gebracht. In der Rosenstraße hält man spontan einen Termin am Ende der Wintersaison für realistischer.
Neben der Entscheidung für die Impfzentren wartet die AGNF zurzeit auch auf eine Ansage in Sachen Testzentren. Wie es nach Juni weitergeht mit den sechs Schnelltestzentren, die sie im Auftrag von Stadt und Landkreis zusammen mit dem BRK in Fürth, Stein, Roßtal und Zirndorf betreibt, ist noch offen.
Nachanalyse gefordert: Was kann besser laufen?
Was außerdem jetzt, nachdem sich die Corona-Lage entspannt hat, der Katastrophenfall in Bayern aufgehoben wurde, dringend gemacht werden sollte, sei eine genaue "Nachanalyse", meint Hubmann: um für die nächste Welle, die nächste Pandemie besser gewappnet zu sein, Fehler nicht zu wiederholen.
Jetzt, wo die Eindrücke noch frisch sind, sollte die Politik Strukturen schaffen für den sorgfältigen Blick zurück, auf Stadt-, Landes- und Bundesebene. Sonst werde man beim nächsten Mal zwar Routine haben, aber trotzdem wieder unvorbereitet sein. Es gelte, sich anzusehen, was sich bewährt hat und was man besser machen könnte, etwa bei der Krankenhausversorgung, bei der ambulanten Versorgung, beim Impfen, bei der Materialbeschaffung.
War die Impfreihenfolge richtig?
Ein Beispiel: Man müsse sich Gedanken darüber machen, ob der Fokus bei der Festlegung der Impfreihenfolge zu eng war. Ziel der Ständigen Impfkommission (Stiko) war es, diejenigen zuerst zu versorgen, die nach einer Corona-Infektion ein großes Risiko für einen schweren oder tödlichen Krankheitsverlauf hatten. Man müsse aber mehrere Ziele verfolgen, nicht nur eines, findet Hubmann.
Aus seiner Sicht ist es sinnvoll, auch aufs Infektionsgeschehen zu reagieren, um die Pandemie einzudämmen – also etwa diejenigen rasch zu impfen, bei denen die Inzidenzen hoch sind. Das waren zuletzt, weil sie in Schule oder Beruf mehr Kontakte haben, die jüngeren Altersgruppen. Hubmann ist froh, dass diese durch die größere Flexibilität in den Praxen und durch Betriebsimpfungen jetzt berücksichtigt werden.